Silberband 114 - Die Sporenschiffe
Falle zu wissen.
Die Yardahanada stolperte herein und schlug der Länge nach hin. Tschan schaltete den Energieschild ein und sagte: »Zieh dir etwas an.«
Seine Gedanken waren die irrationalen Überlegungen eines Greises. Wenn Samkar kommt, wird er dieses verdammte Ding mitsamt der Besatzung in die Hölle schicken, dachte er liebevoll.
Der Kitter war ein so großer Fatalist, dass seine Regungen stets nur die Wünsche seines Familienoberhaupts widerspiegelten. Sein Gefühlsleben wäre jedem Menschen beschränkt erschienen. Dabei gab es auch für den Wandelbaren erstrebenswerte Ziele, die zu realisieren Wesen wie er allerdings nur in ihrer natürlichen Umgebung versuchten. Auf ihrem Heimatplaneten rangen die Kitter um eine ideale Form und erzielten sogar phänomenale Ergebnisse – fernab dieser Welt verloren die Wandelbaren indes einen großen Teil ihrer Fähigkeiten. Die geschätzte Anzahl der Kitter, die sich in Norgan-Tur außerhalb ihrer Heimat bewegten, belief sich auf dreitausendfünfhundert.
Als Tschans Kitter vor dem Wirrsel stand, waren seine Gefühle weitgehend abgestumpft. Ihn beschäftigten nur die vom Familienoberhaupt erhaltenen Befehle. Er wartete nur darauf, dass jemand in dem Panzerfahrzeug auf sein Erscheinen reagierte. Die Wahrscheinlichkeit, dass früher oder später das Feuer auf ihn eröffnet würde, berührte den Kitter kaum.
Nicht einmal die völlige Vernichtung konnte ihn erschrecken, denn er war nur ein Ableger der Urmasse, die für alle Ewigkeiten weiterexistieren würde.
Der Kitter hob beide Hände, um anzudeuten, dass er nicht bewaffnet war und verhandeln wollte. Die Angreifer würden denken, dass es sich um das Angebot einer Kapitulation handelte, nur damit würden sie zufrieden sein.
Dass Tschan sich auf dem Markt von Gry wieder wie ein Verrückter aufgeführt hatte, war für den Kitter keine Überraschung. Früher hatte er den Alten auf seinen Reisen oft begleitet und wusste, zu welchen Exzessen Tschan imstande war.
»Was willst du?«, erklang eine dröhnende Lautsprecherstimme.
»Ich bin Tschan, das Oberhaupt dieser Familie«, sagte der Kitter langsam.
Niemand antwortete.
»Diese Sache betrifft nur mich«, fuhr der Wandelbare fort. »Meine Familie hat damit nichts zu tun. Deshalb ergebe ich mich, ich bin euer Gefangener.«
Aus dem Lautsprecher kam wildes Gelächter. »Du bist nicht Tschan«, sagte jemand. »Du bist der Kitter der Familie. Habt ihr denn wirklich geglaubt, dass ihr damit Erfolg haben würdet?«
Der Kitter war ein wenig ratlos. Sicher hatte es keinen Sinn, weiter auf dem Täuschungsmanöver zu beharren. Aber würde die Wirrsel-Besatzung zulassen, dass er in die Höhle zurückkehrte?
»Es geht nicht allein um Tschan, sondern um die gesamte Familie. Du kehrst jetzt in die Höhle zurück!«, befahl der Sprecher. »Sobald du dort bist, darf niemand mehr heraus. Wir erschießen jeden, der die Wohnstatt verlässt.«
»Und was ist der Sinn dieses Belagerungszustands?«, wollte der Kitter wissen.
»Ihr werdet ausgehungert!«, lautete die eindeutige Antwort. »Eure Vorräte reichen für siebzehn Tage, danach werdet ihr verdursten und verhungern.«
»Warum diese Quälerei?«, fragte das Mimikrywesen. »Warum kein Kampf mit einem schnellen Tod?«
»Dafür gibt es Gründe, die ihr früh genug erfahren werdet.«
»Wir könnten uns freikaufen«, schlug der Kitter vor.
»Mit den Schluchtdiamanten? Ihr werdet sie auf jeden Fall verlieren, denn das Versteck ist bekannt. Geh jetzt, jedes weitere Wort ist sinnlos.«
Der Wandelbare sah ein, dass er nichts erreichen würde. Er drehte sich um und ging zur Höhle.
Woher, fragte er sich, wussten die Gegner etwas über die Vorräte? Und woher kannten sie das Versteck der Schluchtdiamanten?
Tschan erwartete ihn im Vorraum der Höhle und ließ ihn ein. Die Angreifer im Wirrsel hätten den Moment nutzen können, als der Energieschild erlosch, doch sie verhielten sich ruhig.
»Das war eine totale Panne«, fuhr Tschan das Mimikrywesen an. »Du hast völlig versagt.«
Der Kitter wusste, dass dies nicht den Tatsachen entsprach, und er wusste, dass Tschan dies ebenfalls klar war. Deshalb schwieg er.
»Jetzt sitzen wir fest«, grollte Tschan. »Hoffen wir, dass Samkar bald kommt.«
Aber Samkar kam nicht, weder an diesem noch am nächsten oder an einem der darauffolgenden Tage ...
Zunächst hatte Mezza Angdröhm geglaubt, dass er sich an die kleiner werdenden Rationen gewöhnen würde, aber mit zunehmender Entkräftung
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