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Silo: Roman (German Edition)

Silo: Roman (German Edition)

Titel: Silo: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Howey
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in der gespannten Stille um. Ein
großer Arbeiter, der neben der Tür stand, schob ihn unter Entschuldigungen
wieder hinaus auf den Treppenabsatz und sagte ihm, er solle später
zurückkommen. Knox nutzte die kurze Unterbrechung, um sich die nächsten Worte
zurechtzulegen.
    »Niemand ist jemals
fürs Zuhören zur Reinigung geschickt worden.« Das ließ er erst einmal
sacken. Er starrte McLain nieder, die ihn offenbar hatte unterbrechen wollen.
»Wer möchte, kann mich ja zur Reinigung schicken für das, was ich jetzt sage.
Und wenn meine Worte hier niemanden dazu bewegen können, mit mir und meinen
Männern nach oben zu marschieren, dann soll mir ohnehin alles egal sein. Denn
das ist es, was Walker und ein paar tapfere Leute von diesem Stockwerk uns
heute Morgen gezeigt haben: Es gibt mehr Hoffnung, als die IT jemals zugeben würde. Es gibt viel bessere
Möglichkeiten, um in die Welt dort draußen hinauszusehen, als sie uns
zugestehen. Wir sind mit einem Haufen Lügen groß geworden, wir sind zur Angst
erzogen worden, indem sie unsere Verwandten für alle sichtbar dort auf den
Hügeln haben verrotten lassen. Aber jetzt ist eine von uns einfach
weitergegangen! Jules hat über den Horizont hinausgesehen! Aus der IT bekommen wir Dichtungen und Wolle-Pads, und es wird
behauptet, das seien die besten Materialien – und was ist die Wahrheit?«
    Er starrte die
Männer und Frauen hinter der Theke an. McLains Arme schienen sich vor ihrer
Brust zu lockern.
    »Das Zeug soll
überhaupt nicht funktionieren! Und wer weiß, was es sonst noch für Lügen gibt.
Was wäre denn gewesen, wenn wir die Leute nach der Reinigung zurückgeholt
hätten, wenn wir uns um sie gekümmert und sie desinfiziert und gepflegt hätten?
Hätten sie nicht vielleicht überlebt? Wir können der IT nicht mehr glauben, dass dem nicht so ist!«
    Knox sah Köpfe nicken.
Er wusste, dass seine eigenen Leute bereit waren, die ganze Versorgung zu
stürmen, wenn es nötig war. Sie waren genauso erhitzt und wütend wie er selbst.
    »Wir sind nicht
hier, um Probleme zu machen.« Er wandte sich an McLain. »Das hier wird nicht der
Anfang von etwas Neuem, sondern das Ende von etwas Altem. Und wenn Sie uns
helfen, wenn die gesamte Versorgung dabei ist, dann haben wir eine Chance. Und
wenn nicht, dann sollen unsere Leichen euch den Blick nach draußen versperren – wo meiner Meinung nach sowieso deutlich weniger faul ist als in diesem
verdammten Silo!«
    Den letzten Satz
bellte Knox in offener Verachtung für alle Regeln des Silos heraus. Er spuckte
ihn aus und schmeckte ihm nach, dem Eingeständnis, dass alles, was sich
außerhalb dieser geschwungenen Mauern befand, möglicherweise besser war als
das, was es drinnen gab. Das Flüstern, das so viele umgebracht hatte, wurde zu
einem kehligen Brüllen in seiner breiten Brust.
    Und es fühlte sich
gut an.
    McLain trat einen
Schritt zurück, Angst im Blick. Sie drehte Knox den Rücken zu, ging zu ihren
Leuten, und er hatte sofort das Gefühl, versagt zu haben. Er hatte eine Chance
gehabt, wenn auch nur eine winzig kleine, er hätte diese stillschweigende Menge
mitreißen können, aber der Moment war vergangen, es herrschte Stille, er hatte
es vermasselt.
    Und dann reagierte
McLain. Sie hob das Kinn, Knox sah von hinten nur ihren weißen Haarknoten, und
sie sagte leise: »Was meint ihr, Versorgung?«
    Das war eine Frage,
kein Befehl. Knox würde sich später fragen, ob es eine traurige Frage gewesen
war, ob McLain für sich hatte feststellen müssen, dass sie ihre Leute schlecht
kannte, die seine Worte nicht lautstark abgelehnt, sondern geduldig zugehört
hatten. Oder war sie vielleicht einfach neugierig, was passieren würde, wenn
sie den Arbeitern der Versorgung freie Wahl ließ? Oder wollte sie ihre Leute
unauffällig dazu auffordern, Knox und seine Mechaniker hinauszuwerfen?
    Seine eigenen Leute
konnte er allerdings, mit Tränen in den Augen und dem Gedanken an Juliette im
Herzen, längst nicht mehr hören. Sie wurden übertönt vom wütenden
Kriegsgeschrei der guten Männer und Frauen der Versorgung.

41. KAPITEL
    »Wer vor der Zeit beginnt, der endigt früh!
    All meine Hoffnungen verschlang die Erde;
    Mir blieb nur dieses hoffnungsvolle Kind.«
    Lukas
folgte Bernard durch die Hallen der IT, vor ihnen stoben nervöse Techniker auseinander wie Kakerlaken im Licht.
Bernard schien nicht zu bemerken, wie die Techniker in ihren Büros verschwanden
und durch die Fenster lugten. Lukas beeilte sich hinterherzukommen, sein

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