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Silbermantel

Titel: Silbermantel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guy Gavriel Kay
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wollen, genau das, was er hatte tun wollen, und dies war ein besserer Weg in den Tod, als von einem Seil eine Felswand hinabzustürzen. Wenn man in diesen Dingen überhaupt eine Abstufung vornehmen konnte, und er ging davon aus, dass dies möglich war. Dennoch tat es weh, tat entsetzlich weh, und »Nein!« sagte Loren mit Entschiedenheit. »Das muss ein Ende haben. Wir können das nicht tun. Er ist nicht einmal einer der unseren, Herr. Wir können ihm nicht auf diese Weise unseren Jammer aufbürden. Er muss heruntergeholt werden. Es handelt sich um einen Gast Eures Hauses, Ailell. Unserer Welt. Was habt Ihr Euch nur dabei gedacht?«
    »Ein Gast auf unserer Welt. In meinem Haus. Und doch ist er zu mir gekommen, Silbermantel.«
    »Und hätte abgewiesen werden müssen!«
    »Loren, das Angebot war aufrichtig.« Nun hatte Gorlaes das Wort ergriffen, und seine Stimme klang ungewollt kläglich.
    »Wart Ihr etwa dabei?« fragte der Magier erbost.
    »Ich habe ihn gefesselt. Er ist an uns vorbei zu dem Baum gegangen. Es war, als sei er allein. Ich weiß nicht wie, und ich fürchte mich, hier davon zu sprechen, da ich mich im Götterwald aufgehalten habe, und doch schwöre ich, das Angebot war echt.«
    »Nein«, wiederholte Loren, und sein Gesicht war vor Erregung ganz spitz. »Er kann unmöglich verstehen, was er tut. Herr, er muss heruntergeholt werden, ehe er stirbt.«
    »Es ist sein ganz persönlicher Tod, Loren. Sein selbstgewähltes Geschenk. Willst du dir anmaßen, es ihm zu nehmen?« Ailells Augen waren so alt, so müde.
    »Das will ich«, erwiderte der Magier. »Er wurde nicht hierher gebracht, um für uns zu sterben.«
    Es war an der Zeit, zu sprechen.
    »Das vielleicht nicht«, gab Kevin zu, obwohl er sich zwingen musste, diese Worte auszusprechen, stammelnd und unter Schmerzen. »Aber ich glaube, er ist aus diesem Grund gekommen.« Er war dabei, alle beide zu verlieren. Jennifer. Jetzt auch noch Paul. Das Herz tat ihm weh. »Sollte er diesen Weg gegangen sein, ist er ihn wissend gegangen, und weil er ihn gehen wollte. Lasst ihn um euretwillen sterben, wenn er nicht um seiner selbst willen leben kann. Lasst ihn, Loren. Lasst ihn in Frieden.«
    Er gab sich keine Mühe, die Tränen zu verbergen, nicht einmal vor Jaelle, deren Augen so kalt auf seinem Gesicht ruhten.
    »Kevin«, versuchte der Magier sanft ihn zu überzeugen, »es handelt sich um einen entsetzlichen Tod. Keiner hält durch, bis die drei – alles wird vergeudet sein und ohne Sinn. Erlaube mir, dass ich ihn herunterhole.«
    »Es ist nicht an dir, dies zu entscheiden«, mischte sich nun Jaelle ein. »Auch nicht an ihm hier.«
    Loren drehte sich um, und seine Augen waren hart wie Feuerstein. »Sollte ich entscheiden, dass er heruntergeholt wird«, hielt er ihr mit allem Nachdruck entgegen, »dann wirst du mich umbringen müssen, um es zu verhindern.«
    »Hüte dich, Magier«, ermahnte ihn Gorlaes, wenn auch in mildem Tonfall. »Das reicht an Verrat heran. Hier hat der Großkönig gehandelt. Willst du etwa rückgängig machen, was er in Gang gesetzt hat?«
    Offenbar war niemandem klar, worum es ging. »Hier hat kein anderer gehandelt als Paul«, stellte Kevin richtig. Er kam sich jetzt ausgelaugt vor, jedoch nicht im Mindesten überrascht. Er hätte tatsächlich wissen müssen, dass es dazu kommen würde. »Loren, wenn irgendjemand dies verstanden hat, dann er. Falls er drei Nächte lang durchhält, wird es dann Regen geben?«
    »Möglicherweise.« Dies sagte der König. »Es handelt sich um ungezügelte Magie, wir können das nicht im Voraus wissen.«
    »Blutige Magie«, berichtigte Loren ihn verbittert. Teyrnon schüttelte den Kopf. »Der Gott ist ungezügelt, auch wenn Blut im Spiel sein mag.«
    »Wie auch immer, durchhalten kann er nicht«, sagte Diarmuid nüchtern. Er sah Kevin an. »Du hast doch selbst geäußert, er sei krank gewesen.«
    Da entfuhr Kevin ein gebrochenes, helles Lachen.
    »Davon hat er sich noch nie aufhalten lassen«, sagte er finster, überwältigt von seinen Gefühlen. »Dieser sture, tapfere Schweinehund!«
    Die Liebe, welche in diesen harten Worten verborgen lag, vermittelte sich sämtlichen Anwesenden, war gar nicht zu überhören; und sie musste anerkannt werden. Selbst von Jaelle und, auf andere Art und Weise, von Loren Silbermantel.
    »Nun gut«, sagte der Magier schließlich. Er sank auf einen Stuhl. »O Kevin. Die Menschen werden hier von ihm singen, solange Brennin besteht, ungeachtet dessen, wie es ausgeht.«
    »Lieder«,

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