Silberband 079 - Spur des Molkex
schlief, während der Gefangene am Abgrund saß und sinnend in die Tiefe blickte.
Der Psalta dachte etwa Folgendes: Fliegen müsste man können, dann wäre ich sie los … Aber warum eigentlich? Sie sind gut zu mir, und sie sind Fremde. Das Schanath … es interessiert sie. Es ist unser wertvollstes Gut, denn ohne das Schanath könnten wir unsere Welt niemals verlassen, ohne von der Energiepest gefressen zu werden. Sie wollen wissen, woher wir es haben. Wenn ich etwas wüsste, würde ich es ihnen sagen … Warum denn nicht …? Aber eigentlich sollte Thaloth es wissen … Er weiß doch sonst immer alles … Ja, Thaloth weiß es, da bin ich sicher … Er ist ein kluger Mann …
Gucky blieb ruhig sitzen und überlegte. Wer war Thaloth? Immer wieder dachte der Psalta an ihn, der sein Lehrer gewesen war. Dann wechselten seine Gedanken das Thema und glitten in private Bereiche ab. Gucky wartete noch und esperte in die Stadt. Dort hatte die Polizei gerade dem Obersten Psalta Bericht erstattet und war aus der Villa gejagt worden. Eine groß angelegte Suchaktion wurde eingeleitet, und endlich entdeckte man das Verschwinden des Wachtpostens auf dem Raumhafen. Man reimte sich einiges zusammen, kam aber natürlich nicht auf die richtige Idee. Jedenfalls gab es einige Psaltas, die ihre Lethargie plötzlich verloren und neue Hoffnung schöpften. Der Rest allerdings vegetierte weiter dahin, wie er es gewohnt war.
Der Wachtposten drehte sich um und sah Gucky forschend an. »Es könnte sein, dass ich euch jemand nennen kann, der mehr als ich über den Ursprung des Schanath weiß.«
»Ja?«, machte Gucky und beschloss, ihn erst einmal reden zu lassen.
»Und ihr werdet mich dann freilassen?«
»Sobald unsere Aufgabe erledigt ist, das versprechen wir dir.«
Noch zögerte der Gefangene, dann fuhr er fort: »Ich hatte einen Lehrer. Er heißt Thaloth und wohnt in der Stadt. Gleichzeitig ist er der Verwalter des Geschichtlichen Museums für Raumfahrt. Ich entsinne mich an eine Unterrichtsstunde, der ein Rundgang durch das Museum folgte, das heute kaum noch besucht wird. Niemand hat noch Interesse an dem, was einst gewesen ist, und viele der Unterlagen gingen auch verloren. Es sind nur noch Bruchstücke vorhanden.« Er schwieg. Gucky wartete geduldig. Endlich fuhr der Psalta fort: »Thaloth sprach vom Schanath wie von einem Heiligtum, aber er deutete an, dass er mehr über seinen Ursprung wisse. Fragen in dieser Richtung beantwortete er mit dem Hinweis, dass dieses Wissen uns nicht gut bekommen würde.« Er sah Gucky hoffnungsvoll an. »Kann euch das weiterhelfen?«
»Ich denke schon. Aber wir müssen die Nacht abwarten. Du musst mir nun genau erklären, wo ich Thaloth finde. Wir werden ihn aufsuchen und Fragen stellen. Wenn er sie uns beantworten kann, bist du morgen schon wieder frei.«
»Wir bleiben den ganzen Tag hier?«
»Ja, wir haben keine andere Wahl. Warum schläfst du nicht?«
Der Psalta machte eine bejahende Geste. »Ich will es versuchen, denn ich bin müde.« Er deutete in Richtung Kasoms. »Dein großer Freund hat jedenfalls einen guten Schlaf.«
16.
Der Ertruser zeigte sich, als er geweckt wurde, über die Neuigkeit höchst erfreut und sparte nicht mit Anerkennung. Der Psalta hatte dem Mausbiber, bevor er sich zum Schlaf niederkauerte, den Ort beschrieben, an dem Thaloth wohnte. Es war nicht zu verfehlen, denn das Museum war ein ziemlich hohes Gebäude, das mitten auf dem Platz stand und von einem Park umgeben war. Der Lehrer wohnte gleich daneben in einem kleinen Haus.
Inzwischen sank die Dunkelheit herab. In der Stadt flammten die ersten Lichter auf, und im Gegensatz zu gestern war der ganze Raumhafen von grellen Scheinwerferkegeln gesäumt. Beim Zaun würde es nun keine dunkle Stelle mehr geben – ein Beweis dafür, dass die Psaltas noch immer nicht auf den Gedanken gekommen waren, es mit Teleportern zu tun zu haben.
Es gab einen kurzen Funkkontakt mit dem Beiboot. Kaschart meldete, dass ein Schiff der Psaltas sich bis auf wenige Kilometer genähert habe und wahrscheinlich Beobachtungen durchgeführt hatte. Dann sei es wieder verschwunden. Eine Belästigung habe es nicht gegeben. Sie verzichteten auf längere Berichterstattung, um den Eingeborenen keine Gelegenheit zu geben, das Versteck auf dem Plateau zu orten.
Als es völlig dunkel geworden war, sagte Kasom zu ihrem Gefangenen: »Wir werden dich jetzt verlassen und Thaloth aufsuchen. Unsere Transportmethode kennst du ja inzwischen, erschrick
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