Silberband 115 - Kämpfer für Garbesch
Ehrfürchtig blickten alle aus ihren schwarzen Kugelaugen auf den Vorbeißer und seine Jagdbeute.
Ath richtete sich auf, nachdem er das tote Bron-Klyth niedergelegt hatte. Triumphierend blickte er um sich.
Zwei Frauen und ein Mann trugen mehrere unterarmlange Honigechsen, einen halbwüchsigen Belgremer und in einem Lederbeutel die Honigwaben eines Stocks von Sammlerlibellen heran. Nachdem sie die Beute neben das Bron-Klyth gelegt hatten, traten sie zurück.
Yesevi Ath stellte zufrieden fest, dass nichts von der Beute angerührt worden war. Keiner hatte gefrevelt, obwohl allen der Hunger deutlich anzusehen war.
Er beugte sich tief hinab. Sein Zangengebiss packte zuerst den Schädel des toten Bron-Klyths. Knochen splitterten, und er schlürfte genießerisch. Danach biss er eher symbolisch alle weiteren Beutestücke an, richtete sich wieder auf und deutete auf den Boden.
Das war das Signal für alle, die Freigabe der Beute. Männer und Frauen zerlegten die Beute, schnitten das feste Fleisch in Streifen, die sie in Lederbeutel packten, und teilten die Innereien und weicheren Fleischstücke in Portionen auf, die sofort verteilt und gegessen wurden.
Die Laboris verzehrten das Fleisch roh. Zwar kannten sie das gezähmte Feuer, aber sie wussten auch um die Empfindlichkeit ihres Lebensraums und dass sie alles vermeiden mussten, was den ohnehin schwachen Sauerstoffanteil der Atmosphäre gefährden konnte. Deshalb brannten in ihren Lagern und Wohnhütten niemals Feuer, es sei denn, um bestimmte Heiltränke zu sieden.
Nach der Mahlzeit teilte Ath die Wache neu ein. Die Mitglieder seiner Jagdgruppe zogen sich in die Seitenstollen zurück.
Der Vorbeißer setzte sich auf, als jemand seinen Namen rief. »Wer will zu mir?«, fragte er.
»Usilfe!«, hallte es durch den Seitenstollen.
Vor zwei Tagen hatte er Usilfe Eth losgeschickt, damit sie Großwild aufspürte.
»Komm herein!«, sagte er.
Die Späherin betrat die kleine Felsenkammer am Ende des Seitenstollens. Sie trug den gleichen schwarzen Lederkilt wie alle erwachsenen Laboris, dazu eine Weste aus der Wolle der Uguer-Symbionten und eine flache Mütze aus dem gleichen Material. In der rechten Hand hielt sie ihren Schleuderstab - ebenfalls aus dem Unterschenkelknochen eines von ihr besiegten Laboris gefertigt. Hinter einem um ihren Leib gewundenen Seil steckte ihr scharf geschliffener Knochendolch.
Usilfe schnaubte verächtlich, als sie Gisileh und Irgunah sah, die neben dem Vorbeißer schliefen, doch Yesevis verweisender Blick rief sie zur Ordnung.
»Ich habe die Spur eines Altvaters entdeckt«, berichtete sie. »Sie führt ins kalte Feuerloch des Wangg Wanath, und er hat größere Beute mitgeschleppt.«
Ath sprang wie elektrisiert auf. Altväter und Altmütter waren ausgewachsene Bron-Klyths, riesige Tiere von der Masse dreier Laboris. Wegen ihres großen Gewichts und der dünnen Atmosphäre Arpa Chais trugen ihre Flughäute sie nicht mehr, deshalb zogen sie sich auf die Berge zurück. Sie waren ungeheuer schlau und ließen sich nur selten aufspüren.
Wenn es einer Jagdgruppe jedoch gelang, einen Altvater oder eine Altmutter zu erlegen, hatten ihre Mitglieder für längere Zeit ausgesorgt und konnten sich von allen vorangegangenen Strapazen erholen.
»Wir brechen sofort auf!«, entschied Ath.
Er stieß die beiden weiblichen Laboris neben sich mit den Füßen an, bis sie aufwachten, dann eilte er mit Usilfe in die Haupthöhle und rief zur Großwildjagd.
Nicht lange danach waren alle in der Haupthöhle versammelt.
»Ein Altvater befindet sich wahrscheinlich im kalten Feuerloch des Wangg Wanath«, erklärte Ath. »Wir brechen auf, nehmen die Vorräte mit und schicken die Kinder in die Höhle des Flüsternden Riesen.«
Unter den kleineren Kindern entstand Unruhe. Sie fürchteten sich davor, längere Zeit von ihren Müttern getrennt zu sein - nicht ohne Grund, denn falls sie von einer anderen Jagdgruppe gefunden wurden, waren sie eine willkommene Beute. Der Überlebenskampf auf Arpa Chai war gnadenlos.
Ath führte die Laboris aus der Höhle. Draußen schlug ihnen die Glut des Tages entgegen. Die rote Sonne Wahiat Zent brannte erbarmungslos auf die Felsen herab und ließ die Luft wabern. In dieser Hitze war alles Leben erstarrt. Die Tiere hatten sich in Felshöhlen zurückgezogen, die Pflanzen hatten sich zusammengerollt.
Mit raumgreifenden Schritten huschten Yesevi Ath und seine Laboris über den glutheißen Fels, und nur ihre dicken Homsohlen schützten sie
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