Silberband 055 - Der Schwarm
befestigte die schwere Waffe und zog die Handschuhe an. Er nahm den Helm unter den Arm und stellte sich vor die Linsen der Aufnahmeapparatur.
»BARRACUDA«, sagte er. »Ich versuche jetzt, den Manipulator zu entern.«
Kommandant Lerinck kam auf den Schirm und fragte: »Und was tun Sie mit Ihren Leuten?«
»Ich sorge dafür, daß sie sich ruhig verhalten«, entgegnete Pontonac grimmig.
Er hob die Hand, ging zum Pult und drückte den Schalter hinunter. Im Kontrollraum für die Luftumwälzanlage begann das Narkosegas in den Luftstrom zu sickern. Pontonac setzte sich den Helm auf, schaltete die Anzugsversorgung ein und verließ die Zentrale.
»Das wird schwierig werden«, meinte er und aktivierte das Helmfunkgerät. Es lief über die Flottenwelle, und er konnte jederzeit um Hilfe nachsuchen. Ob er sie erhielt, war indes fraglich.
Pontonac ging in seine Kabine und holte die Kamera heraus; ein rechteckiges Ding mit eingebautem Minicomputer für Blende und Belichtung und der Blitzlichteinrichtung für Dauerbetrieb. Er befestigte sie an seinem linken Oberarm und ging zur nächsten kleineren Schleuse.
»Vielleicht schaffe ich es!« sprach er sich selbst Mut zu.
Das kleinere Schott schloß sich hinter ihm. Edmond schaltete alle Lichter ein, um nachher, wenn er zurückkam, das Schiff schneller zu finden und beim Einsteigen nicht erst lange suchen zu müssen. Dann rollte das Außenschott auf. Pontonac hatte vor sich den schwarzen Weltraum. Suchend bewegte er die Augen, und das Geräusch seines eigenen Atems im Raumanzug kam ihm auf einmal fremd und ungewohnt vor.
Dort drüben war das kleine Schiff, und links davon, von seiner gegenwärtigen Lage aus gesehen, befand sich der Manipulator.
Pontonac schaltete das kleine Triebwerk ein und warf sich nach vorn. Er regulierte die Antriebsstärke ein und steuerte vorsichtig auf den Manipulator zu. Dieses ›Ding‹ drehte sich noch immer langsam im Kreis, nur der lange Stachel, der sich tentakelähnlich bewegt hatte, blieb gekrümmt und starr.
Pontonac näherte sich dem spitzen Teil der Tragfläche oder des Teiles, der wie eine Tragfläche aussah.
Er war ganz allein.
Er bemühte sich, seine Fluglage nicht zu verändern, zog die Beine leicht an und schaltete dann das Triebwerk aus. Im freien Fall flog er weiter. Die schwach von den Sternen beleuchteten Formen des Schiffes tauchten vor ihm auf, und er sah, als er den Scheinwerfer einschaltete und langsam bewegte, unter sich die stumpfschimmernde Fläche der Metallmasse. Direkt vor Pontonac klaffte im harten Licht des Scheinwerfers das Loch, das eine der Transformbomben gerissen hatte.
»Vorsichtig näher gehen«, sagte er sich.
Er gab kurzen Gegenschub, stemmte die Beine geradeaus und prallte leicht gegen die Außenhülle. Er nahm den Scheinwerfer in die rechte Hand, schwang sich, indem er sich an einem zerrissenen Stück Material festhielt, zurück nach links.
Der Strahl der Lampe glitt über die aufgerissene Fläche zwischen dem Körper und der Tragfläche des Schiffes. Edmond sah den runden, weißen Kreis über aufgebogene Tragelemente huschen, über geschmolzene Materialien, und zum erstenmal glaubte Edmond zu bemerken, daß er sich hier nicht vor Metall befand, sondern vor einem Material, dessen physikalische Eigenschaften er nicht kannte.
Aber sie müssen so ähnlich wie die hochwertiger Metalle sein, dachte er.
An dieser Stelle, das sah er ziemlich bald ein, kam er nicht in dieses rätselhafte Schiff hinein. Zerschmolzenes und zerfetztes Material und geborstene Träger versperrten ihm den Weg. Er berührte gerade mit den Raumstiefeln die Trennlinie zwischen Schiffskörper und Flügel, ging leicht in die Knie und stieß sich ab. In einem weit ausholenden Kreis flog er einmal um die Mitte des langgezogenen Rumpfes herum und kam zum anderen Loch. Es war wesentlich größer, vermutlich der Treffer der PROTEUS.
»Sieht ziemlich schlecht aus!« sagte er.
Eine ferne Stimme erreichte ihn. Es war Leppa.
»Sagten Sie etwas, Sie Risikoraumfahrer?«
Edmond erklärte grinsend: »Ihr Schuß hat offensichtlich gut getroffen. Das Schiff ist restlos demoliert.«
»War meine Absicht. Was wollen Sie tun?«
Pontonacs Scheinwerfer bestrich die Oberfläche des Rochens. Edmond drehte sich langsam in der Dunkelheit, zwanzig Meter war er jetzt von dem Fremden entfernt.
»Ich suche einen Eingang!«
»Viel Glück!«
»Danke. Kann ich brauchen.«
Pontonac verwendete eine halbe Stunde und länger darauf, einen Einstieg zu finden.
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