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St. Leger 01 - Der Fluch Der Feuerfrau

St. Leger 01 - Der Fluch Der Feuerfrau

Titel: St. Leger 01 - Der Fluch Der Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
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Raus mit Euch allen!«, donnerte Anatole.
    Nach einer Weile stand St. Leger allein in der Halle, wie es immer gewesen war, nachdem sich eine seiner Visionen bewahrheitet hatte.
    Nur verhielt es sich heute anders. Mit einem Mal wurde ihm bewusst, dass er Madelines Hand hielt - so fest, als hinge sein Leben davon ab.
    Seine Braut stand zu ihm, aber würde sie das auch dann noch tun, wenn sie die Wahrheit erfahren hatte? Würde sie ihn dann nicht ebenso wie das Gesinde meiden? Nach dem, was heute zwischen ihnen geschehen war, würde Anatole das nicht ertragen können. Nein, er durfte den Albtraum nicht mit ihr teilen, der ihn schon so lange plagte. Er ließ ihre Hand los. »Ihr solltet besser nach den Mädchen sehen. Nancy schien kurz vor einem hysterischen Anfall zu stehen. Ich kümmere mich schon um Will.«
    »Nein, ich möchte lieber mit Euch kommen.« Anatole kehrte ihr den Rücken zu. »Tut, worum ich Euch gebeten habe, Madam.«
    Als der Burgherr davonging, spürte er geradezu körperlich, wie verletzt sie war; doch durfte er sich davon nicht aufhalten lassen.
    Anatole folgte dem Gang ins Gesindehaus und erreichte die Hausbrennerei, in der man schon seit den Tagen, in denen Deidre hier ihren Kräutersud gekocht hatte, die Kranken und Verletzten behandelte.
    So sehr hatte er sich beeilt, um hierher zu kommen, doch jetzt, da er vor der Kammer stand, zögerte er. Wie oft hatte er das schon mitmachen müssen.
    Diesmal hatte es den jungen Will erwischt.
    Lieber hätte er nicht nach ihm gesehen, doch als Burgherr blieb ihm nichts anderes übrig. Ein St. Leger kümmerte sich um die Seinen.
    Tief durchatmend stieß er die Tür auf. Der Schein der Kerzen bestrahlte eine grimmige Szene: Will lag auf dem Eichentisch, und man hatte ihm Kissen unter Kopf und Schultern geschoben. Jemand hatte ihm das Hosenbein aufgeschnitten, und eine schreckliche Wunde war zu sehen.
    Anatole erstarrte, auch wenn er diese Verletzung schon in seiner Vision geschaut hatte.
    Trigghorne stand in einer Ecke, als müsse er hier Wache halten, und Marius behandelte bereits den Jungen. Sanft und geduldig kümmerte er sich um ihn, obwohl seine Miene verriet, dass er schon mehr Leid gesehen hatte, als einem Menschen zugemutet werden konnte. Der Arzt murmelte dem Jüngling beruhigende Worte zu, während er ihm am Oberschenkel den Pressverband anlegte. Will schrie, und Lucius sprang herbei, um ihn unten zu halten.
    Anatole musste sich eingestehen, dass er den Jungen seit der Vision fast vergessen hatte. In den letzten drei Tagen hatte er nur noch Gedanken für Madeline gehabt. Aber er hätte den Jungen im Gedächtnis behalten müssen und versuchen, eine Rettungsmöglichkeit für ihn zu finden - auch wenn dies ein aussichtsloses Unterfangen war.
    Marius bemerkte ihn als Erster. Er wischte sich die Hände an der Schütze ab und befahl Trigghorne, die Wunde mit dem Schwamm zu säubern.
    »Nun, Cousin, Euer junger Knecht hat sich in ein schönes Schlamassel gebracht. Aber keine Angst, er wird es überleben.«
    »Das weiß ich«, entgegnete Anatole. »Doch ist seine Wunde zu tief. Ich bin nicht in der Lage, Fleisch und Sehnen wieder zusammenzufügen, wenn sie in einem solchen Maße durchtrennt sind. Ich fürchte, ich werde ihm ein Bein abnehmen müssen.«
    »Auch das weiß ich, verdammt noch mal!« Anatole schob den Arzt beiseite und stellte sich vor Will. Von dem schmucken Jüngling, in den Madeline ihn verwandelt hatte, war nicht viel übrig geblieben. Auf seiner Miene zeichnete sich das Wissen um die furchtbare Wahrheit ab, von nun als Krüppel leben zu müssen. »Herr! Tut mir - tut mir Leid. Ich wollte Euch nicht ungehorsam sein, aber ich hatte die Warnung vor der Axt ganz vergessen.«
    »Ist schon in Ordnung, Junge.«
    »Der Blödian wollte vor den Maiden angeben«, warf Trigghorne mit grimmiger Miene ein. »Ich wollte nur zeigen, wie stark ich bin ... aber die Axt war so schwer ... und ist abgeglitten ... Tut mir Leid, Herr, so furchtbar -«
    »Verflucht, ich habe gesagt, es ist schon in Ordnung«, erwiderte Anatole härter als beabsichtigt. Lieber wäre ihm gewesen, der Junge hätte ihn verwünscht oder angespuckt, wie Bess Kennack es getan hatte. »Ich bin nicht böse auf Euch.«
    »Aber ich habe die schöne neue Livree ruiniert. Was wird die Herrin dazu sagen?«
    »Sie wird es verstehen und Euch eine neue besorgen. Jetzt bleibt still liegen, dann wird alles wieder -«
    Gut?
    Die Lüge blieb ihm im Halse stecken. Marius griff in seinen schweren

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