Silberband 087 - Das Spiel der Laren
Nug-Schwarzschild-Reaktoren der MARCO POLO arbeiteten jedoch nicht.
»Interessieren Sie sich für die Kontrollen?« drang Kosums Stimme in sein Bewusstsein. Kalmeck zuckte zusammen. »Wenn Sie wollen, erkläre ich Ihnen alles!« bot der Emotionaut an.
»Das … ist wirklich nicht nötig. Natürlich finde ich alles sehr interessant. Die MARCO POLO ist sicher das berühmteste Raumschiff, das jemals von Menschen gebaut wurde.« Kor Kalmeck musste sich zwingen, die Anzeigen nicht mehr anzustarren. Er wurde von dem Wunsch gedrängt, Kosum nach dem Grund für den Ausfall der Protonenkraftwerke zu fragen, aber er konnte sich nicht dazu entschließen. Irgendetwas hielt ihn davon ab. Auf dem Flug in die Heimatgalaxis war es vielleicht zu Zwischenfällen gekommen, die andere Lösungen notwendig gemacht hatten.
Er gab Kosum die ersten Koordinaten und folgte dem Offizier, der die Haluter und ihn zu den Unterkünften geleiten sollte.
»Ein seltsamer Mann«, bemerkte Fellmer Lloyd. »Haben Sie gesehen, wie er die Kontrollen anstarrte? Ob er misstrauisch geworden ist?«
»Vergessen Sie nicht, was die MARCO POLO für ihn bedeutet.« Rhodan machte eine umfassende Geste. »Dieses Schiff ist ein Mythos. Alles, was ich seinem Gesichtsausdruck entnehmen konnte, war Bewunderung. Nutzen wir die Zeit, solange Kalmeck und die Haluter in ihren Quartieren sind. Endlich haben wir einen Mann, der das Versteck der Menschheit kennt. Er will uns sein Wissen nur in Raten preisgeben. Das geht mir zu langsam. Ich spreche mit Hotrenor-Taak. Der Lare muss uns erlauben, Kalmeck zur Preisgabe aller Informationen zu zwingen.«
Er stellte eine Verbindung zum SVE-Raumer Hotrenor-Taaks her. Solange Kalmeck in der Kabine war, konnte er das gefahrlos tun.
Der Lare meldete sich sofort.
Der Mann, der wie Perry Rhodan aussah und wie Perry Rhodan sprach, berichtete dem Verkünder der Hetosonen, was geschehen war. »Dieser Kalmeck kennt das Versteck der Menschheit. Er will uns aber nur langsam ans Ziel führen«, sagte Rhodan abschließend. »So lange sollten wir nicht warten. Ich schlage vor, dass wir Kalmeck zwingen, uns alles zu verraten.«
»Das werden Sie nicht tun!« rief Hotrenor-Taak scharf.
Rhodan wirkte verwirrt.
»Wir dürfen Atlan und die Menschen nicht unterschätzen«, sagte der Lare. »Glauben Sie im Ernst, dass Atlan Geheimnisträger in die Galaxis schickt, ohne daran zu denken, dass diese dem Gegner in die Hände fallen könnten?«
»Wahrscheinlich haben Sie Recht.«
»Bestimmt sogar! Ich bin sicher, dass Kalmeck sich eher selbst töten würde, als uns sein Geheimnis unter Gewalteinwirkung zu verraten.«
»Das habe ich nicht bedacht«, gestand Perry Rhodan.
Der Lare lachte verächtlich. »Wir werden so vorgehen, wie ich es will. Eine große Flotte unserer Raumschiffe steht bereit. Sie wird der MARCO POLO in sicherem Abstand folgen. Kalmeck wird uns auf diese Weise langsam, aber sicher in das Versteck führen.« Sein Gesichtsausdruck veränderte sich. »Wir werden Atlans heimlichen Aktivitäten ein Ende bereiten!«
»Ich berichte Ihnen regelmäßig, was Kalmeck unternimmt«, versicherte Rhodan.
»Lassen Sie ihn nicht aus den Augen!« empfahl ihm Hotrenor-Taak. »Er ist vor Freude überwältigt, aber er ist trotz allem ein Terraner. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Atlan Dummköpfe losschickt.«
18.
Kor Kalmeck lag auf dem Bett in seiner Kabine und starrte zur Decke hinauf. Die Sache mit den Protonenkraftwerken beschäftigte ihn immer noch, aber wahrscheinlich gab es eine einfache Erklärung dafür.
Sein persönliches Zusammentreffen mit Perry Rhodan war anders verlaufen, als er es sich vorgestellt hatte. Natürlich war Rhodan kein Mann, der das Pathos liebte, das wusste Kalmeck aus vielen Erzählungen. Trotzdem war die Begegnung zu sachlich und nüchtern verlaufen.
In 120 Jahren konnte viel geschehen sein. Die Menschen in der Provcon-Faust waren unter völlig anderen Bedingungen aufgewachsen als jene, die nun mit der MARCO POLO von der fernen Erde kamen. Ein großer Teil der Besatzung war erst nach der Versetzung Terras geboren worden. All das trug zur Entfremdung bei.
Wir müssen uns erst wieder aneinander gewöhnen, dachte Kalmeck. Er schloss die Augen, aber er konnte seine Gedanken nicht zur Ruhe bringen. Er erwog sogar, zu den Halutern hinüberzugehen und mit ihnen zu reden. Andererseits konnte er von Menc und Perlat keine Erklärungen erwarten. Sie hatten zu dieser Situation nur die Beziehung von
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