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Silberband 113 - Der Loower und das Auge

Silberband 113 - Der Loower und das Auge

Titel: Silberband 113 - Der Loower und das Auge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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Mund offen. »Da hinaus?«, fragte er schließlich.
    Kert Davort nickte. Er war mit zehn Jahren einer der Ältesten in dieser Gruppe, ein robuster, etwas untersetzter Junge mit dem typischen braunhäutigen Teint der Terraner. Seine dunklen Augen blitzten, und er hielt die etwas kleinere Leevina Worsov an der Hand, als müsste er verhindern, dass sie ihm davonlief, ehe er seinen Fluchtplan durchführen konnte.
    Der Schein trog, das wusste sogar Bobby. Leevina hatte den Aufruhr im Leib, und mit absoluter Sicherheit stammte die Idee zu diesem abenteuerlichen Unternehmen von ihr. Sie war ebenfalls schon zehn Jahre alt, aber kleinwüchsig und dünn, und mit ihren blonden Locken und den stets unschuldig blickenden blauen Augen wirkte sie zart und hilfsbedürftig wie kaum ein anderes der siebenundneunzig Kinder in der Station. Aber unter dem blonden Schopf saß ein Gehirn, das einen Streich nach dem anderen ausheckte.
    »Das sage ich Denver!«, kündigte Bobby an.
    »Bist du verrückt geworden?«, zischte Kert. »Wenn du das tust, verprügele ich dich so sehr, dass du drei Tage lang nicht mehr sitzen kannst!«
    »Das wäre dumm«, behauptete Bobby altklug. »Dann weiß Alurus sofort, dass ihr euch wieder etwas ausgedacht habt.«
    »Alurus ist ein Dummkopf!«, rief Kert verächtlich, und Bobby, darauf abgerichtet, jeden sich bietenden Vorteil sofort zu ergreifen, wandte sich zur Flucht. So flink er auch war, Kert erwischte ihn. Der Zehnjährige packte Bobby an beiden Schultern und warf ihn zu Boden. Bobby fiel aufs Gesicht, und das Gewicht des Größeren hinderte ihn daran, sich zu erheben. Obwohl ihm das Blut aus der Nase rann, wartete er geduldig auf eine Chance. Vor einem halben Jahr hätte er wegen eines weit geringeren Schmerzes laut geweint; inzwischen wusste er, dass ihm das nicht weiterhalf.
    »Es wird Zeit, dass du lernst, wie du dich uns gegenüber zu verhalten hast«, knurrte Kert Davort.
    »Lass ihn in Ruhe!«, sagte Leevina wütend.
    Kert war so verblüfft, dass er für einige Sekunden von Bobby abließ. »Was hast du gesagt?«, fragte er.
    Leevina packte ihn am Arm und zog ihn hoch. Sie war nicht kräftig genug, um es mit Kert aufnehmen zu können, aber der Junge folgte dem Zug ihrer mageren Hände fast mechanisch. Er war stärker als Leevina, aber nicht so intelligent, und er ordnete sich ihr fast immer unter.
    Bobby bekam von der Unterhaltung so gut wie nichts mit. Er spürte nur, dass die Last von ihm gewichen war, raffte sich auf und rannte den Korridor hinunter, als wäre der Leibhaftige hinter ihm her.
    »Er verrät uns!«, schimpfte Kert. »Ich muss ihn einholen. Er läuft bestimmt zu Denver, und dieser Trottel erzählt alles dem Lackäugigen.« Aber er blieb stehen, denn Leevina hielt ihn immer noch fest.
    »Lass ihn«, sagte das Mädchen lachend. »Was kann er schon erzählen? Dass wir weglaufen wollen, wird ihm niemand glauben. Alle denken doch, dass wir ihre Märchen glauben.«
    »Hm«, machte Kert.
    »Ich habe es dir oft genug erklärt«, sagte Leevina geduldig. »Du brauchst nur hinzusehen.«
    Sie deutete auf die transparente äußere Wand des Korridors, und Kert empfand wie immer nackte Angst beim bloßen Anblick der Welt jenseits der schützenden Wände. Was er sah, war ein Albtraum aus wuchernden Pflanzen, armlangen Insekten und seltsamen, sich windenden Dingern zwischen niedrigen Farnen.
    »Sie haben uns oft genug erklärt, dass wir draußen nicht leben können.« Leevinas blauen Augen funkelten, sie fasste Kert am Arm und führte ihn dicht an die Wand heran. »Sie sagen, dass es zu heiß und zu nass ist und dass es giftige Tiere und Mörderpflanzen gibt. Aber ich glaube ihnen nicht. Je öfter sie es sagen, desto größer wird die Lüge, die sie uns erzählen. Hast du das nicht endlich begriffen? Sie haben uns so viel Angst gemacht, und nun glauben sie, dass wir nicht mal dann weglaufen würden, wenn alle Schleusen weit offen wären.«
    »Und wenn es doch wahr ist?«, flüsterte Kert wie betäubt.
    Leevinas glockenhelles Kinderlachen klang unheimlich angesichts der dampfenden grünen Hölle. »Hast du schon einmal erlebt, dass die Erwachsenen uns die Wahrheit sagen?«, fragte sie spöttisch. »Diese Steingesichter und Alurus sind Erwachsene, und sie lügen uns an, weil sie daran gewöhnt sind, Kinder zu belügen.«
    Kerts sonst nicht sehr beweglicher Geist erspähte diesmal einen schwachen Punkt in Leevinas Beweisführung. »Sie haben gar keine Kinder«, widersprach er. »Sie wissen nicht, wie

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