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Spiel der Teufel

Titel: Spiel der Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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kommen die ... Spender?«
    »Aus dem Osten, vorwiegend Russland. Dort verschwinden
bekanntlich jährlich Tausende von Menschen, ohne dass sich
jemand drum kümmert. Hat was mit der Armut, aber auch mit
dem System zu tun.«
    »Das hört sich wirklich ziemlich absurd an, ich meine, das
müsste doch auffallen. Du kannst nicht Jahr für Jahr ein paar
tausend Menschen herbringen, ihre Organe entnehmen und ...
Was passiert mit den Leichen?«
    »Die haben 'ne Rückfahrkarte gebucht«, antwortete Santos gelassen.
»So, wie sie gekommen sind, fahren sie auch wieder zurück.«
»Und Gerd hat das rausgefunden und musste deswegen sterben,
wenn ich richtig kombiniert habe?«
    »Wir gehen davon aus.«
    »Jetzt macht es auch Sinn, dass Gerd sich in letzter Zeit so oft bei
mir aufgehalten hat und alles über das Innenleben meiner Kunden
wissen wollte. Der hat mich mit Fragen gelöchert, und ich
hab mich immer gewundert, warum ihn das alles interessiert.
Jetzt weiß ich's, er hat gründlich recherchiert. Woher habt ihr
die Infos? Von der Frau mit den schönen dunklen Haaren?«
    »Nein, die hat davon keinen blassen Schimmer. Wir haben Aufzeichnungen
gefunden, die Gerd in den letzten Monaten gemacht
hat«, schwindelte Santos wieder, während Henning sich
an seinem zweiten Glas festhielt und die Unterhaltung scheinbar
desinteressiert verfolgte, obwohl er aufmerksam zuhörte.
»Wie kommst du überhaupt darauf, dass sie schöne dunkle
Haare hat?«
    »Ich bin Rechtsmediziner. Nicht viele Frauen haben so schöne
Haare. Wenn man von den Haaren auf den Rest schließen kann,
muss sie sehr hübsch sein. Ist aber leider die Ausnahme, schöne
Haare bedeuten nicht automatisch, dass die Frau auch schön
ist. Ist sie schön?«, fragte Jürgens augenzwinkernd.
    »Geht so«, gab sich Santos bedeckt.
    »Ganz passabel«, kommentierte Henning. »Kein Vergleich mit
Nina.«
    »Wie kann ich euch helfen?«
    »Wir brauchen deine Meinung als Mediziner. Man hört oder
liest doch immer wieder, dass Transplantationen mit einem gewissen
Risiko verbunden sind. Wie wahrscheinlich ist es, dass
zum Beispiel ein Herz abgestoßen wird?«
    »Ich bin zwar kein Transplanteur, aber heutzutage werden solche
Operationen als Routineeingriffe verbucht. Genaue Zahlen
sind mir nicht bekannt, doch ich weiß, dass die meisten Transplantate
gut angenommen werden, vorausgesetzt, die Parameter
stimmen überein. Das heißt, du kannst einem Kind nicht das
Herz eines Erwachsenen geben und umgekehrt. Das hängt mit
der Pumpleistung zusammen, um es mal salopp auszudrücken.
Die Patienten müssen für den Rest ihres Lebens Immunsuppresiva
einnehmen, sprich bestimmte Medikamente, die eine Abstoßung
verhindern sollen. Die Amis haben gerade eine Testphase
mit einem neuen Präparat abgeschlossen, das alles bisher
Dagewesene toppt. Wenn aber alles passt, dann ist die Chance,
dass der Patient ein vergleichsweise normales Leben führen
kann, recht hoch. Das gilt für Niere, Leber, Lunge, Herz und
Pankreas, wobei die Wartelisten bei Eurotransplant lang und
länger werden, besonders was Nieren angeht. Wer eine Niere
braucht, wartet meist zwischen einem und zwei Jahren, manchmal
auch länger. Dazu kommt der Allgemeinzustand des Patienten,
der mit ausschlaggebend für den Erfolg der Transplantation
ist. Es gibt eigentlich sehr viele Faktoren, die verantwortlich
sind, ob ein Organ angenommen oder abgestoßen wird. Die
Psyche spielt eine Rolle, aber auch der künftige Lebenswandel.
Und dass die Patienten regelmäßig ihre Medikamente nehmen.
Mehr hab ich dazu eigentlich nicht zu sagen.«
    Als Jürgens geendet hatte und seinen mittlerweile dritten Whiskey
trank, fragte Henning: »Hängt es nicht auch vom sozialen
Status eines Patienten ab, ob er länger oder kürzer auf ein Spenderorgan
warten muss?«
    Jürgens verzog den Mund und meinte: »Hängt bei uns inzwischen
nicht alles davon ab? Wer Geld hat, kriegt's immer irgendwie
hin, sich einen Vorteil zu verschaffen. Leg ein paar
fette Scheine hin, und du bekommst, was du willst. Wenn du
dazu noch einen Namen hast, der der Öffentlichkeit bekannt
ist ... Das sind die Regeln, an denen weder ihr noch ich etwas
ändern können. Und ich gehe jetzt mal davon aus, dass die
Empfänger der Organe über genügend Geld verfügen. Wissen
sie denn, dass andere dafür getötet werden?«
    »Keine Ahnung, ob man sie einweiht oder ihnen eine nette
kleine Geschichte auftischt, um wenigstens den Empfängern

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