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Solo

Solo

Titel: Solo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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einen Schalldämpfer auf die Mündung.
      Er schob die Waffe in seinen Gürtel und wanderte im Zimmer herum, das Glas in der Hand, öffnete alle Fenstertüren, schlug die Läden zurück und sicherte sie, so daß der Nachtwind das Haus mit den Blumendüften aus dem Garten erfüllte.

      Dann knipste er alle Lichter aus, bis auf eine Leselampe auf einem Tischchen neben dem Blüthner-Flügel, ging hinüber, setzte sich an das Instrument und fing an zu spielen.

      Sie klommen den steilen Pfad von der Mole herauf und gelangten zu einem kleinen, ziemlich primitiven Haus. Ein Hund begann, Morgan von der Tür her anzubellen. Die alte Frau beruhigte das Tier, dann gingen sie und der Junge ins Haus. Konstantin stieg wortlos weiter, und Morgan folgte ihm.
      Der Garten war, wie er feststellte, terrassenförmig angelegt, von Olivenbäumen gesäumt, Kamelien, Gardenien und Hibiskus wuchsen da, und die warme Nacht war schwer vom Duft des Jasmins.

      Jetzt konnte er das Klavierspiel hören, eine seltsame, gespenstische Weise. Einen Augenblick lang blieb er wie angewurzelt stehen. Konstantin wandte sich nach ihm um, seine Miene verriet nichts, und Morgan setzte sich wieder in Marsch.
      Sie gingen die Stufen zur Villa hinauf. Es war ein weit hingestreckter, ebenerdiger Bau, aus den Steinen der Insel errichtet, mit grün bemalten Fensterläden und einem Ziegeldach.

    Sie kamen zu einem zweiflügeligen Tor aus eisenbeschlagenem Eichenholz. Konstantin öffnete es ohne weiteres Zeremoniell und ging voran ins Haus. Die Halle schien zwei Flügel des Hauses zu verbinden und lag im Dunkeln. Nur ein schwacher Lichtschein fiel durch eine offene Tür am anderen Ende der Halle, und von dort kamen deutlich auch die Klänge des Musikstücks. Konstantin ging auf diese Tür zu, winkte Morgan hinein, stellte Morgans Reisetasche ab und machte wortlos kehrt. Die Haustür schloß sich hinter ihm.
    «Treten Sie ein, Mister Lewis», rief Mikali.
      Morgan betrat den Raum. Er war sehr lang, einfach möbliert, die Wände weiß gekalkt, der Fußboden aus polierten Ziegeln, das Feuer im Kamin brannte lustig, und Mikali saß an seinem Blüthner.
    «Bitte legen Sie ab.»
      Morgan warf seinen Trenchcoat auf den nä chsten Stuhl und bewegte sich langsam auf Mikali zu, wie man sich im Traum bewegt, seine Kehle war trocken, sein Atem ging mühsam. Die Musik schien ihn im Innersten zu berühren.
    «Kennen Sie dieses Stück, Mr. Lewis?»
      «Ja», sagte Morgan mit schwerer Zunge. «Es heißt Le Pastour und ist von Gabriel Grovlez.»
      Mikali mimte Überraschung. «Ein Mann von Geschmack und Sachkenntnis.»
      «Nicht doch», erwiderte Morgan. «Es ist nur zufällig eines der Stücke, die meine Tochter für die Aufnahmeprüfung ins Royal College of Music lernen mußte.»
      «Ja, es hat mir wirklich leid getan», sagte Mikali. «Ich habe versucht, ihr auszuweichen, Colonel.»
      Morgan war bereits jenseits allen Erstaunens. Er sagte: «Das glaube ich Ihnen. Als Sie Vassilikos in Paris ermordeten, ließen Sie den Cha uffeur am Leben, auch das Zimmermädchen im Berliner Hilton und wiederum den Chauffeur, als Sie General Falção in Rio töteten. Was glauben Sie, wer Sie sind – Gott?»
    «Die Spielregeln. Diese Leute waren nicht das Ziel.»
    «Spiel?» sagte Morgan. «Wie heißt wohl dieses Spiel?»

    «Müßten Sie eigentlich wissen. Sie spielen es schon lange genug. Das erregendste Spiel der Welt, bei dem das eigene Leben der höchste Einsatz ist. Können Sie aufrichtig behaupten, irgend etwas anderes, das Sie jemals taten, habe Ihnen den gleichen Auftrieb verschafft?»
    «Sie sind wahnsinnig», sagte Morgan.
      Mikali sah ihn leicht erstaunt an. «Warum? Ich habe genau das gleiche in Uniform getan und Orden dafür gekriegt. Haargenau Ihr eigener Fall. Wenn Sie in den Spiegel schauen, sehen Sie eigentlich mich.»
      Die Musik wechselte, es war jetzt irgendein Konzert, voller Kraft und Leben.

      Er sagte: «Interessant, daß Sie allein hierherkommen. Was ist mit MI 5 und der Spezialabteilung passiert?»

    «Ich wollte Sie für mich, Sie gemeiner Hund.»
      Die Musik schwoll zum Crescendo an, als Morgan mit gekrümmten Fingern zum Flügel ging. Mikali sagte: «Gefällt es Ihnen? Es ist Prokofieffs Viertes Klavierkonzert – für die linke Hand allein.»

      Seine Rechte erschien über den Tasten mit der Walther, und Morgan warf sich zur Seite, als die Waffe einmal aufbellte, so daß die Kugel eine Furche über seine linke

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