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So schoen und kalt und tot

So schoen und kalt und tot

Titel: So schoen und kalt und tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Withcomb
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finden.“
       „Ich könnte mir vorstellen, dass Sie bei uns hier glücklich werden könnten. Die Highlands sind zwar ein raues Land, aber der Charme der geheimnisvollen Einsamkeit wird ihnen mit der Zeit sehr vertraut werden.“ Lady Angela begleitete Melanie zur Tür. „Wo bleiben die Kinder?“
       Benjamin wird vermutlich draußen warten, jedenfalls sagte er das. Und Alanis wollte sich noch etwas Bequemeres anziehen, da wir ja einen weiten Weg vor uns haben. Wie lange läuft man von hier bis Glannagan?“
       „Der Fußweg ist ziemlich kurz, er führt direkt durchs Moor. Man muss wissen, wo man gehen kann. Aber dann ist man in höchstens einer halben Stunde in der Stadt. Die Fahrt über die Straße dauert da wesentlich länger, denn sie führt über einen Umweg am Hochmoor vorbei. Dafür ist sie auch weniger gefährlich und sehr idyllisch. Aber das haben Sie ja schon bei Ihrer Ankunft gesehen.“
       „Da haben wir nicht viel gesehen“, antwortete Melanie lächelnd. „Es war sehr trüb und neblig und wir waren so müde, dass wir uns für nichts besonders interessiert hatten, zumal…“
       „Ich weiß, das furchtbare Verbrechen lastet noch immer sehr schwer auf uns allen“, unterbrach Lady Angela sie, und für einen kurzen Moment trat Angst in ihre schönen Augen. „Obwohl wir hier in einer beschaulichen, friedlichen Umgebung leben haben wir doch schon einiges in der Vergangenheit erlebt, das mir sogar jetzt noch unangenehme Schauder über den Rücken jagt. Aber ich will Ihnen keine Angst machen“, fügte Angela mit entschuldigendem Lächeln hinzu. Sie hatte die raschen Schritte des jungen Mädchens auf der Treppe gehört und unterbrach abrupt ihre Erzählung.
       „Wir können los.“ Alanis hatte ihre langen dunklen Haare im Nacken zusammengebunden und mit Spangen hochgesteckt. Sie wirkte dadurch erwachsener und irgendwie ziemlich ernst.
       Der Weg durch das Hochmoor erwies sich als etwas beschwerlich. Zwar kannte sich Benjamin bestens aus, und man konnte merken, dass er sich oft hier aufhielt. Dennoch fuhr Melanie jedes Mal der Schreck durch die Glieder, wenn sie nur ein kleines Stückchen vom Weg abkam und merkte, wie der weiche Boden gierig nach ihr griff.  
       Immer wieder blieb Alanis stehen, schaute sich um und schnupperte. „Riechst du das auch, Mel? Hier ist ein ganz seltsamer Duft in der Luft, so nach Trauer und Abschied.“ Ihre Augen schwammen in Tränen.
       Verwundert schaute Melanie ihre Schwester an. Die geheime Schwermut, die sie in diesem Moment ausstrahlte, ergriff auch sie, ohne dass sie etwas dagegen tun konnte. Sie griff nach deren Hand. „Hier ist alles Abschied“, sagte sie leise. „Und Neubeginn, wie überall.“ Auch ihre Stimme schwankte.
       „Wo bleibt ihr denn?“, rief Benjamin, der bereits ein ganzes Stück voraus gegangen war. Er blieb stehen und drehte sich nach seinen Begleiterinnen um. „Hier ist doch nichts Besonderes.“
       „Alles ist besonders“, flüsterte Alanis und lächelte. „Wir müssen es erleben, als würden wir heute zum letzten Mal diesen Weg gehen. Morgen wird es hier ganz anders aussehen.“ Gewaltsam riss sie sich von ihren trüben Gedanken los. „Lass uns weitergehen, Mel. Ich glaube, Benjamin hat keinen Sinn für die Wirklichkeit des Lebens.“
       Melanie nickte. Hand in Hand folgten die Schwestern dem Jungen, immer darauf bedacht, nicht vom Weg abzukommen und in dem weichen Morast zu versinken, der anscheinend immer auf neue Opfer wartete.
       Glannagan war eine kleine, aber schöne Stadt, soweit man die wenigen Häuser als solche bezeichnen konnte. In den Vorgärten blühten bunte Blumen, und die Häuschen waren aus rohem Stein, ganz in grau.
       „Wir gehen gleich zum Friedhof. Da ist auch die Kirche und die Tote aus dem Zug“, entschied Benjamin und schlug zielstrebig eine andere Richtung ein.
       „Das glaube ich nicht“, widersprach Melanie. „Die Tote wird vermutlich noch untersucht, um die Todesursache festzustellen. Die Polizei fahndet bestimmt schon nach dem Mörder.“ Melanie spürte, wie ihr bereits wieder eine Gänsehaut über den Rücken kroch. Fast bereute sie, dem kleinen Ausflug zugestimmt zu haben.
       Schon der Gedanke an die tote Frau verursachte bei ihr eine entsetzliche Furcht. Die Worte ihrer Schwester kamen ihr wieder in den Sinn als sie meinte, sie, Melanie, sei das nächste Opfer. „Bist du sicher, dass du unbedingt auf den Friedhof möchtest“, wagte sie einen

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