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So gut wie tot

Titel: So gut wie tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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kleine rote Zylinder mit den Griffvertiefungen, der Kette und dem Gürtelclip wog beruhigend schwer in ihrer Hand. Sie öffnete mehrfach den Sicherheitsdeckel und übte richtig zu zielen. Der Typ in Los Angeles, der ihr das Spray verkauft hatte, hatte erklärt, der Inhalt reiche für zehn Sprühstöße von einer Sekunde Länge, die einen Menschen zehn Sekunden lang blendeten. Sie hatte das Spray in ihrem Make-up Koffer ins Land geschmuggelt.
    Sie steckte die Sprühdose wieder in die Tasche, erhob sich und holte das Handy aus der Handtasche. Sie wollte gerade die Nummer des Kurierdienstes wählen, als es klingelte.
    Abby eilte zur Wohnungstür. Auf dem kleinen Schwarzweiß-Monitor erkannte sie einen Motorradhelm. Ihr Herz setzte aus. Dieser dämliche Jonathan hatte doch gesagt, sie würden einen Lieferwagen schicken. Darauf hatte sie sich verlassen.
    Sie drückte den Knopf der Sprechanlage. »Achter Stock, kommen Sie rauf. Der Aufzug ist leider kaputt.«
    Sie überlegte fieberhaft, den Umschlag in der Hand. Nun musste sie doch auf ihren ursprünglichen Plan zurückgreifen. Zwei Minuten später ertönte ein energisches Klopfen an der Wohnungstür.
    Wachsam wie immer schaute sie durch den Spion und sah einen in Leder gekleideten Motorradfahrer mit schwarzem Helm und dunklem Visier, der ein Klemmbrett in der Hand hielt.
    Sie sperrte die Tür auf, löste die Sicherheitskette und öffnete. »Ich – ich dachte, Sie kämen mit einem Lieferwagen.« Er ließ das Klemmbrett fallen und versetzte ihr einen heftigen Hieb in den Magen. Abby war völlig überrumpelt und krümmte sich vor Schmerz. Taumelte gegen die Wand.
    »Schön, dich zu sehen, Abby«, sagte er. »Dein neuer Look gefällt mir allerdings nicht so gut.«
    Dann schlug er sie noch einmal.
    47
    OKTOBER 2007 Um kurz vor sieben fuhr Cassian Pewe mit seinem dunkelgrünen Vauxhall Astra bei heftigem Wind über die neonbeleuchtete Küstenstraße, die hoch über den Klippen verlief. Hinter zwei kleinen Kreisverkehren lag Peacehaven mit seinen endlosen Geschäftsfassaden, teils Immobilienmakler, teils schreiend bunten Fastfood-Restaurants. Die Gegend erinnerte ihn an amerikanische Kleinstädte, wie er sie im Kino gesehen hatte.
    Er befand sich einige Kilometer östlich von Brighton. Hier kannte er sich nicht aus und musste sich auf die Frauenstimme seines Navigationsgerätes verlassen. Hinter Peacehaven folgte er einem dahinkriechenden Campingwagen den steilen Berg hinunter nach Newhaven. Die Navi-Frau wies ihn an, noch achthundert Meter geradeaus zu fahren. In diesem Augenblick klingelte sein Handy.
    Er warf einen Blick aufs Display. Seine Freundin Lucy. Er drückte die Taste der Freisprechanlage.
    »Hallo, Liebling«, säuselte er. »Wie geht’s meinem Engel?«
    »Bist du an der Freisprechanlage? Du hörst dich an wie ein Roboter.«
    »Tut mir leid, Liebes, ich fahre gerade.«
    »Du hast mich nicht angerufen«, sagte sie gekränkt und mit einem Anflug von Zorn in der Stimme. »Du wolltest dich doch wegen heute Abend melden.«
    Lucy wohnte in London, wo sie als persönliche Assistentin eines Hedgefonds-Managers arbeitete, und war von seinem Umzug nach Brighton nicht sonderlich erbaut gewesen. Vor allem wohl deshalb, weil er sie nicht gebeten hatte, mit ihm zu kommen. Er zog es vor, seine Frauen auf Distanz zu halten, rief nur selten an, wenn er es versprochen hatte, und sagte Verabredungen in letzter Sekunde ab. Die Erfahrung hatte ihn gelehrt, dass man sie so am besten im Griff behielt.
    »Mein Engel, ich hatte so viel zu tun«, säuselte er. »Ich hatte einfach keine Zeit. Ich war den ganzen Tag in irgendwelchen Meetings.«
    »Nach einhundertfünfzig Metern bitte links abbiegen«, wies ihn die Navi-Frau an.
    »Wer ist das? Wen hast du da im Wagen?«, wollte Lucy misstrauisch wissen.
    »Das ist nur das Nävi, Süße.«
    »Dann treffen wir uns also heute Abend.«
    »Ich glaube, das wird nicht funktionieren, mein Engel. Ich wurde auf einen dringenden Fall angesetzt. Könnte der Beginn einer großen Mordermittlung sein, mit sehr unerfreulichen Konsequenzen für die Kollegen vor Ort. Ich scheine der richtige Mann für den Job zu sein, wegen meiner Erfahrung bei der Met.«
    »Und danach?«
    »Na ja, wenn du in den Zug springen würdest, könnten wir noch zusammen essen gehen. Was hältst du davon?«
    »Gar nichts, Cassian! Ich muss morgen um Viertel vor sieben im Büro sein.«
    »War nur so eine Idee.«
    Er fuhr über die Brücke nach Newhaven. Hinweisschilder tauchten auf,

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