Spiel der Teufel
weitergeben.«
»Danke, ich werd's mir merken. Was machst du jetzt?«
»Weiß nicht, ich hatte heute eigentlich nichts mehr vor. Gestern
war für mich ein langer Abend, und für dich auch. Du
solltest dich ausruhen, damit du morgen wieder fit bist.«
Igor entgegnete nichts darauf. Er ging zu seinem Wagen, stieg
ein, wartete, bis Elena losgefahren war, und folgte ihr bis zu der
Straße, in der sich ihre Wohnung befand. Nach zwei Stunden
wählte er die Nummer der Petrowa und sagte: »Es tut mir leid,
ich weiß, ich sollte erst morgen Bericht geben, aber sie ist seit
zwei Stunden zu Hause und war auch sonst völlig unauffällig.
Was soll ich machen?«
»Dich einfach an die Anweisung halten«, war die knappe Antwort,
bevor wieder aufgelegt wurde.
Scheiße!, dachte Igor, warf das Handy auf den Beifahrersitz und
blieb bis Viertel vor zehn. Er war durchgefroren, hungrig und
durstig und wollte nur noch nach Hause. Es gab Tage, da hasste
er seinen Job. Aber in wenigen Minuten würde seine Christina
vor der Tür stehen, wie immer in einem beigefarbenen Trenchcoat,
darunter jedoch gekleidet wie die personifizierte Sünde,
aufgemacht wie die Aguilera in dem Video Lady Marmalade
zum Film Moulin Rouge, sie würden Champagner schlürfen,
anfangs aus Gläsern, später er aus ihrem Bauchnabel, nachdem
sie für ihn getanzt und den Mund bewegt hatte, als sänge sie
selbst. Es hatte ein paar Nächte gedauert, bis sie kapiert hatte,
was er wollte. Er hatte es ihr praktisch einbleuen müssen, aber
jetzt lief alles reibungslos. Für tausend Euro die Nacht nahm sie
eine Menge in Kauf, selbst ein paar Prügel, wenn sie nicht gehorchte.
Und auch wenn er momentan Probleme hatte, den
Spaß würde er sich nicht nehmen lassen. Nicht einmal von der
Petrowa.
DONNERSTAG, 13.00 UHR
Hennings Telefon klingelte fast auf die Sekunde pünktlich.
»Ja?«
»Ich muss es kurz machen, aber ich habe die Liste mit allen
Nummern, und Sie werden es nicht glauben, auch die dazugehörigen
Namen. Ich kann sie Ihnen jedoch erst morgen geben,
weil ich sie vorher nicht kopieren und auch nicht rausschmuggeln
kann. Waren Sie erfolgreich?«
»Ich weiß nicht, was Sie darunter verstehen, aber bei uns funktioniert
alles nur mit Babyschritten. Wir würden uns gerne
noch einmal mit Ihnen unterhalten. Ginge es heute?«
»Wann?«
»Wie gestern?«
»Etwas später. Sagen wir elf?«
»Das ist sehr spät ...«
»Sie wollten doch mit mir sprechen.«
»Einverstanden. Und wo?«, fragte Henning.
»Bei Gerd. Ich werde vor Ihnen hineingehen, Sie kommen eine
Minute später. Die Wohnungstür werde ich offen lassen.«
»Von mir aus. Bis heute Abend.«
Henning verzog den Mund und berichtete Santos von dem Telefonat.
Sie wirkte alles andere als erfreut, sich wieder die Nacht
um die Ohren schlagen zu müssen, zuckte aber schließlich mit
den Schultern und meinte: »Lässt sich wohl nicht ändern. Sie
diktiert die Regeln.«
Als hätte er Santos' Worte nicht gehört, sagte er: »Klose hat die
Asiatin mit keinem Wort erwähnt. Warum nicht?«
»Frag ihn. Geh hoch, ich warte hier auf dich und hör ein bisschen
Musik. Wir könnten übrigens mal wieder tanzen gehen,
mir ist irgendwie danach«, sagte sie schmunzelnd.
Ohne eine Entgegnung stieg er aus, rannte zu dem Gebäude
und in den zweiten Stock und trat in Kloses Büro, der völlig
überrascht war von Hennings nochmaligem Kommen - genau
wie sein Kollege Lehmann, dessen Gesicht urplötzlich knallrot
wurde, als wäre er bei etwas ertappt worden, das niemand außer
ihm und Klose wissen durfte.
»Oh, Entschuldigung, störe ich?«, fragte Henning, der merkte,
dass auch Klose die Situation etwas unangenehm war.
»Äh ... nein. Was kann ich noch für dich tun? Mein Kollege ist
eben gekommen.«
Du kannst mir viel erzählen. Dein lieber Kollege war die ganze
Zeit nebenan und hat mitgehört, dachte Henning. »Es geht um
die tote Asiatin. Ist sie für euch unbedeutend?«
»Warum?«
»Warum, warum? Sie wurde vierundzwanzig Stunden nach
Gerd ermordet, und du fragst, warum? Nach ersten Erkenntnissen
war sie in kriminelle Machenschaften verwickelt, du erinnerst
dich, die weggeätzten Fingerkuppen. Und damit fällt
sie eigentlich auch in deinen oder euren Ermittlungsbereich.
Wir wollten doch kooperieren, oder?«
»Natürlich, aber unser Hauptaugenmerk liegt nun mal auf
Gerd und welchen Schaden er angerichtet hat. Die Asiatin
muss da leider ins zweite Glied
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