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Silbermantel

Titel: Silbermantel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guy Gavriel Kay
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Anfang in den Tagen vor dem Bael Rangat.
    In jenen Tagen, vor der Zeit, als die Magie so war, wie ich es dir beschrieben habe, ritt Amairgen, einer der Ratgeber Conarys, des Großkönigs in Paras Derval, ganz allein aus Brennin fort.
    Damals wurde die Magie von der Erdwurzel beherrscht, der Avarlith, und somit war sie die Domäne der Priesterinnen der Mutter in Gwen Ystrat, die eifersüchtig darüber wachten, dass ihnen diese Macht erhalten blieb. Amairgen war ein stolzer und kluger Mann, und er ärgerte sich darüber. Daher machte er sich eines Morgens im Frühling auf den Weg, um festzustellen, ob sich daran nicht etwas ändern ließe.
    Schließlich gelangte er, nach zahlreichen Abenteuern, die alle zu der vollständigen Geschichte gehören – obwohl ich die meisten nicht kenne – zum geheiligten Hain im Innern von Pendaran. Damals war der Wald noch nicht zornig, sondern ein machtvoller Ort, vor allem aber nie einer, der die Anwesenheit von Menschen guthieß, vor allen Dingen nicht im Hain. Doch Amairgen war tapfer, und er war weit gereist, ohne eine Antwort auf seine Frage zu erhalten, daher wagte er Großes und verbrachte eine Nacht allein an jenem Ort.
    Über diese Nacht gibt es Lieder: Sie berichten von den drei Heimsuchungen, die er erlebte, und von seinem inneren Kampf, den er gegen den Erdgeist ausfocht, der aus dem Gras emporgestiegen kam; eine lange und schreckliche Nacht war das, und in den Liedern heißt es, dass kein anderer sie überlebt hätte oder noch bei Verstand gewesen wäre, als der Morgen graute.
    Wie dem auch sei, kurz vor Morgengrauen überkam Amairgen eine vierte Heimsuchung, und zwar durch den Gott selbst, durch Mörnir, und diese war segensreich, denn da lernte Amairgen die Runen der Himmelslehre, welche die Magier für alle Zeit von der Mutter unabhängig machte.
    Hiernach gab es Krieg unter den Göttern, heißt es, denn die Göttin war erzürnt über das, was Mörnir getan hatte, und es dauerte lange, ehe sie sich wieder besänftigen ließ. Manche glauben, obwohl ich nicht weiß, ob das stimmt, die Zwietracht und das Chaos, das diese Auseinandersetzung mit sich brachte, habe Maugrim, dem Entwirker, Gelegenheit gegeben, dem wachsamen Auge der jüngeren Götter zu entschlüpfen. Er kam von dort, wo sie ihre Heimstatt haben, und ließ sich im Nordland Fionavars nieder. So berichten es einige der Lieder und Sagen. Andere behaupten, er sei schon immer dort gewesen, oder er sei heimlich nach Fionavar gekommen, als der Blick des Webers von Liebe getrübt war beim ersten Erscheinen der Lios Alfar der Kinder des Lichts. Wieder andere meinen, dass es geschah, als der Weber weinte, als der Mensch zum ersten Mal seinen Bruder tötete. Ich weiß es nicht; es gibt so viele Versionen. Er ist hier, und er kann nicht getötet werden. Die Götter gewähren uns, dass er auf ewig in Banden bleibe.
    Wie auch immer, als Amairgen sich am Morgen erhob, die Runen im Herzen und großer Macht, die dort auf ihn wartete, war er nach wie vor in Lebensgefahr; denn der Wald, der über seine eigenen Wächter verfügte, war sehr erzürnt, dass er es gewagt hatte, des Nachts im Hain zu weilen, und Lisen wurde ausgesandt, sein Herz zu brechen und ihn zu töten.
    Über diese Begegnung gibt es nur ein einziges Lied. Es wurde nicht lange danach von Ra-Termaine geschrieben, dem größten aller Sänger, damals Herrscher der Lios Alfar, und er hat es ersonnen, um Amairgen zu huldigen und die Erinnerung an ihn wach zu halten. Es ist das schönste Lied, das je verfasst wurde, und kein Dichter hat sich seither an das Thema herangewagt.
    In jenen Tagen gab es mächtige Wesen auf dieser Welt, und unter ihnen war Lisen vom Walde eine Königin. Ein Waldgeist war sie, eine Deiena, von denen es viele gibt, aber Lisen war noch mehr. Es heißt, in der Nacht, als sie in Pendaran geboren wurde, habe der Abendstern so hell geleuchtet wie der Mond, und alle Göttinnen, von Ceinwen bis Nemain, hätten ihre Schönheit auf dieses Kind im Innern des Hains übertragen, und die Blumen seien in jener Nacht erblüht unter dem Glanz, der dort herrschte, als sie sich alle versammelten. Niemand war je so schön, und niemand wird je so schön sein wie Lisen war, und obwohl die Deiena ohnehin lange leben, machten Dana und Mörnir ihr in jener Nacht gemeinsam das Geschenk der Unsterblichkeit, um diese Schönheit für immer zu erhalten.
    Solche Gaben erhielt sie bei ihrer Geburt, doch nicht einmal die Götter erreichen genau das, was sie wollen, und manche

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