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So wie ich will - Mein Leben zwischen Moschee und Minirock

Titel: So wie ich will - Mein Leben zwischen Moschee und Minirock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melda Akbas
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anstellen werde, ganz sicher werde ich mich weiter politisch engagieren. Und eines habe ich mir nach dieser Erfahrung fest vorgenommen: Ich rede nur noch über Themen, von denen ich etwas verstehe.
    In dieser Hinsicht habe ich seit Beginn des Schuljahres
kräftig aufgeholt. Ich dachte immer, meine Eltern seien schrecklich konservativ (mal abgesehen von der jüngsten Entwicklung, die mich selbst völlig überraschte - ich sage nur: Anne und das Sex-Ratgeberheftchen. Ob sie das auch Baba gezeigt hat?). Mittlerweile weiß ich: Gegen die Eltern meiner Mitschülerinnen wirkt sogar Baba ausgesprochen tolerant. Was ich mir allerdings nicht erklären kann: Wie stellen sie es an, dass sich ihre Kinder nicht gegen sie auflehnen? Darüber denke ich oft nach. Meine neuen Mitschülerinnen stoßen mich auch ständig auf dieses Thema. Und wenn ich dann meine Meinung sage, tappe ich meistens gleich voll in einen Fettnapf.
    Erst letztens stand ich mit einigen vor der Mathestunde zusammen, da passierte es wieder. Eigentlich wollte ich nur wissen, was sich die anderen fürs Wochenende vorgenommen hatten. Eine freute sich auf die Wiederholung einer Folge einer beliebten Fernsehserie, die nächste wollte mal richtig ausschlafen. Die dritte erzählte, sie ginge auf eine Hochzeit. Dafür hatte sie sich extra ein Kleid gekauft, das sie dabeihatte und uns zeigte. Ein schönes Teil, schwarz, mit Pailletten an den Trägern, das mir gut gefiel. Dann sagte sie allerdings: »Meine Mutter findet es zu kurz, ich muss es nachher zurückbringen.« Das kam mir irgendwie bekannt vor. Im Sommer hatte es bei uns zu Hause eine ähnliche Situation gegeben. Ich hatte mir ein weißes Kleid gekauft, doch Anne wollte nicht, dass ich es anziehe, ihr war der Stoff zu durchscheinend. Trotzdem hängt das Kleid jetzt in meinem Schrank, und sobald es wieder warm ist, werde ich es auch anziehen. Das erzählte ich den Mädels. Woraufhin sie mich ansahen, als hätte ich den Teufel im Leib. Das wäre ein guter Zeitpunkt gewesen, meine
Klappe zu halten, aber ich war gerade so schön in Fahrt, also machte ich ihr noch den Vorschlag: »Warum behältst du das Kleid nicht einfach? Du bist alt genug. Es ist deine Entscheidung, wie du dich kleidest. Also, ich würde …«
    Mitten im Satz klingelte es zum Unterricht, und es schien so, als wären die Mädels erleichtert, mir, der Ketzerin, nicht länger zuhören zu müssen.
    Wenn das keine verdrehte Welt war! Da hatte ich, vor allem durch meine deutschen Freundinnen, über Jahre gelernt, wie ich mir mühsam Stück für Stück ein bisschen mehr Freiheit erkämpfen konnte, gegen den Willen meiner Eltern, und hier war ich auf einmal diejenige, die solche Reden schwang. Vor Mädchen, die im gleichen Alter waren und aus türkischen Familien stammten wie ich.
    Vielleicht ist das mein Dilemma. Für Deutsche bin ich eine Türkin, für Türken eher eine Deutsche. Weder Baum noch Borke. Nichts Richtiges. Ein Zwischending. Nicht gerade beruhigend, solch ein Gedanke. Jeder will doch irgendwo dazugehören. Ich kann weder das eine noch das andere sein, ohne mich an irgendeiner Stelle selbst zu verleugnen, aber beides geht eben auch nicht.
    Ich bemühte mich, meine neuen Mitschülerinnen besser kennenzulernen, eine gemeinsame Sprache mit ihnen zu finden. Einmal, ziemlich am Anfang, schlug ich einigen von ihnen vor, zusammen einen Mädelsabend zu veranstalten. Wir verabredeten uns für einen Freitag in einem indischen Restaurant, das sich in einer Seitenstraße vom Ku’damm befindet. Neutrales Territorium. Alles schien abgemacht, ich freute mich darauf. Dann kam der Freitag. Im Kunst-Leistungskurs traf ich Leyla, eines von den Mädchen, das dabei sein sollte.

    »Sehen wir uns heute Abend?«, fragte ich, einfach so, ohne Hintergedanken.
    »Nein, ich komme nicht«, antwortete sie.
    »Wieso denn nicht?«
    Sie zögerte einen Moment, sah zu Boden und sagte dann: »Na ja, Erkan will nicht mitkommen.« Ich kannte keinen Erkan. Sie muss mir meine Frage angesehen haben, denn ohne dass ich einen Ton sagte, erklärte sie: »Das ist mein Freund. Mit ihm bin ich seit zwei Jahren zusammen.«
    »Ja, und?«, fragte ich, weil mir nicht einleuchtete, was ihr Freund mit unserem Mädelsabend zu tun haben könnte.
    »Du verstehst das nicht.«
    »Was gibt es da zu verstehen? Warum muss er unbedingt dabei sein?«
    »Versteh doch, er möchte nicht, dass ich alleine gehe.«
    Fahrünissa, ein Mädchen aus unserem Jahrgang, das mir kurz vorher erzählt hatte, es werde

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