Sonne über Wahi-Koura
das Gesetz zunutze!«, platzte Silverstone heraus. »Warum lassen Sie diese Frau nicht enteignen?«
Manson zuckte zusammen. Natürlich war ihm diese Möglichkeit auch in den Sinn gekommen. Leider war sie zu schön, um wahr zu sein.
»Weshalb sollte sie enteignet werden? Der Besitz ist rechtmäßig erworben, und sie hat kein Verbrechen begangen.«
»Und was ist mit dem Gemeinwohl?«, wandte der Viehbaron ein. »Ich habe schon von Fällen gehört, in denen Grundbesitzer enteignet wurden, weil sie sich einem dem Gemeinwohl dienlichen Unterfangen entgegengestellt haben.«
»Bei allem Respekt, Mister Silverstone, die Farm, die Sie anlegen wollen, dient wohl kaum dem Gemeinwohl!«, gab Manson zu bedenken, als er die Limonade vor Silverstone abstellte.
»Mein lieber Manson, jetzt enttäuschen Sie mich aber!«, rief Silverstone empört aus. Er rührte die Limonade nicht an.
»Inwiefern?« Zittrig leerte Manson sein Glas. Sein Magen schmerzte vor Ärger. Verdammtes Weibsbild! Warum kann sie nicht einfach nachgeben und von hier verschwinden?
»Haben Sie keine Mittel, um die Ratsmitglieder zu einem Enteignungsbeschluss zu bewegen? Nach allem, was wegen des Alkohols vorgefallen ist?«
Manson kniff die Lippen zusammen. »Meine Beziehungen reichen nicht bis in den Stadtrat. Überdies schätzen die meisten Mitglieder Louise de Villiers. Das macht es ja so schwer, gegen sie vorzugehen. Die einzige Möglichkeit ist, sie zum Aufgeben und Verkaufen zu bewegen.«
»Dann sollten Sie alles tun, um ihr die Freude an ihrem Grund und Boden zu verleiden. Da sollte Ihnen doch mehr einfallen als eine Vogelscheuche, oder?«
Manson wollte schon einwenden, dass seine Mittel ausgeschöpft seien, aber dann fiel ihm etwas ein. »Vielleicht gibt es ja doch eine Möglichkeit, sie zu verunsichern.«
Silverstones Augen leuchteten auf. »Na also! Schießen Sie los!«
»Vor einigen Tagen habe ich gehört, dass De Villiers' Schwiegertochter niedergekommen ist. Ich könnte mir vorstellen, dass die alte Louise nicht will, dass ihrem Enkelkind etwas zustößt.«
»Kein Mensch würde das wollen«, stimmte Silverstone zu.
Manson überlegte eine Weile. »Für meinen Plan benötige ich Unterstützung.«
»Sie sollen jede bekommen, die ich Ihnen geben kann - solange Sie meinen Namen raushalten.«
»Abgemacht.« Manson lächelte und lehnte sich zufrieden zurück.
9
Die Vorbereitungen für die Taufe liefen auf Hochtouren. Die Einladungskarten, die Louise an die bedeutenden Leute von Napier geschickt hatte, waren aus feinstem Bütten. Gläser und Möbel wurden poliert, Blumen und Seidenbänder als Tafelschmuck herbeigeschafft. Die Geburt ihrer Enkelin erfüllte die Herrin von Wahi-Koura mit neuem Lebensmut und ließ sie die Unannehmlichkeiten der vergangenen Wochen vergessen.
Helena erhielt keine Gelegenheit, sich an den Vorbereitungen zu beteiligen. »Kümmern Sie sich um das Kind, und lassen Sie alles andere meine Sorge sein«, hatte Louise gemeint. »Ich weiß, was die Menschen hier erwarten, und niemand soll behaupten, dass sich die Familie de Villiers bei einer Tauffeier lumpen lässt.«
»Nun gut. Haben Sie etwa auch schon über die Taufpaten nachgedacht?«, fragte Helena. Sie ahnte bereits, wie die Antwort lauten würde.
»Selbstverständlich. Myrna Hathaway und Jack Forrester sind anständige und angesehene Christen.«
Helena stutzte. »Ich kenne keinen von beiden.«
»Das ist auch nicht verwunderlich. Myrna Hathaway ist die Präsidentin des Frauenvereins von Napier und eine alte Freundin. Ich hatte auch meine Freundin Amalia Grimes in die engere Wahl gezogen, doch um ihre Gesundheit ist es nicht besonders gut bestellt. Myrna ist eine sehr feine Frau, die die Patenschaft sehr gern übernehmen wird.«
»Und dieser Jack Forrester?«
»Ist ein benachbarter Weinbauer. Gute Beziehungen zu ihm könnten uns von Nutzen sein.«
Helena schnaufte unwillig. »Er ist ein Wildfremder, von dem wir nicht mal wissen, ob er die Patenschaft übernehmen will.«
Louise sah sie direkt an. »Worauf wollen Sie hinaus?«
»Ich habe einen anderen Vorschlag.« Helena hatte zwar wenig Hoffnung, dass ihre Schwiegermutter dem zustimmen würde. Dennoch straffte sie sich und sagte geradeheraus: »Ich wünsche mir Zane Newman als Taufpaten.«
Louises Miene blieb reglos. Sie faltete die Hände auf der Tischplatte. »Mister Newman ist zweifellos ein rechtschaffener Mann, und ich schätze ihn auch als Kellermeister. Aber glauben Sie wirklich, dass er ein geeigneter
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