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Sozialisation: Weiblich - männlich?

Titel: Sozialisation: Weiblich - männlich? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Hagemann-White
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wollten. Für 80 % von ihnen war es wichtig, ob das Kind ein Mädchen oder ein Junge wird. Drei Viertel von ihnen hatten sich eine Tochter gewünscht, für viele war es aber spürbar, daß ein Sohn von ihnen erwartet wird. Nur zwei oder drei Frauen beschrieben die Befriedigung, die die Mutterschaft für sie bedeutete, ohne Bezug auf das Geschlecht des Kindes oder zu den Erwartungen ihrer sozialen Umwelt an sie. Hören wir die Frauen sprechen, wissen wir, daß das Geschlecht des Kindes eine Bedeutung hat, die dem Kind selbst nicht verborgen bleiben kann: 7
     
    „Ich wuchs als eine von fünf Töchtern auf. Mädchen sind meistens leicht zu erziehen, sie sind praktisch gar nicht aufsässig. Meine Mutter war uns ein Vorbild, wir hielten uns an die Regeln. Wir waren alle ziemlich brav.“ (Wollte Mädchen)
(Arcana
1979, S. 195)
    „Ganz tief drin dachte ich wohl, daß ich gern mit einem kleinen Jungen umgehen möchte. Und sein Vater, tief drin wollte er einen kleinen Jungen. Er freute sich, einen Sohn zu haben, weil, er ist ziemlich altmodisch; er mag gerne dieses Raufen und Herumtollen und das Gefühl haben, daß die mal stark werden, aber mit kleinen Mädchen mußt du sanft sein. Ich glaube, er hätte davor Angst, eine Tochter zu haben.“ (S. 201)
    „Ich wollte Mädchen … Mädchen bleiben viel länger zuhause als Jungen. Nicht, daß ich mich an sie klammern will, aber ab sechs Jahren sind die Jungen draußen in der Welt, während die Mädchen noch zu Hause sind. Wenn man, wie ich, immer gearbeitet hat, gehen sechs Jahre ziemlich schnell vorbei, und dann hast du nicht viel von deinen Kindern. Und mit Jungen, sobald sie heiraten, ist alles vorbei.“ (S. 195)
    „Ich wollte Söhne … Ich dachte, man hat mit mir deshalb früher viele Schwierigkeiten gehabt, weil du Mädchen beschützen mußt. Auch wenn die Jungen die gleichen Sachen anstellen wie Mädchen und auch Ärger kriegen, brauchst du sie nicht zu beschützen. Also dachte ich, es wäre leichter, Jungen zu haben. Und ich habe sie auch. Jetzt wünsche ich, ich hätte eine Tochter.“ (S. 202)
    „Das erste mal wollte ich einen Sohn und ich bekam eine Tochter. ich hatte geglaubt, Väter wollen immer einen Sohn, was aber gar nicht stimmte, denn das war bei ihm anders. Er hat sich unwahrscheinlich gefreut, ein Mädchen zu haben, weil in seiner Familie keine waren. Aber weißt Du, das war ja das erste Kind, und das zweite mal wollte ich wirklich alles hinter mich bringen, und zum Glück wurde es auch ein Sohn. Ich hatte gedacht, es wäre schön, Jungen zu haben, weil die immer ihre Mutter mögen, aber es hat sich herausgestellt, daß das nicht ganz so ist. Meine Tochter mag ich wirklich sehr.“ (S. 202)
    „Ich sage es immer wieder – ich will nur ein Mädchen und ich hoffe stark, daß es ein Mädchen wird, denn sonst weiß ich nicht was ich tue. ich will keinen Mann großziehen. Es wäre eine solche Freude, eine Frau großzuziehen. Mir scheint, ich habe in meinem Leben zu viel Männer gehabt.“ (S. 197)
    „Ja ich wollte einen Sohn. Zum damaligen Zeitpunkt mochte ich mich selbst nicht so sehr. ich konnte mich besser auf Männer beziehen, ich mochte Männer lieber.“ (S. 203)
    „Ich möchte ein Mädchen. Ich mag Mädchen. Ich bin ja selbst eine-Frau. Ich würde viel besser verstehen, wie es ist, sie zu sein, als er zu sein.“ (S. 196)
    „Ich wollte einen Jungen, mein Mann wollte auch einen Jungen. Ich wollte ein Kind haben, das ihm ähnlich ist.“ (S. 196)
    „Ich war froh. Ich bin es jetzt noch mehr, denn ich frage mich, wie ich mit einem Jungen umgehen würde. In der Situation, in der ich bin – geschieden und darum kämpfend, als Frau in einer Männerwelt sich zu behaupten – habe ich wahrscheinlich weniger unbewußte Feindseligkeit gegen sie, als ich gegen einen Sohn hätte. Es ist ein großes Glück, eine Tochter zu haben. Sie identifiziert sich mit mir, und das finde ich gut.“ (S. 196)
     
    Im weiteren wird es darum gehen, die theoretische Ebene zu finden, auf der die Entstehung und Wirkungsweise solcher Haltungen erfaßt und begriffen werden können.
    Ein guter Teil der Literatur baut theoretisch entweder auf dem Konzept sozialen Lernens (USA) oder auf dem Aneignungskonzept (der sowjetischen Psychologie entnommen). Selten wird die Ähnlichkeit dieser Ansätze bemerkt. Betonen doch beide, ihrer Funktion in dem jeweiligen Heimatland entsprechend, die Übernahme der sozialen Verhältnisse unter Anleitung der Erwachsenen (vgl.
Ottomeyer
1980, S.

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