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Spaziergang im Regen

Spaziergang im Regen

Titel: Spaziergang im Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Barnard
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PR-Tour begleitet? Dies hier ist das gleiche, nur zusätzlich noch die Belastung durch Proben und Live-Auftritte.«
    »Das habe ich versucht ihm klarzumachen«, sagte Shara unglücklich, »aber er hat mich in eineinhalb Wochen nicht länger als ein paar Stunden zu Gesicht bekommen.« Sie zuckte mit den Schultern. »Ich glaube, er hat erwartet, dass ich zumindest an den Abenden frei bin.« Sie ließ die Schultern sinken. »Wenn es nicht möglich ist, ist das auch in Ordnung. Dann lass ich die Abendveranstaltungen aus und verbringe die Zeit mit ihm.« Der Gedanke daran schlug ihr auf den Magen, denn sie hoffte, dass mit der Zeit ihre ständige zwangsläufige Anwesenheit Jessa ein wenig aufweichen lassen würde und dass sie dann wieder die Freundschaft aufnehmen könnten, die sie vor dem ersten Konzert in New York hatten.
    Sie wusste, dass sie sich mehr auf Dereks Ankunft freuen und weniger Panik davor haben sollte, Jessa nicht zu sehen und sich nicht mit ihr vertragen zu können, aber sie schob ihre Gefühle auf Dereks mangelnde Rücksichtnahme, sie mit seinem Besuch zu überfallen.
    »Ich schaue mal, was ich machen kann«, gab Lisa nach, »aber ich weiß bereits, dass er nicht zum Konzert am Donnerstag mitkommen kann, es sei denn, eine der Karten wird wieder zurückgegeben. Sogar die Plätze, die für VIPs freigehalten werden, sind schon belegt.«
    Shara war dankbar, dass ihr Unglück nicht vollkommen war. »Bis dahin muss er wieder nach London zurück«, versicherte sie Lisa. »Seine Großmutter hat Freitag Geburtstag, und da kann er nicht fehlen.«
    Lisa hob eine Augenbraue. »Das nenne ich Leidenschaft.«
    Shara wurde rot. Sie konnte Lisa nicht erzählen, warum ein Mann, der eine familiäre Verpflichtung hatte, die nicht umgangen werden konnte, den Atlantik zweimal überquerte und seiner Freundin auf einer beruflichen Reise solche Unannehmlichkeiten bereitete, nur um sie über den Zeitraum von drei Tagen für ein paar mickrige Stunden sehen zu können. Lisa nahm offenbar an, dass er sich nach Shara sehnte, aber sie selbst war fast sicher, dass es sich dabei mehr um Machtspielchen handelte. »Ich glaube, es gibt da was, das er . . . regeln will.«
    Lisa sah sie mit leicht zusammengekniffenen Augen an, als wollte sie herausfinden, was wirklich in ihrem Hirn vorging, aber dann zuckte sie die Schultern. »Wie Sie meinen, Frau Quinn, aber ich behaupte, dass sechzehn Flugstunden in drei Tagen bedeutet, dass er hofft, die Regelung wird zu seinen Gunsten ausfallen.« Dann lächelte sie. »Sollen wir bestellen? Ich bin am Verhungern.«
    Als Lisa zurück in ihre Hotelsuite kam, war sie überrascht, in ihrem Wohnzimmer Jessa vorzufinden, die lustlos mit der Fernbedienung von einem Fernsehsender zum nächsten schaltete.
    »Sollte ich mich darum sorgen, wie du reingekommen bist?«
    Jessa zuckte die Schultern. »Ich habe ein ehrliches Gesicht und habe höflich gefragt.« Auf Lisas skeptischen Blick hin schob sie nach: »Und ich habe dem Portier zwei Karten für das Konzert am Samstagabend gegeben. Scheinbar werden die derzeit auf dem Schwarzmarkt für je vierhundert Dollar gehandelt.«
    »Wie geht’s deinem Kopf?«
    Jessa warf ihr einen finsteren Blick zu. Sie wussten beide, dass Jessa keine Kopfschmerzen hatte. »Wie ging’s beim Brunch?«
    »Es war lehrreich. Hast du was gegessen? Soll ich dir was beim Zimmerservice bestellen?«
    »Lisa, ich bin nicht hier, um zu essen. Was hat Shara erzählt?«
    Die Frage überraschte Lisa nicht. Sie wusste, dass der Grund für Jessas stillen Ärger in den letzten zwei Tagen schwerwiegender war, als nur eine Verärgerung oder Abneigung. Zwischen den beiden war etwas vorgefallen – etwas, dass Jessa tief verletzt hatte. Jessa trug ihr Herz stets auf der Zunge, weshalb das tagelange Verschleiern ihres Schmerzes hinter vorgeschobenem Ärger Spuren hinterlassen haben musste. Lisa hatte keinen Zweifel daran, dass Jessa dieses Gespräch dazu nutzen würde, ihrem Ärger Luft zu machen und ihr von den zugrundeliegenden Ursachen zu erzählen. Jessas Wortkargheit war genauso unerklärlich gewesen, wie Shara Quinns offensichtliche Verletztheit, als sie meinte, dass Jessa sie nicht leiden könnte.
    »Sie hat mir erzählt, dass du sie nicht magst. Entweder das, oder du magst ihren Verlobten nicht. Oder vielleicht beides.«
    Jessa schaltete den Fernseher aus und stand abrupt auf, ging hinüber zur Schiebetür und blickte hinaus auf den See und die kleine Inselkette gut einen Kilometer vom Ufer

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