Sommermond
über die Lippen. Einen kurzen Moment sah er recht verletzt aus. „Ich bin nicht besonders gut in so was, aber …“ Er stockte kurz, senkte den Blick erneut und schaute Ben daraufhin fest in die Augen. „… was ich sagen will … Ich bin froh, dass du hier bist.“
Ben lächelte als Antwort.
Am liebsten hätte er entgegnet, wie sehr er Alex dafür liebte. Doch die Worte wagten sich nicht über seine Lippen. Zu sehr befürchtete er eine Reaktion, mit der er nicht umgehen konnte. Deshalb behielt er den Satz in seinen Gedanken und griff lediglich nach Alex‘ Hand.
„Wir schaffen das“, flüsterte er. „Egal, was noch auf uns zukommt.“
Alex erwiderte nichts. Doch in seinen Augen spiegelte sich seine Gefühlswelt deutlich wider, darunter zwei Emotionen, die Ben kaum von ihm kannte: Angst und Dankbarkeit.
8
Es war Abend geworden. Alex klickte sich durch verschiedene Universitätsseiten. Mit seiner Recherche über ein mögliches Studium in Flensburg hatte er sich erfolgreich von seinen Sorgen abgelenkt.
Am Nachmittag war Ben neben ihm eingedöst. Alex war daraufhin duschen gegangen. Als er nach einer halben Stunde in sein Zimmer zurückgekehrt war, hatte Ben noch immer geschlafen. Diesen Moment hatte Alex genutzt, sich seinen Laptop geschnappt und sich mit ihm auf dem Schoß neben Ben ins Bett gesetzt.
Über drei Stunden hatte er sich nun mit möglichen Optionen befasst, die seine Zukunft betrafen. Er kam sich schon fast dämlich dabei vor. Viele Möglichkeiten gab es nicht. Entweder würde er sein Studium in Hamburg weiterführen oder nach Flensburg wechseln müssen. Ganz davon ab könnte er einen völlig neuen Studiengang belegen, müsste so aber noch einmal bei Null beginnen.
Alex seufzte. Seine Oberschenkel waren warm vom Laptop. Das leise Surren machte ihn ganz benommen. Schließlich schloss er den Browser und klappte den Laptop zu. Als er sich daraufhin zu Ben drehte, war dieser bereits wach und beobachtete ihn nachdenklich.
„Wie lange starrst du mich schon so an?“, fragte Alex. Er war sonderbar ruhig.
„Lange“, war Bens knappe Antwort.
Alex wusste nicht, ob er lächeln sollte.
„Du willst wieder mit dem Studium anfangen?“, fragte Ben.
„Ja, ich … Nein …“, stammelte Alex. Nebenbei schob er den Laptop von seinen Beinen.
„Na, los!“, lachte Ben. „Sag schon!“
„Ach …“, meinte Alex daraufhin und machte eine abtuende Geste. „Ich hab‘ nur geguckt, wie’s wäre, wenn ich in Flensburg weiterstudieren würde oder du hier in Hamburg.“
Kaum dass er ausgesprochen hatte, presste er seine Lippen fest zusammen. Die ganze Situation war ihm unangenehm. Ben und er waren noch nicht lange zusammen und er informierte sich schon über eine gemeinsame Zukunft. Vermutlich fühlte sich Ben bedrängt.
Dieser erwiderte jedoch nichts, grinste nur wortlos.
„Vergiss es einfach!“, fuhr Alex ihn sofort an.
Ben schüttelte den Kopf. „Nein, tu ich nicht.“
„Bitte?“ Alex traute seinen Ohren nicht.
„Im Gegenteil“, fuhr Ben fort. „Ich werd‘ darüber nachdenken.“
„Was?“, rutschte es aus Alex. Er konnte nicht glauben, dass Ben seine Worte ernst meinte.
„Ich werd‘ darüber nachdenken“, wiederholte sich der Dunkelhaarige daraufhin noch einmal deutlicher.
Alex starrte ihn an und schwieg. Er wusste nicht, was er dem Thema noch hinzuzufügen hatte.
Ben streckte sich und machte dabei merkwürdige Laute. Dann ergriff er völlig unerwartet Alex‘ Arm und drehte ihn etwas herum.
„Hab‘ ich so lange geschlafen?“, fragte er, während er einen Blick auf Alex‘ Uhr warf.
„Ist doch gut. Du sollst dich ja eh ausruhen.“
„Das liegt sicher an den Tabletten“, erwiderte Ben und richtete sich etwas auf. „Die dröhnen einen total zu.“
„Wirklich?“, fragte Alex.
Ben nickte.
„Dann hätt‘ ich auch gern welche“, fuhr Alex fort und grinste.
Ben stieß ihm daraufhin sanft in die Seite. „Spinner …“, murmelte er.
Alex lächelte und beobachtete, wie Ben sich die Decke vom Körper strich.
„Was hast du denn vor?“, fragte er deshalb.
„Erstens muss ich auf Klo“, antwortete Ben, „und zweitens hab‘ ich Hunger.“
Alex nickte.
Ben stand langsam vom Bett auf. Die Schmerzen waren ihm ins Gesicht geschrieben. Er bückte sich nach seinen Klamotten und fischte sich sein T-Shirt.
„Soll ich dir irgendwie helfen?“, fragte Alex.
„Danke, geht schon“, erwiderte Ben.
Er krempelte sein T-Shirt auf die richtige Seite und zog es sich
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