Social Netlove
nicht
. Außerdem arbeitete Franzi so schnell und effektiv, dass sie sich diese Extra-Pausen durchaus verdient hatte. Im Gegensatz zu Norbert, dem meiner Ansicht nach nicht mal sein voller Lohn zugestanden hätte.
»Du machst doch heute nur die Online-Clippings vom Sachgebiet Süd, oder?«, fragte Norbert mit unschuldiger Miene.
»Ja, schon …«, antwortete Franzi und zögerte. »Morgen schreiben wir in der Schule eine Rechnungswesenklausur und deshalb habe ich heute Nachmittag einen Termin bei der Nachhilfe … Ich blicke durch den Stoff irgendwie nicht durch. Das hatte ich mit Herrn Dr. Hagenborn aber abgesprochen. Er hat mir einen halben Urlaubstag genehmigt.«
»Na, daraus wird wohl nichts«, sagte Norbert und ein winziges Lächeln umspielte seine hängenden Mundwinkel. »Ich brauche dich heute nämlich dringend. Eduard und Doris sind
unpässlich
. Du musst mir in unserem Sachgebiet helfen, denn ich kann das ja schlecht alles alleine machen!«, sprachs und war bereits im Begriff sich umzudrehen und siegreich in Richtung seines chaotischen Schreibtisches zu schreiten.
Franziska stand mit hängenden Schultern völlig überrumpelt im Gang und warf mir einen ungläubigen Blick zu. Ich hatte das Gespräch mitangehört und stand schnaubend auf, um mich an Katja vorbei in den Flur zu drängen.
»Entschuldige bitte Norbert, aber hast du Franziska gerade nicht zugehört?« Ich bemühte mich um einen sachlichen Tonfall, der mir sogleich wieder verging, als Norbert mir unverhohlen in den Ausschnitt starrte und lüstern seine wurstige Zunge über die Unterlippe gleiten ließ. »Sie muss später für eine wichtige Klausur lernen. Herr Dr. Hagenborn hat ihr den Urlaub genehmigt, also lass ihn ihr auch!« Ich warf meinem Kollegen einen bitterbösen Blick zu und hoffte, dassdie Erwähnung unseres Chefs ihn in seinem aufkeimenden Machtgehabe unterbrechen würde.
»Marie, als
Herr Dr. Hagenborn
« – er sprach den Namen langsam und höhnisch aus, so als verbinde ihn eine enge Freundschaft mit unserem Chef und als käme es ihm deshalb lächerlich vor, ihn beim Nachnamen zu nennen – »den Urlaub bewilligt hat, konnte er wohl kaum ahnen, dass uns drei Leute ausfallen. In drei Tagen ist die Abgabe und das ist sicherlich wichtiger als ein Test in der Berufsschule. Herrgott, da mussten wir doch wohl alle mal durch! Wo kämen wir denn da hin, wenn jeder hier kommen und gehen würde, wann er will? Wir alle haben noch außerbetriebliche Verpflichtungen, aber siehst du mich jetzt etwa gehen, weil ich noch meinen Wocheneinkauf erledigen muss?« Norbert lachte und warf sowohl mir als auch der inzwischen an mich herangetretenen Franzi einen wohlwollenden Blick der Marke ‚pädophiler Onkel‘ zu.
»Nur weil du mit deiner Arbeit Lichtjahre hinterher hängst, soll Franzi jetzt alles für dich aufarbeiten, ja?« Ich schüttelte ungläubig den Kopf. »Das kannst du vergessen.«
»Der freie Nachmittag wäre echt wichtig für mich«, warf Franzi mit einer ehrlichen Dringlichkeit in der Stimme ein. Ich wusste, dass sie in Rechnungswesen in etwa so viel verstand, wie ich in der achten Klasse von Jungs und Klamotten.
Okay
, es war nicht sonderlich klug von ihr gewesen, sich auf diesen einen Nachmittag zu verlassen. Aber das war nun eben nicht mehr zu ändern.
»Für mich wäre es aber
echt wichtig
, dass die Clippings für die Abgabe schnellstmöglich fertig gemacht werden. Das ist eine Anweisung vom Chef. Basta.« Norbert warf Franziska einen vielsagenden Blick zu. »Du kommst dann bitte gleich zu mir rüber. Wir haben ganz schön was vor uns.« Mit diesen Worten hievte er seine hundertfünfzig Kilo hinfort und ließ sich auf den knarrenden Drehsessel fallen.
»Tut mir Leid«, flüsterte ich Franziska zu, die mir einen enttäuschten Seitenblick zuwarf. »Er hat recht. Aber wir kriegen das schon hin. Ich lasse mir was einfallen.«
»Wenn du meinst«, antwortete Franzi und klang dabei seltsam genervt. Mit noch weniger ‚Montagmorgeneuphorie‘ als vorhin ging ich wieder in mein Büro und ließ mich auf meinen Platz sinken. Katja musterte mich missbilligend.
»Du lässt dir was
einfallen
? Dir ist ja wohl klar, dass du dich mit Norbert nicht anlegen solltest, oder? Und mit einigen anderen hier ebenso wenig.«
»Natürlich, Katja«, antwortete ich genervt. Ich war zu müde, ummit ihr zu diskutieren, und versank deshalb augenblicklich in der Personalkalkulation, die ich für unseren Chef neu aufrollen sollte. Für die Lektoren sollte es
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