Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Silver Moon

Silver Moon

Titel: Silver Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elea Noir
Vom Netzwerk:
versuchte, auf die Uhr zu schauen. Ein weiterer Schrecken jagte mich aus dem Bett; es war schon kurz nach zehn am Morgen! Wo war die Zeit nur geblieben? Ob Kai aus dem Wald zurück war? Und Mia? Und Nino? Mir wurde übel … Noch bevor ich ins Bad ging, rannte ich nach unten zur Küche und stürmte hinein.
    »Guten Morgen! Sag bloß, du beginnst den Tag jetzt immer mit Laufen? Gestern kamst du aus dem Wald gerannt und heute sprintest du in die Küche. Ist wohl ein neues Frühsportprogramm?«, begrüßte mich Kai in einer ungewohnt witzigen Art. Mia und Nino saßen kichernd neben ihm am Tisch. Unbewusst griff ich mir ans Herz und schüttelte den Kopf. »Nur verschlafen. Wo ist Vater?«
    »Wo schon? In der Kneipe!«, sagte Kai abwertend.
    »Nino, Mia – geht’s euch gut? Habt ihr die Nacht …«
    Mia fiel mir ins Wort. »Alles in Ordnung, Kira. Die Nacht war super, ich bin schon ganz früh aufgestanden, habe die Hühner rausgelassen und Frühstück gemacht. Dann ist Kai gekommen und wir haben die Decken zurück ins Haus getragen. Vater hat nichts bemerkt und Nino durfte vorhin wieder zu uns ins Haus. Ich habe auch schon die Wäsche abgenommen, zusammengelegt und mein Zimmer aufgeräumt«, zählte sie voller Stolz auf und ich war ganz perplex. »Wow, danke! Gibt es irgendeinen Anlass für deine Eifrigkeit?« Sie nickte zaghaft. »Ich möchte wieder zu meinem Pony!«
    Keine gute Idee, kam es mir in den Sinn. Wie sollte ich das Vater beibringen? Immer noch gerädert, ging ich zum Tisch und ließ mich auf den Stuhl fallen. Als könnte Mia meine Sorgen lesen, hatte sie einen Vorschlag. »Heute ist doch Sonntag und Vater ist in der Kneipe. Er kommt nachher heim, schreit rum, isst, schläft und dann geht er wieder zu diesem Brock. Vor heute Abend ist er dann nicht zurück. Ich verschwinde am Nachmittag, wenn er wieder weg ist, und ich verspreche, dass ich mich diesmal beeilen werde, wirklich! Nur ein oder zwei Stunden, länger bleibe ich nicht!«, führte sie ganz konkret aus und ich wusste, dass es dieses Schlupfloch gab.
    »Na schön, von mir aus!« Ein Gefühl von Neid breitete sich in meinen Eingeweiden aus. Ich hätte es nie für möglich gehalten, aber ich beneidete tatsächlich Mia! Nicht, weil ihr angeblich ein Pony gehörte, auch nicht, weil sie reiten ging, ihren Spaß haben würde und von hier wegkam. Nein, ich war neidisch, weil sie die Chance hatte, Sakima zu sehen. Wehmütig machte ich mich daran, das Mittagessen vorzubereiten. Ich hatte eine Ente gekauft, die nahm ich aus, füllte und würzte sie, bereitete einen Sud, den ich darübergoss, und steckte alles in den Ofen. Anschließend ging ich ins Badezimmer und genehmigte mir eine heiße Dusche, wobei meine Gedanken wieder bei dem Wolf waren. Seine leuchtenden Augen blitzten in meiner Vorstellung auf und ein Lächeln huschte mir übers Gesicht. Ich genoss die Erinnerungen an ihn und ließ mich treiben. Ich brauchte eine halbe Stunde im Bad, bevor ich wieder in die Küche ging, um nach dem Braten zu sehen. Ich drehte die Ente und beträufelte sie wiederholt mit dem Sud, damit sie schön knusprig werden würde. Dann setzte ich Rotkohl an und wollte gerade Kartoffeln holen gehen, als mich Kai zurückpfiff. »Was ist los, Kira? Was machst du für ein Gesicht?« Ich zuckte mit den Schultern.
    Was sollte ich ihm auch sagen? Mein deprimierter Ausdruck war wohl nicht zu übersehen. »Das würdest du nicht verstehen, ich verstehe es ja selbst nicht!« Eine bessere Antwort fiel mir nicht ein.
    »Hat es etwas mit dem Wolf zu tun?« Ich nickte, noch bevor ich die Reaktion meines Körpers steuern konnte, und gestand schließlich. »Ja. Es mag komisch klingen, aber ich vermisse ihn, sehr sogar!«
    »Er dich offenbar auch, er ist nämlich in meiner Hütte! Er scheint auf dich zu warten, jedenfalls wollte er nicht wieder gehen.«
    Ungläubig starrte ich Kai an. »Das ist nicht dein Ernst, oder?«
    Kai nickte. »Doch, ist es!«
    »Und das sagst du mir erst jetzt? Er ist in deiner Hütte? Mein Prinz? Wirklich?« Ich muss seltsam gewirkt haben, denn Kai lachte plötzlich, was er sonst nie tat. »Ja, dein Prinz ist in meiner Hütte!«
    Ich überlegte hin und her, meine Gedanken spielten verrückt und meine Beine wären am liebsten sofort losgerannt, doch mein Gewissen hielt sie zurück. Ich dachte an den Braten in der Röhre, sah den Rotkohl auf dem Herd, der allmählich zu köcheln begann …
    »Na, geh schon! Ich kümmere mich um das Mittagessen. Du weißt doch, dass ich ein

Weitere Kostenlose Bücher