Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

So gut wie tot

Titel: So gut wie tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
Vom Netzwerk:
Branson recht. Cleo studierte an der Fernuni Philosophie, und er bemühte sich in seiner knapp bemessenen Freizeit, sich damit vertraut zu machen.
    »Da habe ich aber einen Nerv getroffen, was?« Branson grinste schwach.
    Grace schwieg.
    Sie hörten der Musik zu, gerade lief »Rhinestone Cowboy«. Grace summte leise mit und bewegte den Kopf im Takt.
    »Herrgott! Sag jetzt bloß nicht, du magst Glen Campbell!«
    »Eigentlich schon.«
    »Je besser ich dich kennenlerne, desto bedauernswerter finde ich dich!«
    »Das ist wenigstens ein echter Musiker. Viel besser als der Rap-Mist, den du immer hörst.«
    Branson tippte sich an die Brust. »Das ist aber meine Musik, Mann. Das sind meine Leute, die mich ansprechen.«
    »Mag Ari das auch?«
    Branson sah plötzlich aus, als hätte man die Luft aus ihm heraus gelassen. Er starrte in sein Bierglas. »Früher schon. Was sie jetzt mag, weiß ich nicht.«
    Grace trank noch einen Schluck Whisky, der ihm ein angenehm warmes Gefühl verschaffte. »Na los, du wolltest doch über sie reden.« Er öffnete ein Päckchen Chips und stopfte sich einige in den Mund.
    Dann sprach er knirschend weiter: »Du siehst wirklich beschissen aus. Und das seit zwei Monaten, seit du zu ihr zurückgegangen bist. Ich dachte, alles sei besser geworden, seit du ihr das Pferd gekauft hast. Ist aber nicht der Fall, was?« Hungrig stopfte er sich noch eine Hand voll Chips in den Mund.
    Branson trank von seinem Guinness.
    Im Pub roch es klösterlich nach Teppichreiniger und Politur. Grace fehlte das Aroma von Zigaretten, Zigarren und Pfeifen. Seit der Einführung des Rauchverbots hatten englische Pubs viel an Atmosphäre verloren. Außerdem hätte er gerade jetzt eine Zigarette gebrauchen können.
    Cleo hatte ihn nicht zu sich eingeladen, weil sie eine Seminararbeit schreiben musste. Also würde er hier etwas essen oder sich zu Hause ein Fertiggericht auftauen.
    Kochen war nie seine Stärke gewesen, und er wurde zunehmend abhängig von den Mahlzeiten, die sie ihm servierte. In den vergangenen Monaten hatte sie abends meist für ihn gekocht, gesunde Gerichte, gedämpften oder gebratenen Fisch mit Gemüse. Cleo war entsetzt gewesen, als sie mitbekam, wie schlecht sich die meisten Polizisten ernährten.
    »Rhinestone Cowboy« war verklungen, und sie saßen immer noch schweigend da.
    »Wir hatten keinen Sex«, sagte Glenn schließlich.
    »Seit du wieder bei ihr bist?«
    »Ja.«
    »Nicht einmal?«
    »Kein einziges Mal. Als wollte sie mich bestrafen.«
    »Wofür?«
    Branson trank sein Glas aus und stand auf. »Noch einen?«
    »Einen kleinen.« Er musste noch fahren.
    »Das übliche? Glenfiddich on the rocks, einen Tropfen Wasser?«
    »Dein Gedächtnis funktioniert wenigstens noch.«
    »Du kannst mich mal, Oldtimer!«
    Graces Gedanken wanderten zurück zur Arbeit. Er dachte über die Besprechung von vorhin nach. Joanna Wilson. Ronnie Wilson. Den kannte er noch von früher, er war einer der typischen Ganoven aus Brighton. Also war er am 11. September gestorben. Wie willkürlich das Schicksal zuschlug. Hatte Ronnie seine Frau getötet? Sein Team überprüfte gerade den Fall. Morgen würden sie das Vorleben des Ehepaars in Augenschein nehmen.
    Branson setzte sich wieder zu ihm an den Tisch.
    »Glenn, was meintest du damit, Ari wolle dich bestrafen?«
    »Als wir uns kennenlernten, haben wir den ganzen Tag gebumst, morgens, mittags und abends. Als lebten wir in einer eigenen Wirklichkeit.« Er leerte das halbe Glas auf einen Zug. »Okay, das geht natürlich nicht ewig so weiter.«
    »Es war schon die Wirklichkeit. Aber die bleibt nicht, wie sie ist. Meine Mutter hat das Leben immer mit den Kapiteln in einem Buch verglichen. Es passiert immer etwas Neues, das Leben verändert sich ständig. Weißt du, was eines der Geheimnisse einer glücklichen Ehe ist?«
    »Welches?«
    »Man sollte nicht als Polizist arbeiten.«
    »Sehr komisch. Dabei wollte sie, dass ich genau das werde.« Er schüttelte den Kopf. »Ich kapiere einfach nicht, weshalb sie ständig wütend auf mich ist. Weißt du, was sie heute Morgen gesagt hat?«
    »Was denn?«
    »Ich würde sie nachts absichtlich wach halten. Wenn ich aufstehen und pinkeln muss, würde ich absichtlich ins Wasser zielen, damit es ein plätscherndes Geräusch macht. Wenn ich sie liebte, würde ich an die Seite des Beckens pinkeln.«
    Grace kippte den Rest des ersten Whiskys in das neue Glas. »Das ist nicht dein Ernst.«
    »Und ob, Mann. Ich kann ihr nichts recht machen. Sie hat gesagt,

Weitere Kostenlose Bücher