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Silbermantel

Titel: Silbermantel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guy Gavriel Kay
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dich aufpassen, und zwar mit all seiner Kraft. Ich sage es euch beiden. Verstehst du denn nicht, Davor?«
    Er verstand es wohl. Allerdings zu spät. Und es war eindeutig, dass er sich wieder wie ein Idiot benommen hatte. Schon wieder. Und er hatte keine Zeit, es wieder gutzumachen, denn nun waren sie einmal um das Lager herum, und Levon, Torc und siebzehn weitere Reiter saßen bereits auf ihren Pferden, während der gesamte übrige Stamm sich versammelt zu haben schien, um ihnen Lebewohl zu sagen.
    So war es nicht zu einem letzten Wort zwischen ihnen gekommen. Er hatte jedoch Ivor ganz fest umarmt und dabei gehofft, der Häuptling werde irgendwie merken, dass es etwas Besonderes war, wenn er das tat. Gehofft, aber nicht gewusst, ob er es gemerkt hatte.
    Dann waren sie losgeritten, gen Süden nach Brennin, auf dem Weg nach Hause, die Axt in seiner Satteltasche, die Schlafrolle hinter sich, eine ganze Reihe von Dingen ebenfalls hinter sich, viel zu weit hinter sich, als dass er etwas hätte unternehmen können.
    In der sternenhellen Dunkelheit der Ebene öffnete Dave noch einmal die Augen. Levon war immer noch da und wachte über sie, über ihn. Kevin Laine hätte gewusst, wie dieses letzte Gespräch zu führen war, dachte er überraschenderweise und schlief ein.
     
    Am zweiten Tag ritten sie kurz vor Sonnenaufgang los. Levon legte ein zügiges, aber durchaus nicht ermüdendes Tempo vor; die Pferde würden durchhalten müssen, und die Dalrei wussten, wie man das einzuschätzen hatte. Sie hielten sich dicht beieinander, während drei Männer, die alle zwei Stunden abgelöst wurden, ihnen achthundert Meter vorausritten. Schnell und in aller Stille, hatte Gereint geraten, und sie alle wussten, dass Torc vor zwei Wochen Svart Alfar auf dem Weg nach Süden gesichtet hatte. Levon mochte auf der Jagd bereit sein, ein kalkuliertes Risiko einzugehen, doch er war kein unbesonnener Mann; Ivors Sohn konnte schwerlich diese Eigenschaft besitzen. Er hielt sie in Bewegung, rasch und zugleich wachsam, und die Bäume am Rande Pendarans zogen in gleichmäßigem Tempo rechts an ihnen vorbei, während die Sonne am Himmel höher stieg.
    Während er zu den kaum einen Kilometer entfernten Bäumen hinüberspähte, kam Dave ein bedrückender Gedanke. Er gab seinem Pferd die Sporen und setzte sich neben Levon an die Spitze des Hauptzuges.
    »Warum«, fragte er ohne Umschweife, »reiten wir so dicht am Wald entlang?«
    Levon lächelte. »Du bist der siebte, der mich das fragt«, erwiderte er fröhlich. »Der Grund ist ganz einfach. Ich nehme den kürzesten Weg. Wenn wir einen Bogen machen, weiter gen Osten, müssen wir zwei Flüsse überqueren und das dazwischen liegende Hügelland. Diese Strecke führt uns zum Adein, westlich der Flußgabelung, wo der Rienna mündet. Nur ein Fluss, und wie du siehst, ein leichter Ritt.«
    »Aber der Wald? Es heißt doch, er sei …« »Pendaran kostet jene das Leben, die ihn betreten. Das tut niemand. Aber der Wald ist zornig, nicht böse, und solange wir nicht unerlaubt dort eindringen, werden die Mächte, die ihm innewohnen, nicht von unserem Ritt hier draußen aufgestört. Der Aberglaube weiß anderes zu berichten, aber Gereint hat mich gelehrt, dass es so ist.«
    »Und was ist mit einem Hinterhalt, beispielsweise dieser Svart Alfar?«
    Levon hatte aufgehört zu lächeln. »Ein Svart würde eher sterben, als Pendaran zu betreten«, beruhigte er ihn. »Der Wald verzeiht niemandem von uns.«
    »Wofür?« fragte Dave. »Lisen«, antwortete Levon. »Soll ich dir die Geschichte erzählen?«
    »Ich habe gerade nichts anderes vor«, sagte Dave. »Zunächst muss ich dir erklären, wie es um die Zauberei bestellt ist, denke ich. Du bist von Silbermantel hergebracht worden. Matt Sören wirst du sicher gesehen haben?«
    »Den Zwerg? Klar.« »Weißt du, dass sie einander verbunden sind?« »Hatte keine Ahnung. Sind sie das?«
    »Gewiss«, erklärte Levon, und während sie südwärts über die Steppe ritten, erfuhr Dave, genau wie Paul Schafer vor vier Nächten, von der Bindung zwischen Magier und Quelle, und wie aus diesem Bund die Magie entsprang.
    Dann, als Levon mit seiner Erzählung anfing, kam Torc still auf seine andere Seite. Gemeinsam ritten die drei dahin, vereint im Rhythmus und Ablauf von Lisens Tragödie.
    »Es ist eine lange Geschichte«, begann Levon, »und große Bedeutung wohnt ihr inne und vieles hat sich aus ihr ergeben. Sie ist mir in ihrer Gesamtheit nicht annähernd bekannt, doch sie nimmt ihren

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