Silberband 060 - Die Cynos
hatte erwartet, daß sich ein Flammenstrahl lösen würde und die Schlangen verbrannte, damit sie ihm nichts tun konnten. Kein Flammenbündel löste sich, aber dafür wurde sein eines Bein auf einmal vollkommen gefühllos, es war wie gelähmt, es gehorchte ihm nicht mehr. Es gab nach, knickte einfach ein, und Galz flog der Länge nach zu Boden.
Tränen traten ihm in die Augen, als er vergeblich versuchte, wieder aufzustehen.
Und die Schlangen kamen immer näher. Gleich hatten sie ihn erreicht, dann würden sie ihn verbrennen wie den anderen.
Er begann haltlos zu weinen. Er verzog den Mund und plärrte mit tränenerstickter Stimme: »Mammi! Mammi!«
Und sie kam.
Sie war nicht seine Mutter, aber er kannte sie. Seine Mutter war schön und trug immer kostbare Kleider. Diese Frau versteckte sich jedoch in einem klobigen Anzug und trug Glas vor dem Gesicht.
Oder war es nur ein Spiegel, und er sah sich selbst und seine Mutter? Und war das alles nur ein Traum und würde sie gleich zu ihm sagen: »Du hast nur schlecht geträumt, mein Liebling. Es ist alles wieder gut!«
Sie schloß ihn in die Arme, drückte ihn an sich und sagte: »Sie haben es gleich überstanden, Rouk. Ich werde Sie in Sicherheit bringen.«
Er schluchzte erneut auf und befreite sich aus ihrer Umarmung. Als er sich nach den Schlangen umdrehte, sah er, wie ihre Hände aufquollen, ihre Beine unförmig wurden und ihre Schlangenköpfe Beulen bekamen.
Galz' Tränen versiegten. »Gib es ihnen!« rief er und trommelte mit den Fäusten auf sein gefühlloses Bein. Er feuerte mit seinen Rufen die Frau an, die nicht seine Mutter war, aber die er von irgendwoher kannte.
»Verjag die Bestien. Töte sie …«
Er verstummte jäh. Plötzlich war ihm, als hätte jemand den Druck von seinem Gehirn genommen. Er konnte wieder klarer denken. Und er sah alles mit ganz anderen Augen – als hätte jemand den Schleier, der seinen Blick trübte, gelüftet.
»Irmina!« rief Galz erstaunt aus, als er die Frau erkannte, die er beinahe für seine Mutter gehalten hatte. Er hatte eine lückenlose Erinnerung an die vorangegangenen Geschehnisse und erkannte, was passiert sein mußte.
»Ich war verdummt«, sagte er dumpf.
Irmina Kotschistowa hatte die Lacoons zurückgeschlagen. Nur drei der Schlangenköpfe hatten sich durch Flucht dem Zugriff ihrer parapsychischen Fähigkeiten entzogen.
»Die MARCO POLO wurde von Manips beschossen«, erklärte sie. »Aber durch den Einsatz Korom-Khans und Ahrats ist es uns gelungen, aus dem Bereich der Verdummungsstrahlung zu gelangen und in den Linearraum einzutauchen. Können Sie die Antigraveinrichtung Ihres Kampfanzuges bedienen?«
Er bejahte; eine schmerzliche Erinnerung überkam ihn. »Ich habe mir mit dem Paralysator selbst ins Bein geschossen.«
»Fliegen Sie in die Kommandozentrale«, trug sie ihm auf.
»Und Sie?« fragte er.
»Vielleicht werde ich hier unten noch gebraucht.«
Während er im Schutze des Deflektorschirmes in Richtung der Kommandozentrale flog, schaltete er das Helmfunkgerät auf die allgemeine Frequenz. Aus den Meldungen, die er empfing, ging hervor, daß sich die Lacoons bereits über weitere Decks der MARCO POLO verteilt hatten.
Perry Rhodan verfolgte das Geschehen auf einem Monitor. Die sechs Wachtposten nahmen links und rechts und gegenüber den beiden Zellen Aufstellung. Sie hielten ihre Paralysatoren entsichert und schußbereit in den Händen.
Als die Impulsschlösser aufschnappten und sich die Türen in die Wand schoben, stürzten die beiden gefangenen Lacoons sofort aus ihren Zellen. Sie kamen nur zwei Schritte weit, dann brachen sie zusammen, von den Lähmstrahlen getroffen.
Schnell wurden zwei bereitstehende Schwebetragen herangeschafft. Die Wachtposten verluden die beiden paralysierten Lacoons darauf und brachten sie fort.
»Vielleicht wäre alles anders gekommen, wenn ich gleich von Anfang an schärfer durchgegriffen hätte«, sagte Rhodan wie zu sich selbst.
Oberst Korom-Khan hatte die SERT-Haube abgenommen und überließ die Steuerung der MARCO POLO Senco Ahrat. Jetzt, nachdem sie den Linearraum erreicht hatten und die Verdummung von der Mannschaft abgefallen war, gab es keine Navigationsprobleme mehr.
Der Großteil der Besatzung war soweit wieder für den Kampf gegen die Lacoons frei, und Rhodan hatte den Männern erklärt, daß er nun gegen die Lacoons mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln vorgehen werde. Es gab keinen unter den leitenden Offizieren, der dies nicht begrüßt
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