Silberband 079 - Spur des Molkex
teleportierten zurück aufs Plateau, um kurzen Kriegsrat zu halten. Ihr Gefangener empfing sie mit sichtlicher Erleichterung.
Kurz bevor sie zum Raumhafen teleportierten, um einen zweiten Versuch zu unternehmen, ein Stück Netz zu bergen, nahmen sie Kontakt mit Major Kaschart auf. Sie unterrichteten ihn ausführlich über ihr Vorhaben und vereinbarten ein Peilsignal, mit dessen Hilfe er jederzeit ihren Standort bestimmen konnte. Auf ein Stichwort hin sollte das Beiboot sofort zu diesem Standort hinabstoßen und das Netz aufnehmen.
Dann brachte Gucky den etwas ratlosen Parthesa in die Wohnung des Lehrers. Er konnte morgen der Polizei eine phantastische Geschichte erzählen, und nach dem, was wahrscheinlich in der nächsten Stunde auf dem Raumhafen passierte, würde man sie ihm wohl glauben müssen.
Gucky kehrte auf das Plateau zurück, um Kasom zu holen. »Die beiden werden eine unruhige Nacht verbringen, aber ich bin sicher, dass sie der Polizei den Vorfall nicht vor morgen melden werden. Ich habe ihnen geraten, die Wahrheit zu sagen.«
»Major Kaschart ist bereit. Er wartet in zweihundert Kilometern Höhe. Die beiden Patrouillenschiffe der Psaltas haben sich wieder entfernt und stehen in der Nähe des ersten Planeten. Ehe sie eingreifen können, haben wir es hinter uns. Was ist auf dem Raumhafen los? Polizei?«
»Jede Menge, aber nur beim Zaun. Alle zehn Meter steht ein Posten. Die Schiffe selbst sind so gut wie unbewacht. Ich denke, wir haben Zeit genug.«
Sie hatten alles vorbereitet, um so wenig Zeit wie möglich bei der eigentlichen Aktion zu verlieren. Guckys moralische Bedenken waren endgültig verschwunden, denn freiwillig würden sie von den Psaltas nicht einen einzigen Quadratzentimeter Netz erhalten. Eine Probe davon war jedoch unerlässlich, wenn die Zusammensetzung analysiert werden sollte.
Während sie die letzten Vorbereitungen trafen, kramte Gucky in seiner umfangreichen Erinnerung. Seit er zum ersten Mal gedanklichen Kontakt mit dem Netz auf dem Raumhafen gehabt hatte, ließ ihn die Gewissheit nicht los, ähnlichen Mentalmustern schon einmal in seinem Leben begegnet zu sein. Aber wo und wann? Es musste schon viele Jahre her sein – vielleicht Jahrhunderte. Irgendwo in der heimatlichen Milchstraße, wenn ihn seine mehr als vage Erinnerung nicht täuschte. Er kannte das halborganische Material des Netzes, zumindest die Muster seiner Impulse.
Kasom störte seine Konzentration. »Du machst ein Gesicht, als hättest du mitten in der Wüste ein Schwammerl gefunden.«
Gucky schrak aus seinem Sinnen hoch. »Ein … was?«
»Redensart. Soll heißen: Du siehst aus wie ein Philosoph, der gerade dabei ist, ein Problem zu lösen.«
»Ich wollte, es wäre mir gelungen, aber vielleicht fällt es mir später noch ein. Sind wir fertig?«
»Von mir aus können wir. Kaschart wartet schon.«
»Na schön, dann her mit deiner Hand …«
Gucky hatte eine sehr gute Ortsbestimmung vorgenommen, und so materialisierten sie zwischen den Landestützen des kleinen Raumschiffs, das ihnen schon gestern aufgefallen war. Der nächste Wachtposten war zweihundert Meter entfernt und interessierte sich mehr für die am Zaun entlang patrouillierenden Polizeieinheiten als für die Schiffe. Er war ärgerlich über die Unterbrechung der bisherigen Routine, die ihm ein angenehmes Leben beschert hatte.
Kasom wartete nicht erst ab, was Gucky esperte. Er hatte sein Messer gezogen und richtete sich auf. Das Netz reichte bis zu den Stützen und schützte auch sie. Er strich mit der Hand darüber hinweg und spürte die glatte Oberfläche des geheimnisvollen Materials. Gleichzeitig empfing Gucky wieder die undeutlichen Gedankenimpulse, und diesmal erschrak er nicht. Er war darauf vorbereitet und versuchte nun seinerseits, einen mentalen Kontakt mit dem Netz herzustellen. Es gelang in unzulänglichem Maß, aber in gewissem Sinn entstand zwischen ihm und dem Netz eine gedankliche Verbindung, allerdings ohne regulären Kommunikationsaustausch.
Kasom machte sich daran, ein Stück aus dem Verband herauszuschneiden. Gucky erlebte abermals den plötzlichen Ansturm der Instinktivimpulse, die ihm das Gefühl von Angst und Panik übermittelten. Der Mausbiber versuchte, beruhigende Gedanken suggestiv abzustrahlen und sie mit dem Eindruck ›Wir brauchen deine Hilfe‹ zu vermischen. Eine Reaktion zeigte sich immerhin insofern, als die Angstimpulse des Netzes schwächer wurden.
Kasom flüsterte: »Das Zeug ist nicht mehr so zäh und lässt
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