Spiel der Teufel
zurücktreten.«
»Wir gehen aber davon aus, dass beide Morde zusammenhängen.
Nur treten wir auch wie bei Gerd auf der Stelle.«
»Wir haben mit den Vietnamesen nichts zu tun, außer wenn's
um Zigaretten geht«, warf Lehmann ein, der seine Sprache, die
ihm scheinbar kurzzeitig abhanden gekommen war, wiedergefunden
hatte.
»Okay, das war's schon. Ich dachte, ihr würdet alle Fälle gleich
behandeln. Ciao.«
Unten angekommen, sagte er: »Welche Nationalität hat unsere
Tote?«
»Bis jetzt keine. Oder weißt du mehr?«
»Nein, aber Lehmann hat sich verplappert. Er hat nämlich gesagt,
dass sie mit den Vietnamesen nichts zu tun haben. Da frag
ich mich doch, woher er die Info hat.«
»Lehmann?«
»Da staunst du. Kaum sind wir aus dem Büro raus, ist Lehmann
drin. Wenn das kein Zufall ist. Der hat 'ne Birne gekriegt, da
wäre jede Tomate neidisch geworden. Der hat garantiert nebenan
gesessen und alles mitgehört. Und jetzt wird unser Gespräch
ausgewertet und analysiert. Also, woher wissen die, dass es sich
um eine Vietnamesin handelt? Und wo ist Hinrichsen?«
»Hast du nicht gefragt? Ich hätte mir diesen Triumph nicht
nehmen lassen«, meinte Santos und fügte hinzu: »He, ich geh
auch noch mal schnell hoch.«
»Nee, lass mal, wir wollen sie doch nicht unnötig verärgern.«
»Vielleicht wissen sie's ja von Jürgens.«
»Glaubst du doch selber nicht. Wir wären die Ersten gewesen,
die das erfahren hätten. Irgendwas stört mich an den beiden da
oben. Hast du Lehmann und/oder Hinrichsen reingehen sehen,
während ich mit Ivana telefoniert habe?«
»Ich hab doch nicht die ganze Zeit zum Eingang geguckt. Hätt
ich beinahe vergessen, Gerds Mutter ist bei Volker. Wir sollen
uns beeilen. Sie will dich sprechen.«
»Da ist sie uns zuvorgekommen. Mein knurrender Bauch sagt
mir, dass sie mehr über ihren Sohn weiß als irgendwer sonst,
Ivana ausgenommen.«
»Und was ist mit Nina?«
»Ich kann sie nicht mehr einordnen. Je mehr ich darüber nachdenke,
desto sicherer werde ich, dass Ivanas Version die richtige
ist. Ich meine, dass zwischen Nina und Gerd nichts mehr gelaufen
ist. Ich frag mich nur, warum Nina uns angelogen hat.«
»Das hat Gerd doch auch.«
»Gut, warum Gerd und Nina uns angelogen haben. Okay, sie
haben uns nicht direkt angelogen, aber auch nicht die ganze
Wahrheit gesagt. Sie haben geschauspielert. Vor allem Nina.
Hat das was mit ihrem russischen Stolz zu tun?«
»Frag sie, wenn du den Mut aufbringst.«
»Nina ist mir egal, die hatte doch eh keinen blassen Schimmer
von den Aktivitäten ihres Mannes. Und ihr Privatleben geht
uns doch eigentlich überhaupt nichts an.«
»Und wieso glaubst du, dass Gerds Mutter mehr weiß als Nina?«
»Sagte ich doch schon, mein Bauch. Die Frau ist vom Leben
gebeutelt, und Gerd war der einzige Halt, den sie noch hatte,
hat er zumindest immer mal wieder durchblicken lassen. Es
wird ihr vielleicht Kraft geben, wenn sie weiß, dass wir alles
tun, um den Mord an ihrem Sohn aufzuklären.«
»Ich denke eher, dass wir nur Salz in die Wunden streuen und
die alte Frau noch mehr verwirren, wenn sie erfährt, was ihr
Sohn so getrieben hat. Die wird aus allen Wolken fallen.«
»Lisa, bitte, hör auf damit. Bisher wissen wir nur von Ivana...«
»Ja, Ivana. Die Frau ist mir irgendwie suspekt. Ich weiß inzwischen
gar nicht mehr, was ich von ihr halten soll.«
»Das hat aber bis vorhin noch ganz anders geklungen.«
»Ich hatte Zeit zum Nachdenken. Und Gerds Mutter, ich bin
nicht sicher, ob das fruchtbar wird. Sie und Nina verstehen sich
nicht, wahrscheinlich, weil sie Vorurteile gegen Russen oder
Russinnen hat.«
»Und wenn sie doch etwas weiß, das uns weiterbringt?«
»Glaub ich nicht. Dann hätte sie sich nicht erst heute bei uns
gemeldet. Wahrscheinlich braucht sie mal ein bisschen Abwechslung
. . .«
»Sag mal, was ist eigentlich mit dir los?«, blaffte Henning Santos
an. »Du malst alles schwarz in schwarz, so kenn ich dich
überhaupt nicht. Das ist doch normalerweise nicht deine
Art.«
»Vielleicht bin ich nur überfordert, mir geht das alles nämlich
auch mächtig auf 'n Senkel. Ich kann das alles nicht greifen und
schon gar nicht begreifen. Tut mir leid, doch im Moment kann
ich nicht anders. Ist ja auch nicht gegen dich gerichtet. Aber
vielleicht brauch auch ich nur mal wieder ein bisschen Abwechslung,
mal was anderes als nur Arbeit und zu Hause. Tanzen
gehen, zum Beispiel. Vorher schön essen, dann das Tanzbein
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