Siras Toten-Zauber
an.
»Wie war das mit meiner Todesstunde? Du hast davon gesprochen, daß ich keine Zukunft habe. Dafür, daß dies eintreten soll, ist das Blatt ziemlich dicht beschrieben.«
»Ja, das gebe ich zu.«
»Dann muß es sich geirrt haben, Sira. Dann werde ich heute meine Todesstunde nicht erleben!«
Suko hatte ihr die Worte entgegengeschmettert, er wollte sie aus der Fassung bringen.
Das war ihm auch gelungen. Wahrscheinlich hatte sie nie zuvor einen ähnlichen Schock erlitten, denn sie schaffte es kaum, sich zu fangen und schwankte derartig unkontrolliert vordem breiten Fächerregal hin und her, daß sie dabei sogar Gefahr lief, in die Hammen der Kerzen zu fallen.
Aber sie fing sich wieder, und Suko wartete auf eine Reaktion. Sie mußte ja etwas unternehmen.
Plötzlich unterbrach sie ihren taumeligen Gang und blieb stehen. Durch die Scheibe starrte sie Suko an und zeigte auf ihn.
»Ich bin dein Schicksal!« brüllte sie und riß daß Blatt mit einer blitzschnellen Bewegung in zwei Hälften, legte diese wieder zusammen und zerriß die vier Teile noch einmal, bevor sie die Blätter in die Flammen der nahestehenden Kerzen schleuderte.
Sie schwebten für einen Moment über den Spitzen, sanken dann langsam nach unten und wurden zu brennenden Blättern, die allmählich davonschwebten, bevor sie verglühten.
Damit hatte Suko niemals gerechnet. Er wollte noch etwas sagen, als Sira anfing zu schreien.
»Und ob du sterben wirst, Suko! Jetzt und hier!« Nach diesen Worten rannte sie hinaus.
Er schaffte es nicht, ihr etwas nachzurufen, denn die Falle öffnete sich im wahrsten Sinne des Wortes.
Unter ihm verschwand plötzlich der Boden, und Suko raste in die unbekannte schwarze Tiefe…
***
Ob der auf dem Verbrennungsrost liegende Kasma tot war, wußten wir nicht. Ich traute es den Reitern zu, daß sie ihn bei lebendigem Leibe verbrennen würden. Vier waren es.
Perfekt ausgebildete Yabusame-Kämpfer, die aus diesem Slum einen Friedhof machen konnten, wenn sie wollten. Darauf legten es weder Mandra noch ich an.
»Die schaffen wir!« brüllte ich ihm zu und wartete sein Nicken gar nicht erst ab.
Wichtig war für mich, daß dieses dicht zusammengepreßte Material unter dem Rost kein Feuer fing, denn dann konte ich Kasma auch nicht mehr helfen. Deshalb startete ich wie ein Irrer, wobei mich besonders der Mann interessierte, der noch auf dem Rost herumkletterte. Ich glaubte nicht, daß die Flammen hochschlugen, wenn er noch aktiv war. Aber ich sah den Rauch und roch ihn auch, als ich hindurchlief. Er verbreitete einen widerlichen Gestank, der mir den Magen umdrehte. Die drei Reiter setzten sich ebenfalls in Bewegung. Sie peitschten auf ihre Tiere ein, aber sie kümmerten sich nicht um mich, sondern um Mandra, der sich ihnen entgegengestellt hatte.
Obwohl äußerlich nicht sichtbar, trug er Waffen bei sich. Es waren die berühmten sieben Dolche.
Mit ihnen würde er sich die Reiter vom Leibe halten, dessen war ich mir sicher.
Zur Plattform oder zum Rost führte eine Leiter hoch. Die einzelnen Trittstellen waren sehr weit auseinander, ich mußte große Schritte machen, und der verdammte Rauch hüllte mich mittlerweile ein wie dichter Nebel.
Unter mir glühte das Zeug bereits. Wenn es mir in der nächsten halben Minute nicht gelang, Kasma vom Rost zu holen und den Gegner zu überwältigen, war es vorbei mit der Herrlichkeit.
Glücklicherweise kam vom Fluß her ein leichter Wind auf, und der riß Lücken in den Rauch. Ich konnte mehr erkennen, was mein Glück war, denn auf dem Verbrennungsrost stand wie eine Statue dieser verfluchte Bogenschütze.
Er hatte bereits einen Pfeil aufgelegt und den Bogen bis zum Zerreißen gespannt.
Dann senkte er ihn.
Der Pfeil zielte auf mich. Er würde mit einer wahnsinnigen Geschwindigkeit schräg von oben her in meinen Körper dringen. Ich war schneller.
Ich mußte einfach von Glück sprechen, als ich mich zur Seite warf, weg von der Leiter, sie aber mit einer Hand hielt, und zwar an der seitlichen Stange. Dabei pendelte ich über dem stinkenden Brennmaterial, hielt mich mit Hand und Arm weiter fest und hatte die Rechte frei, um an die Bcretta heranzukommen.
Mein Schußwinkel war schlecht. Ich sah das Ziel nicht genau, aber auch der Yabusame-Samurai hatte Mühe, mich auszumachen.
Daß um mich herum eine Hölle tobte, die Mandra und seine Gegner entfacht hatten, interessierte mich nicht. Für mich war allein der vierte Zombie wichtig. Er kam — und rutschte.
Ob bewußt oder nicht,
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