Skandalöse Küsse - Scandal Becomes Her
Weibsbild!«, knurrte Julian, und in seinem Ton schwang etwas mit, das Nell froh sein ließ, dass sie nicht Sophie Weston war. »Es kann durchaus sein, dass ich Charles die Mühe abnehme, ihr den Hals umzudrehen.« Und Nell glaubte ihm. Er holte tief Luft, wie um sich zu beruhigen, und erklärte in beherrschterem Ton: »Sei versichert, ich habe mit meiner lieben Tante Sophie noch ein Wörtchen zu reden, wenn ich sie das nächste Mal sehe. In der Zwischenzeit vergiss sie und ihre unsinnige, und wie ich hinzufügen möchte, boshafte Bemerkung. Sie war immer schon eine Unruhestifterin, daher achte gar nicht auf sie. Das hier ist unser Kind, und was zwischen uns ist, hat nichts mit der Vergangenheit zu tun.«
Nell wollte ihm glauben. Ein Teil von ihr tat es auch. Aber er irrte. Die Vergangenheit hatte jede Menge mit dem Jetzt und Hier zu tun, und solange Catherines Geist zwischen ihnen hing …
Nell war kein Feigling, und so nahm sie ihren ganzen Mut zusammen und fragte: »Hast du sie so sehr geliebt?«
»Wen?«, wollte Julian wissen, der keine Ahnung hatte, wen sie meinen könnte.
Kühn sagte sie: »Catherine.«
Julian versteifte sich. Er verkniff sich einen Fluch, setzte sich auf, fuhr sich mit einer Hand durchs Haar, verlangte zu wissen: »Was, zur Hölle, hat sie mit uns zu tun? Sie ist tot, Nell. Sie ist tot und begraben. Vergiss sie.«
»Kannst du das?«, erkundigte sie sich knapp.
Allein die Erwähnung von Catherines Namen erfüllte ihn mit Wut und Schuldgefühlen. Was er und Nell miteinander hatten, war kostbar, rein und ehrlich. Er wollte nicht, dass irgendetwas es berührte, es beschmutzte. Und Catherine da mit hereinzuziehen, in ihre Ehe, ihr Leben, konnte das auf jeden Fall erreichen, dachte er freudlos. Wenn er an das Hässliche, die Lügen und die Liebhaber dachte, die sie ihm präsentiert hatte, wusste er nicht, wie er Nell je erklären konnte, wie Catherine gewesen war, ohne dass er selbst wie ein bemitleidenswerter Schwächling dastand - wie der betrogene Ehemann, der er gewesen war? Noch konnte er sich dazu durchringen, seine tiefste Furcht auszusprechen: Dass das Kind, mit dem Catherine schwanger gewesen war und um das er bis zum heutigen Tag trauerte, am Ende gar nicht von ihm gestammt hatte. Wie sollte er je laut aussprechen, wie sehr er die Frau verachtete und verabscheute, die er geschworen hatte, sein ganzes Leben zu ehren, zu achten und zu beschützen, wie er dabei versagt hatte … elendiglich und vollkommen? Wenn es etwas gab, das er unter keinen Umständen mit seiner zweiten Frau diskutieren wollte, dann war das seine erste. Aber Nell hatte ihn etwas gefragt und verdiente eine Antwort. Konnte er Catherine je vergessen? Nein, dachte er müde. Sie hatte ihre Klauen in ihn geschlagen, hatte ihm seinen Stolz genommen und seine Männlichkeit
und ihn beinahe vernichtet. Nein, Catherine würde er wohl nie vergessen.
»Nein, ich kann das nicht. Ich werde mich bis zum Tage meines Todes an sie erinnern, an sie und das Kind, mit dem sie schwanger war, als sie starb, aber sie hat nichts mit uns zu tun«, erklärte er langsam, stand auf und begann sich seinen Morgenrock anzuziehen. »Das hier ist unsere Ehe … und unser Kind. Ich bitte dich, lass die Vergangenheit dort, wo sie hingehört. Begreife so wie ich den Umstand, dass sie tot ist und begraben, und nichts wird daran etwas ändern.«
So, da hast du es, dachte Nell verzweifelt. Er hat es zugegeben. Er wird die himmlische Catherine nie vergessen. Welche Hoffnung bleibt mir da? Keine. Verzweiflung erfasste sie, und Nell wandte den Kopf ab. »Oh ja, das begreife ich nur zu gut«, erwiderte sie und wünschte ihn tausend Meilen weit weg. Sie gähnte übertrieben deutlich. »Verzeih bitte. Ich bin sehr müde.«
Julian zögerte, aber ihr Ton ließ keinen Zweifel daran, dass er entlassen war. Das war nicht gerade ermutigend, und er wollte nicht so mit ihr auseinandergehen. Er wollte überhaupt nicht, erkannte er, von ihr weggehen. Was er wollte, war etwas, das er nie zuvor von irgendeiner anderen Frau gewollt hatte; er wollte die ganze Nacht neben Nell liegen, ihre Wärme an seinem Körper spüren, ihrem leisen Atem lauschen und wissen, dass sie in den langen, einsamen und dunklen Stunden der Nacht bei ihm war.
Allein schon die Erwähnung von Catherines Namen, dachte er aufgebracht, hatte gereicht, jede Chance darauf zu vernichten, dass Nell ihn heute Nacht noch einmal in ihrem Bett willkommen heißen würde. Himmel, er würde dieser alten Hexe
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