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Spiel der Teufel

Titel: Spiel der Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Endstadium, zum Glück
kein Krebs, dann hätten auch wir nicht mehr helfen können.
Aber nach eingehenden Untersuchungen befanden wir sie als
Empfängerin für geeignet. Als nasse Alkoholikerin wäre sie
bei Eurotransplant gar nicht erst auf die Liste gekommen,
das dürfte Ihnen hinreichend bekannt sein.« Er hielt erneut
inne und sagte schließlich: »Das ist eine himmelschreiende
Ungerechtigkeit innerhalb dieses Systems, denn Alkoholismus ist eine Krankheit, die behandelt werden muss. Stattdessen
geht man mit diesen armen Menschen wie mit Aussätzigen
um. Wir hingegen behandeln sie mit Würde und Anstand.
Natürlich haben wir ihr auch die Risiken vor Augen
geführt, sollte sie weiterhin trinken, was sie vermutlich tun
wird, weil sie eine sehr labile Person ist, aber das ist nicht
mehr unser Problem. Ruiniert sie sich auch diese Leber, die
so jungfräulich ist wie ein neugeborenes Baby, wird sie, wenn
sie vorher nicht dement wird oder das Korsakow-Syndrom
sie heimsucht, wieder eine Leber erhalten. Sie hat das Geld,
und wir haben die Organe.«
    »Und woher stammen die Organe?«
    »Das, Herr Kollege, fällt unter das Klinikgeheimnis, doch irgendwann
werden wir Sie auch in dieses Geheimnis einweihen
«, antwortete Koljakow mit mildem, fast verzeihendem
Lächeln, als hätte Loose gerade eine besonders dumme Frage
gestellt, warf einen Blick auf seine Uhr und trank sein Glas leer.
    »Gehen wir doch nach nebenan, das Essen dürfte bereit sein,
der Duft zieht schon verführerisch in meine Nase. Ein gutes
Essen, ein guter Wein und eine schöne Frau, was braucht der
Mann mehr zum Leben? Außer Geld natürlich.«
    Ohne darauf einzugehen, sagte Loose: »Eine Frage noch. Wer
garantiert mir, dass meiner Familie nichts passiert?«
    »Sie garantieren es, Sie ganz allein. Aber machen Sie sich darüber
keine Gedanken, es ist unnötig. Ihre Fähigkeiten sind Garantie
genug.«
    »Inwiefern garantiere ich es? Ich bin Chirurg und auch nur ein
Mensch und mache Fehler und ...«
    Koljakow hob wieder die Hand und sagte: »Wir sind alle nur
Menschen, und keiner ist perfekt. Ihre Garantie für Sie und
Ihre Familie besteht darin, dass sie mit niemandem über Ihre
Tätigkeit bei uns sprechen. Und niemand bedeutet, nicht einmal
Ihre Frau sollte davon erfahren, was aber letztlich Ihre
ganz persönliche Entscheidung ist. Sie sind praktisch ein Geheimnisträger.
«
    »Und wenn ich doch mit meiner Frau darüber spreche? Oder
zur Polizei gehe? Töten Sie mich dann?«
    Koljakow schürzte die Lippen, beugte sich nach vorn, fixierte
Loose und antwortete nach einigen Sekunden, ohne auf die
letzte Frage einzugehen: »Keiner wird Ihnen glauben. Es wird
sein, als würden Sie gegen eine Gummiwand rennen, immer
und immer wieder. Wir hatten erst kürzlich einen Patienten,
der eine sehr exponierte Position bei der Justiz innehat. Und er
ist beileibe nicht der Einzige, der unsere Arbeit unterstützt.
    Diese Klinik steht unter einer ganz besonderen Protektion,
ohne die wir gar nicht so effektiv arbeiten könnten, wie wir es
tun. Zu unseren Patienten zählen Politiker, Unternehmer,
Richter, Staatsanwälte, Künstler aus allen Bereichen, hochrangige
Geistliche und viele mehr. Genügt Ihnen diese Antwort.
Und ich betone es noch einmal, Sie brauchen keine Angst zu
haben, wir sind doch keine Bestien.«
    »Und was ist, wenn ein Patient stirbt?«
    »Dieses Risiko besteht immer, selbst bei einer Schönheitsoperation.
Wenn einer unserer Ärzte jedoch fahrlässig handelt oder
sich nicht unter Kontrolle hat, ist das etwas anderes. Die Maxime
lautet: keine Drogen, keine Tabletten, kein Alkohol. Aber
jeder unserer Mitarbeiter wurde genauestens überprüft, bevor
wir ihn einstellten. Nur zu Ihrer Beruhigung, bei uns ist bis
jetzt noch kein Patient nach einer Transplantation verstorben,
im Gegenteil, alle erfreuen sich bester Gesundheit.«
    »Aber ich weiß doch aus eigener Praxis, dass mitunter Organe
abgestoßen werden und wir dann nicht mehr helfen
können, obwohl sämtliche Parameter stimmten«, sagte Loose
nervös.
    »Nun, auch das ist bei uns einkalkuliert, weshalb stets ein weiteres
Organ zur Verfügung steht. Das sichern wir unseren Patienten zu, vorausgesetzt, der Patient oder ein Angehöriger ist
bereit, den Preis dafür zu zahlen. Das ist ein besonderer Service
unseres Hauses, den meines Wissens nach keine andere Klinik
oder Institution bietet.«
    Loose kniff die Augen zusammen und stieß ungläubig hervor:

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