Silberband 114 - Die Sporenschiffe
den Angstschweiß auf die Stirn.
In den letzten zwanzig Jahren hatte es zwei Zwischenfälle mit Wirrseln gegeben. Einmal war eine ganze Schlucht zusammengestürzt, und im zweiten Fall war das Teufelsding mit seiner Besatzung explodiert.
Draußen erklang das Dröhnen einer schweren Strahlwaffe. Zweifellos versuchte Soono einen Damm zu errichten, um der Yardahanada das Erreichen der Höhle zu ermöglichen.
Dieses Gespenst von einem Weib!, dachte Tschan boshaft. Hoffentlich braten ihr die Kerle im Wirrsel den dürren Hintern. Es kam ihm dabei nicht in den Sinn, dass er Gefahr lief, ein ähnliches Schicksal zu erleiden.
Er sah, wie der Kitter sich verformte und immer mehr Ähnlichkeit mit ihm gewann.
»Sobald du fertig bist, gehst du hinaus und ergibst dich!«, befahl er. »Vielleicht sind sie damit zufrieden und ziehen wieder ab.«
Er wandte sich an Eltariccer. »Sind alle Schluchtdiamanten versteckt?«
Der geschuppte Riese bejahte. Tschan trat in den Höhlenausgang und sah einen großen Schatten sehr nahe herabfallen. Angdröhm sah die Sinnlosigkeit weiterer Beobachtungen wohl ein und suchte in der Höhle Schutz. Natürlich hätte Angdröhm die Flucht ergreifen können, doch jeder auf Kartlebec wusste, dass er zu Tschan gehörte, und die Schande, ein Feigling und Verräter zu sein, hätte ihn früher oder später mit der gleichen Sicherheit umgebracht wie die Kanonen des Wirrsels.
Angdröhm tappte herein, seine Schwerfälligkeit am Boden war unübersehbar.
»Gebt ihm eine Waffe!«, sagte Tschan unfreundlich, dann trat er vor die Höhle.
Vom Westen her kam die Yardahanada. Sie hatte ihr Gewand, das sie beim Laufen behinderte, abgeworfen, sodass ihre bleiche knochige Gestalt sichtbar war. In einer Hand hielt sie ihre Waffe. Halb rechts von ihr verlief die Spur des Wirrsels, die schreckliche Maschine blies eine Fontäne pulverisierter Felsen in die Luft. Ein oberflächlicher Beobachter hätte vermutet, dass die Leute im Wirrsel versuchen wollten, der Frau den Weg abzuschneiden, doch Tschan, der die Erfahrung unzähliger Kämpfe in den Schluchten von Kartlebec besaß, wusste es besser. Die Yardahanada wurde von den Angreifern zur Höhle getrieben.
»Sie wollen uns alle zusammen in der Falle haben!«, rief das Familienoberhaupt verbissen.
Soono stand auf einem Holzstapel neben der Höhle und feuerte dorthin, wo die Spur des Wirrsels verlief. Sein Versuch, den Wirrsel aufzuhalten, war sicher mutig, aber vergeblich. Solange die Maschine unter der Oberfläche blieb, konnte die Familie nichts gegen sie ausrichten.
»Soono«, sagte Tschan. »Komm herein!«
Er ging zur Schalttafel im Vorraum der Höhle. Sobald Soono und die Yardahanada die Höhle erreicht hatten, würde er den Schutzschild der Wohnstatt einschalten. Das Energiefeld umschloss die Höhle kugelförmig, reichte also auch in den Boden. Das würde verhindern, dass der Gegner sich von unten in die Höhle wühlte. Einen Augenblick spielte Tschan mit dem Gedanken, sofort nach Soonos Rückzug den Schild zu aktivieren und die Yardahanada ihrem Schicksal zu überlassen. Aber die anderen hätten für diesen Verrat sicher kein Verständnis aufgebracht.
»Fertig!«, sagte der Kitter.
Tschan sah ihn an und lächelte böse. »Ein bisschen schief, aber es geht«, stellte er fest. »Hinaus mit dir, bevor ich den Schild aktiviere. Versuche, mit ihnen ins Gespräch zu kommen, oder lass dich als Tschan erschießen. Nun kannst du zeigen, was du wert bist, mein Guter.«
Soono kam herein und sah Tschan und den Wandelbaren an; es schien ihm schwerzufallen, das Familienoberhaupt zu identifizieren.
Das Mimikrywesen ging hinaus. Für den Kitter war die Gefahr gering, denn er konnte sich, falls er starb, aus einer Zelle erneuern.
Die Yardahanada war nur noch dreißig bis vierzig Schritte von der Wohnstatt entfernt, als schräg hinter ihr der Wirrsel aus dem Boden sprang. Er schob eine gewaltige Masse von Felsen und Erde wie einen Wall vor sich her und kam schließlich darauf wie ein riesiger, an Land geschwemmter Fisch zu liegen. Seine drei schenkeldicken Kanonenmündungen zeigten auf die Höhle. Deutlich war noch das Flimmern der Strahlprojektoren im Bug zu sehen. Das tropfenförmige Panzerfahrzeug war etwa zwölf Meter lang und durchmaß an der dicksten Stelle sieben Meter.
Wenn die Besatzung nun die Waffen abgefeuert hätte, wäre alles schnell vorbei gewesen. Aber wie Tschan vermutet hatte, machten die Angreifer sich einen Spaß daraus, alle Familienmitglieder in der
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