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Sonnenfeuer

Sonnenfeuer

Titel: Sonnenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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richtig hübsch aus. Unter dem schwarzen Schleier, den Mae beigesteuert hatte, damit Perfy ihr langes blondes Haar verhüllen konnte, war nur ein Schimmer ihres Gesichts zu erkennen.
    Es war ein einsamer kleiner Friedhof auf dem Hügel am Fluß, bewacht von zwei mächtigen Buchen und geschützt von einem weißen Lattenzaun. Hier lag auch das Grab von Edward Buchanan, Bens Vater. Unter den zahlreichen anderen Gräbern entdeckte Diamond eines, das nur mit einem einfachen Kreuz markiert war und keinen Namen trug.
    Zu Diamonds Erleichterung war Perfy der neue Grabstein aus Marmor links neben dem Eingang nicht aufgefallen. Es war der Gedenkstein für Darcy, der in Brisbane zur letzten Ruhe gebettet worden war.
    Nach der Beerdigung war Perfy allerdings zusammengebrochen, und man hatte Diamond erlaubt, sie auf ihr Zimmer zu bringen.
    Dr. Palfreyman war ein freundlicher und fürsorglicher Arzt. Er erklärte Perfy, daß er zwar in Charters Towers wohne, doch eigentlich nur sehr selten zu Hause sei. Gewöhnlich fuhr er von einer Farm zur anderen, und durch den sogenannten »Buschtelegraphen« wußte man immer, wo er sich gerade aufhielt. »Sie sieht nicht besonders gut aus«, sagte er anschließend in Diamonds Beisein zu Mrs. Buchanan.
    »Wie sollte sie auch?« entgegnete die Frau. »Diese Dinge brauchen nun mal ihre Zeit.«
    »In ein paar Tagen komme ich wieder und sehe nach ihr. Behalten Sie sie da. Ich weiß, daß sie sich um ihre Mutter sorgt, aber eine Reise würde sie jetzt nicht verkraften.«
    »Es gibt für sie keinen besseren Platz, um sich zu erholen, als Caravale«, meinte Mrs. Buchanan hochmütig.
    »Ganz recht«, murmelte der Arzt.
    Diamond war anderer Meinung. Im Haus herrschte eine allgegenwärtige Spannung, die nur durch die Anwesenheit der Viehhüter ein wenig gelockert wurde. Am frühen Morgen, wenn die Männer sich lachend und scherzend zum Frühstück anstellten, ihre Sachen zusammenpackten und die Pferde sattelten, um zu ihrer Arbeit aufzubrechen, konnte Diamond ein wenig aufatmen. Und jeden Abend erwartete sie sehnsüchtig das Hufgetrappel, das ihre Rückkehr ankündigte. Ihr war, als ob Perfy und sie sich nur in Gegenwart all dieser Fremden sicher fühlen konnten.
    Perfys Zustand verbesserte sich nicht, und als der Arzt zurückkehrte, stellte er fest, daß sie an einem Fieber litt, möglicherweise sogar an Gelbfieber. Was auch immer, Perfy war sehr krank, wurde von schrecklichen Kopfschmerzen geplagt und verlor zusehends an Gewicht. Und ausgerechnet jetzt, wo Perfy sie wirklich brauchte, wurde Diamond aus dem Haus verbannt.
    »Das wollen wir mal sehen«, murmelte Diamond grimmig. Sie trat aus ihrem Zimmer und huschte barfuß durch den staubigen Garten. Nach einem kurzen Lauf quer durch den Obstgarten erreichte sie das Haus und eilte auf Zehenspitzen die Veranda entlang, bis sie vor Perfys Zimmer stand. Die Flügeltüren vor den schlaff herabhängenden Gardinen standen offen. Perfy lag reglos auf dem Bett, nur mit einem Laken zugedeckt. »Mir ist so heiß«, sagte sie so leise, als ob das Sprechen ihr größte Anstrengung bereiten würde.
    Diamond legte ihr die Hand auf die Stirn. »Ja, das glaube ich Ihnen. Es ist heute auch wirklich sehr heiß draußen.« Sie befeuchtete ein Tuch und tupfte Perfy das Gesicht ab. Dann entdeckte sie eine Flasche Essig auf dem Tisch. Diamond hatte schon gehört, daß die Weißen ihre Fieberpatienten mit Essigwasser wuschen, um ihnen Kühlung zu verschaffen. Deshalb goß sie den halben Flascheninhalt in die Waschschüssel und benetzte Perfy von Kopf bis Fuß mit der Flüssigkeit. Ihr fiel ein, daß Mrs. Beckmann sie auch einmal auf diese Weise behandelt hatte. Als sie Perfy jetzt vorsichtig abtrocknete, schien es ihr besser zu gehen.
    »Leg das Tuch bitte über meine Augen, Diamond«, bat Perfy. »Ich habe entsetzliche Kopfschmerzen. Arme Mutter!« fuhr sie leise fort. »So ganz allein! Glaubst du, sie weiß inzwischen, was mit Daddy geschehen ist?«
    »Sie ist nicht allein, Miss Perfy. All die Freunde und Nachbarn kümmern sich bestimmt um sie. Mrs. Tolley ist sicher bei ihr, und Herbert und Kapitän Lew sind ja auch noch da.«
    »Wenn ich nicht so hartnäckig darauf bestanden hätte, hierher zu kommen, wäre Daddy noch am Leben«, schluchzte Perfy.
    »Aber nein, nein! Ihr Vater wollte die Farm doch unbedingt selbst sehen, vergessen Sie das nicht. Es ist nicht Ihre Schuld; es war Gottes Wille.«
    Diamond wiederholte die Worte, die sie schon bei weißen Frauen gehört

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