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Silence

Silence

Titel: Silence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Savannah Davis
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Furchen sehen konnte, die sich auf seiner Stirn gebildet hatten.
    Ich strich mit meiner Hand über seine Stirn, als könnte diese Berührung die Sorgen wegstreichen.
    »Du kannst nichts dafür«, beruhigte ich ihn. »Außerdem braucht es schon etwas mehr, um mich zu erschr ecken.«
    Ermano lächelte, doch es war kein echtes Lächeln. Es erreichte seine Augen nicht. In denen stand tiefe Sorge. Ich wollte ihn gerne in die Arme nehmen. Ihn trösten, aber das wagte ich nicht. Ich nahm all meinen Mut zusammen und küsste ihn flüchtig auf die Wange. »Bis morgen, Romeo.«
    Das Zusammentreffen mit Giovanni hatte mich mehr mitgenommen, als ich zugeben wollte. Die Gefahr, die von ihm auszugehen schien, hatte mich erschreckt, aber auch angezogen. Es konnte nicht nur dieser Duft gewesen sein, der mich völlig aus dem Gleichgewicht gebracht hatte. Es musste auch an der Dunkelheit liegen, die er ausgestrahlt hatte. Etwas von dem, was mich damals auch an Jason so fasziniert hatte.
    Fast mechanisch lief ich durch die Nacht. Die Kälte spürte ich nur unbewusst durch meine Kleidung dringen. Immer wieder ging ich die Szene vor dem Diner noch einmal im Kopf durch. Giovanni wirkte so kalt. So voller Hass. Ganz anders, als er sich mir bisher gezeigt ha tte. War das der echte Giovanni? Der, vor dem Ermano mich gewarnt hatte? Aber warum wirkte gerade das so magisch auf mich?
    Ich schritt zügig die Auffahrt zu unserem Haus hoch. Die kleinen Laternen, die sonst den Weg ausleuchteten, waren ausgeschaltet. Wahrscheinlich hatte Greta vergessen, den Bewegungsmelder anzuschalten. Auf halber Höhe der Auffahrt ergriff mich ein Windstoß, der den süßen Duft mitbrachte, der Giovanni vorhin anhaftete.
    Verwirrt versuchte ich, die Dunkelheit mit meinen Augen zu durchdringen. Ein merkwürdiges Gefühl breitete sich in mir aus. Ich konnte Giovannis Augen auf mir spüren. Ich wusste, dass er irgendwo in der Nähe stand und mich beobachtete, auch ohne dass ich ihn sah. Und dieses Wissen erschreckte mich genauso, wie es mir wohlige Schauer der Vorfreude bereitete.
    Hastig kramte ich nach dem Hausschlüssel in meiner Tasche und stolperte über die Stufen, die zur Veranda hoch führten. Jemand packte mich am Arm und verhinderte, dass ich der Länge nach auf dem harten Marmor au fschlug. Erschrocken riss ich mich los und war froh, dass die Außenbeleuchtung über der Tür in dem Moment beschlossen hatte, doch noch anzugehen.
    »Was … was machst du hier?«, fuhr ich Giovanni wütend an. Doch nicht wütend genug, um zu verbergen, dass es mich freute, ihn wieder zu sehen.
    »Dich retten? Wieder einmal?«
    Giovanni schmunzelte mich an und von dem Hass und der Kälte war keine Spur mehr in seinem Gesicht. Er wirkte wie der coole aber freundliche Giovanni, den ich kannte.
    »Ich muss nicht gerettet werden. Frag Michelle«, sagte ich giftig.
    Ich ließ ihn einfach stehen, steckte den Schlüssel in das Türschloss, doch Giovanni war schneller. Er legte seine Hand auf meine und zog mich von der Tür weg.
    Ich wollte ihm meine Hand entreißen und wollte es doch nicht. Der Teil meines Körpers, dem der Verstand innewohnte, wusste, dass Giovanni gefährlich war. Der andere Teil, den meine Hormone unter Kontrolle hatten, wollte sogar noch mehr. Dieser Teil wollte sich an Giovannis Brust schmiegen. Ihm meine Arme um den Hals schlingen und ihn nie wieder gehen lassen. Was zum Teufel stimmte mit mir nicht, dass mich die Gefahr immer wieder reizte? Hatte ich durch meine Erfahrung mit Jason nicht gelernt? Wie konnte Giovanni so schnell siegen? Eben noch war ich im Begriff, Ermano zu küssen, und jetzt stand ich hier und wollte das Gleiche mit Giovanni tun.
    Der Verstand siegte.
    Giovanni grinste und ließ sich rücklings gegen die Hauswand fallen. Er verschränkte seine Arme vor der Brust und musterte mich mit dem gleichen Blick, der mir bei Ermano immer ein Kribbeln im Magen verursachte.
    »Eifersüchtig? Da war nichts.«
    »Erstens, nein. Und zweitens, interessiert mich nicht.« Ich kniff die Lippen zu zusammen, um Giovanni meine Ernsthaftigkeit auch visuell zu verdeutlichen.
    Giovanni stieß sich von der Wand ab und kam auf mich zu. Er blieb so nahe vor mir stehen, dass ich wieder den Duft wahrnehmen konnte.
    »Was hat Ermano dir erzählt?«
    Ich schüttelte den Kopf und entzog mich der Wirkung des herrlich süßen Geruchs, indem ich nur durch den Mund atmete. Gegen meinen hämmernden Herzschlag, der in meinen Ohren trommelte, weil Giovanni so nahe bei mir stand,

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