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St. Leger 01 - Der Fluch Der Feuerfrau

St. Leger 01 - Der Fluch Der Feuerfrau

Titel: St. Leger 01 - Der Fluch Der Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
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nicht, wie er das durchstehen sollte. Doch als seine Braut dann in der Tür stand, waren ihre Augen klar und trocken. Anatole wurde eigenartig zumute, als er entdeckte, dass sie etwas mitgebracht hatte. Das St-Leger-Schwert.
    Sie lief entschlossen zum Schreibtisch und legte die Waffe ab.
    »Ich gebe Euch dies zurück, Mylord.« Er starrte verwirrt auf die Klinge.
    »Aber das Schwert gehört Euch. Ich habe es Euch gemäß der Familientradition überreicht.«
    »Ja, zusammen mit dem Schwur, mich ewig zu lieben.« Sie schüttelte traurig den Kopf. »Fast hättet Ihr es heute geschafft, dass ich daran glaube, dass wir wirklich füreinander bestimmt sind. Aber Ihr haltet Euer Herz weiterhin verschlossen, und ohne Euer Innerstes bedeutet mir dieses Symbol nichts.«
    Damit stürmte sie aus dem Raum und ließ Anatole völlig perplex zurück.
    Er musste sich hinsetzen. Niemals zuvor hatte eine St.- Leger-Frau das Schwert zurückgegeben. Warum konnte sie nicht verstehen, dass er nur deswegen schwieg, um sie zu schützen?
    Anatole begriff, dass er sie mit seinem Schweigen verlieren würde. Aber wenn er ihr die Wahrheit über sich aufdeckte, würde sie ihm erst recht davonrennen. Schließlich erhob er sich und gürtete das Schwert um. Kurz vor ihrem Gemach holte er sie ein. »Also gut, Mylady, Ihr habt gewonnen. Ich werde Euch alles sagen. Alles, was Ihr wissen wollt. Und möge Gott uns beiden beistehen.«

18
    Der Fackelschein wanderte über die Steinmauern und erzeugte ein höllisches Glühen auf Anatoles Gesicht. Er stampfte zum alten Teil der Burg und zog Madeline hinter sich her. Sie hatte größte Mühe, mit ihm Schritt zu halten. Dann ragte die schwere Eichentür mit dem gemalten Drachen über der Oberschwelle vor ihnen auf. Im flackernden Licht schien er die Schwingen zu spreizen und Rauch aus den Nüstern zu pusten. Madeline war sich nicht mehr sicher, ob sie die Wahrheit wirklich erfahren wollte. Anatole wirkte noch finsterer als sonst und auch ganz so, als hätte sie ihn endgültig zu weit getrieben. Immerhin hatte er heute nach Wills Unfall mehr als genug durchmachen müssen.
    Irgendwann begriff sie, dass er Angst hatte. Ihr tapferer Kriegerfürst fürchtete sich. Was mochte sich hinter dieser Tür befinden, wenn Anatole so unruhig wurde? Bess Kennacks düstere Vermutungen fielen ihr wieder ein. Ihr Verstand wehrte sich zwar dagegen, so etwas für möglich zu halten, aber in ihrem Herzen sah es ganz anders aus. Irgendeine Uhr im Haus schlug Mitternacht, und die junge Frau fuhr heftig zusammen.
    »Anatole, vielleicht kann das wirklich bis morgen warten.«
    »Vielleicht bringe ich dann den nötigen Mut nicht mehr auf.«
    »Aber Ihr habt den Schlüssel vergessen, und die Tür ist abgesperrt!«
    Er starrte auf das Eichenholz, und knirschend schob sich der Riegel zurück, und die Tür öffnete sich. Madeline hatte nicht einmal gesehen, dass er auch nur eine Hand ausgestreckt hätte. Aber irgendwie musste er das Holz berührt haben, denn ... die Alternative war undenkbar.
    Der Burgherr zog sie mit sich hinein, und Madeline konnte nur noch denken, dass vermutlich ein geheimer Öffnungsmechanismus im Boden eingelassen war. Sie fanden sich in Dunkelheit wieder. Die Fackel verbreitete kaum mehr Licht, als wenn man mit einer brennenden Kerze durch die Nacht lief.
    »Wartet hier«, verlangte Anatole und verließ sie. Die junge Frau gehorchte zitternd, hätte sich aber lieber an seine Rockschöße gehängt.
    Der Burgherr zündete mit der Fackel andere Fackeln an, die in Eisenhaltern an der Wand steckten. Langsam wurde es in dem Raum heller, und Madeline stellte sich vor, welche fürchterlichen Schrecken sie jetzt erwarten mochten. Unheilvoll tanzten die Schatten an den Wänden entlang.
    Wandteppiche, zum Teil recht fadenscheinig, hingen an den Wänden, Staub lag fingerdick auf einem Tafeltisch, und an den hohen Stühlen befanden sich Spinnweben. Ein unheimlicher Ort, gewiss, aber bar aller Schrecken, welche die Burgherrin sich ausgemalt hatte. Keine angeketteten Skelette, keine Folterinstrumente, keine Wahnsinnigen, die hier vor der Welt verborgen wurden. Nach einem Moment wagte sie wieder zu atmen und trat vorsichtig ein paar Schritte in den Saal hinein. Anatole hatte alle Fackeln entzündet und kehrte zu ihr zurück.
    »Dies ist Euer Geheimnis, Mylord?«, fragte sie. »Ich sehe hier nichts, was einem Angst einjagen könnte.« Als sie ihn ansah, bekam sie aber doch ein ungutes Gefühl. »Warum habt Ihr mich hierher

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