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Spitze Buben

Spitze Buben

Titel: Spitze Buben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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wollen, weil sie mich so unprofessionell behandelte. Zwischen den Schlägen knurrte sie: »Du solltest deine Prioritäten überdenken, Garrett.«
    Es war sinnlos, ihr zu erklären, wer hier wen flachgelegt hatte. Winger kann man nichts erklären. Sie schafft sich ihre eigenen Wirklichkeiten.
    Während sie weiter mit dem haarigen Wärter herumalberte, stellte ich der Ärztin eine entscheidende Frage: »Was macht ein so hübsches Kind wie Sie an einem Ort wie diesem?«
    Sie wollte es mir nicht verraten, nicht mal, nachdem ich mich dafür entschuldigt hatte, daß ich sie so grob anfassen mußte.
    »Alle Wetter, Garrett, mach mal Pause«, fauchte Winger mich an. »Und schwing deinen Hintern hier raus.«
    Ich folgte ihr, blieb mir auch nichts anderes übrig, weil sie mich packte und mit sich zerrte. Im Vorbeigehen klemmte ich mir Dr. Blondie unter den Arm. Ab ging's die Treppe hinunter, wobei wir sorgsam über den ein oder anderen stöhnenden Wärter stiegen. Winger hatte sich ihren Weg wie eine Naturkatastrophe gebahnt. »Hoffentlich habe ich Ihnen nicht allzu viele Ungelegenheiten gemacht«, stotterte ich. »Leider kann ich nicht noch etwas länger bleiben, weil irgend jemand da draußen mich lieber hier drin sieht, damit ich ihm nicht auf die Füße trete.« Ich setzte meine grimmige Miene auf. »Wenn ich den zu fassen kriege, sorge ich dafür, daß er Ihnen eine großzügige Spende gibt. Groß genug, um die Schäden zu ersetzen.«
    Winger rollte mit den Augen. Sie ging nicht langsamer und ließ mich auch nicht los.
    Die Hohepriesterin der Beine sagte: »Sie meinen es ernst, nicht wahr?«
    »So ernst wie immer, wenn er geil ist«, brummelte Winger.
    Meine neue Freundin und ich ignorierten sie. »Allerdings«, erklärte ich. »Ich bin ein Sachensucher. Erst heute morgen hat eine Dame aus der Oberstadt mich gebeten, ihre Tochter zu suchen. Kaum fange ich damit an, als sich schon eine Bande von Rüpeln auf mich stürzt. Als ich wieder aufwache, sehe ich Sie. Ich dachte, ich wäre gestorben und in einem dieser Nachleben auferstanden, wo es Engel gibt. Nur tat mein Kopf dafür zu weh.«
    »Und dafür habe ich Kopf und Kragen riskiert«, knurrte Winger. »Dein Kopf wird bald noch viel stärker wehtun. Wenn ich mit dir fertig bin, nämlich.«
    Die Ärztin sah mich an, als würde sie mir wirklich gern glauben. »Er trägt immer ziemlich dick auf, nicht wahr?« Die Frage galt Winger.
    »Mit einem richtigen Rechen«, erklärte Winger und flüchtete sich in ihre kulturlosen Bauernsprüche.
    »Sollten Sie Lust haben, mich zu sehen, gehen Sie einfach die Macunado hinauf. Hinter der Zauberzeile fragen Sie nach dem Haus, in dem der Tote Mann wohnt.«
    Die Lady schenkte mir ein schwaches Lächeln. »Vielleicht mach' ich es wirklich. Möglicherweise. Um zu sehen, was passiert.«
    »Ein Feuerwerk, soviel ist mal sicher.«
    »Spar dich lieber für die Ehe auf, Kleine«, schlug Winger vor. »Falls überhaupt noch was übrig ist.«
    Das Lächeln der Lady erlosch.
    Man kann nicht alles kriegen. Vor allem dann nicht, wenn man Freunde hat, die darauf aus sind, einem in die Suppe zu spucken.
    Wir standen auf der Straße vor dem Aderlaß-Spital. Ich versuchte, schnellstens in der Dunkelheit zu verschwinden. Es war sicher besser, unterwegs zu sein, bevor ein rachsüchtiger Wärter auftauchte.
    Nachdem ich ein paar Schritte gegangen war, bemerkte Winger: »Das war die ekelhafteste Show, die ich je gesehen habe, Garrett. Hörst du denn nie auf?«
    »Wir müssen hier weg.« Ich sah über meine Schulter zum Spital. Allein der Anblick versetzte mich schon in Panik. Das war knapp gewesen. »Wir sollten verschwinden, bevor sie jemanden hinterherschicken.«
    »Glaubst du denn wirklich, daß sie nicht wissen, wo sie suchen müssen? Du hast dieser Tussi doch deine Adresse auf einem Silbertablett serviert.«
    »He, du redest von der Liebe meines Lebens. Sie wird mich nicht verraten.« Ich kreuzte heimlich die Finger hinterm Rücken.
    Winger wechselte die Taktik. »Warum sollten sie sich überhaupt darum kümmern? Ernsthaft!«
    Im Moment würden sie es wahrscheinlich wirklich nicht tun. Alles, was sie jetzt unternahmen, würde nur mehr Aufmerksamkeit erregen, was ihnen unmöglich recht sein konnte.
    Ich zuckte mit den Schultern. Das ist immer ein nützlicher, unverbindlicher Kniff.

 
20. Kapitel
     
    Ich wartete, bis wir einen ordentlichen Abstand zum Aderlaß-Spital hatten, nur für den Fall, daß die Krankenhausbande auf die Idee kam, mich zu verfolgen.

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