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So wie ich will - Mein Leben zwischen Moschee und Minirock

Titel: So wie ich will - Mein Leben zwischen Moschee und Minirock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melda Akbas
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falsch heraus.
    Um es abzukürzen: Ein halbes Jahr nachdem ich die Briefe an die Schulen verschickt hatte, fand endlich unser
erster Workshop statt. Ein Erfolg, hätte ich gesagt, wäre da nicht ein entscheidender Schönheitsfehler gewesen: Acht Schüler - mehr hatten wir nicht zusammenbekommen. Nach dem ganzen Aufwand eine deprimierende Ausbeute. Sicher, es war immerhin ein Anfang. Doch in meinem Kopf hatte ich die Sache irgendwie größer angelegt. Ich wollte mehr erreichen, wesentlich mehr.
    Da stand ich nun und haderte mit mir selbst. Hatte ich versagt? Was machten wir falsch? Was machte ich falsch? Hätte es ein anderer besser hingekriegt? Hätte ich es besser hingekriegt, wenn ich mehr Zeit gehabt hätte? Wie eine Siegerin fühlte ich mich jedenfalls nicht.
    Doch dann machte ich, machten wir einfach weiter, rührten von Neuem die Werbetrommel, marschierten wieder los, um in Neukölln und Kreuzberg und Schöneberg und in Mitte Schüler aufzustöbern, die sich für das interessierten, was wir ihnen anboten. Wir organisierten den nächsten Workshop und hinterher noch einen, immer so weiter, insgesamt wurden es elf. Doch sosehr wir uns ins Zeug legten, wir bekamen einfach nicht mehr Leute zusammen. Für deutsche Schüler hätten wir jeden Tag zwei Workshops organisieren können, so viele meldeten sich und wollten mitmachen. Aber kaum jemand mit Migrationshintergrund, an die kamen wir irgendwie nicht heran. Zwei- oder dreimal waren zehn Schüler da, aber nie mehr. Wir liefen und liefen und traten doch nur auf der Stelle, so fühlte sich das an.
    Die Fragezeichen in meinem Kopf wuchsen sich allmählich zu Riesengebilden aus. War es nur eine fixe Idee gewesen, in die ich mich verrannt hatte? Nein, das glaubte ich damals nicht. Und das glaube ich auch jetzt, mit etwas
Abstand, nicht. Vielleicht machten wir Fehler, das will ich nicht bestreiten. Aber der Ansatz war richtig, war wichtig.
    Davon bin ich inzwischen sogar noch mehr überzeugt. Was übrigens daran liegt, dass sich in meinem Leben etwas Wichtiges verändert hat: Seit Beginn meines letzten Schuljahres gehe ich auf ein anderes Gymnasium. Das heißt, ich habe diesen Punkt in meinem Leben verändert, absichtlich und bei vollem Bewusstsein, obwohl mich einige für verrückt erklärten. Ich will damit nur sagen, es hat sich nicht einfach so ergeben, es gab auch keinen zwingenden Grund, der mir keine andere Wahl gelassen hätte. Ich wollte es einfach. Und wenn ich mir etwas in den Kopf setze, kann ich ziemlich stur sein, das hat man bestimmt schon gemerkt.
     
    Es war für mich bestens gelaufen auf dem Schiller-Gymnasium. Klassensprecher, Schülervertretung, gute Freundinnen, das habe ich ja alles erzählt. Die meisten Lehrer hatten mich akzeptiert, mehr als das, und bis auf Mathematik hatte ich auch mit meinen Noten zufrieden sein können. Außerdem ist das Gymnasium eine staatlich anerkannte Europaschule, steht im beliebten Stadtbezirk Charlottenburg, genießt einen guten Ruf und ist bei Schülern ziemlich begehrt. Trotzdem wechselte ich auf ein anderes, das sich auch noch ausgerechnet in Kreuzberg befindet - und nicht gerade dafür bekannt ist, besonders angesehen zu sein.
    Man könnte ebenso gut sagen, ich wechselte in eine andere Schulwelt. Das war gleich am ersten Tag unübersehbar. Hatten im Schiller von achthundert Schülern vielleicht zehn Mädchen Kopftuch getragen, verhüllt hier fast jedes zweite seinen Schopf. Wobei einige ihr Kopftuch mit
Miniröcken kombinieren, was nicht einmal ich verstehe. Welcher Religion wollen sie damit gerecht werden? Oder tragen sie das Kopftuch nur, weil ihre Eltern darauf bestehen - und den Minirock als Protest dagegen? Das sollte ich mal ergründen.
    Auch das Verhältnis zwischen deutschen Schülern und denen mit Migrationshintergrund ist rein zahlenmäßig völlig anders. Der Anteil an Migrantenkindern liegt bei achtundneunzig Prozent. Mit Abstand die meisten von ihnen sind türkischstämmig. In meinem Jahrgang finden sich gerade mal zwei Schüler, die von deutschen Vorfahren abstammen. Mit der Sprache verhält es sich ähnlich. Offiziell gilt zwar Deutsch als Schulsprache, doch in den Pausen hört man fast nur Türkisch. Deswegen fiel ich auch gleich auf. Ich bin es seit der ersten Klasse gewohnt, in der Schule Deutsch und nur Deutsch zu sprechen. Als ich auf dem neuen Gymnasium nach einem Monat zum ersten Mal etwas auf Türkisch sagte, ich glaube, es war im Kunst-Leistungskurs, sahen mich die anderen entsetzt an. Eine

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