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St. Leger 01 - Der Fluch Der Feuerfrau

St. Leger 01 - Der Fluch Der Feuerfrau

Titel: St. Leger 01 - Der Fluch Der Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
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auf die erste Bank gelegt hatte, und warf ihn sich über die Schultern - ganz wie ein Mann, der seine Pflicht erfüllt sah und nun gehen wollte.
    Mrs. Beamus und Mr. Darby erwiesen ihm aus sicherem Abstand Respekt und näherten sich dann der Braut, um sie zu beglückwünschen. Doch selbst während diese braven Leute ihr die Hand schüttelten, konnte sie Anatole spüren, der groß, stolz und allein im Schatten stand. Dann trat auch Fitzleger mit einem strahlenden Lächeln hinzu: »Ach, meine liebe Madeline, ich hoffe, Ihr werdet sehr glücklich.«
    Sie dankte ihm und zeigte ihre Freude über den Blumenstrauß, den er ihr geschenkt hatte. »Ach, das war doch nichts. Ich bin mir sicher, Anatole hätte selbst, wenn, äh ...« Er senkte die Stimme und warf einen vorsichtigen Blick auf St. Leger. »Seine Lordschaft hat gute Gründe, Euch keine Blumen zu schenken ... Er, nun ...«
    »Schon gut«, beruhigte sie den aufgeregten Mann. »Ihr braucht Euch nicht für ihn zu entschuldigen. Ich habe meine romantischen Schwärmereien längst abgelegt.«
    Der Burgherr stand nicht mehr in der Ecke, sondern war zum Altar getreten und betrachtete geistesabwesend das große Kreuz. Nicht einmal die Schönheit und Erhabenheit dieser kleinen Dorfkirche schien sich auf seinen unruhigen Geist auszuwirken.
    »Ich werde lernen müssen, Mr. St. Leger so zu akzeptieren, wie er ist«, entgegnete sie dem Reverend. »Meine Teure, das wäre das schönste Geschenk, das Ihr ihm machen könnt.«
    Madeline bezweifelte aber, dass Anatole irgendetwas von dem wollte, was sie ihm bieten konnte. Der Küster kam nun mit dem Gemeinderegister heran, um darin die neue Eheschließung zu vermerken. Er trat mit dem scheuen Respekt auf den Burgherrn zu, der alle Dörfler in Anatoles Gegenwart zu befallen schien. St. Leger kratzte mit der Feder seinen Namen auf die aufgeschlagene Seite und reichte sie dann seiner Braut weiter. Madeline stellte verblüfft fest, dass ihr Mann eine saubere, kräftige und fließende Handschrift hatte. Ihr eigener Namenszug wirkte daneben unbedeutend.
    Während sie unterschrieb, hatte sie das Gefühl, mit ihrem Herzblut zu schreiben, und tadelte sich für solch melodramatischen Unsinn. Die beiden Trauzeugen verabschiedeten sich danach, und Mr. Fitzleger zog sich in die Sakristei zurück, um sich der Priestergewänder zu entledigen.
    Madeline legte den Strauß auf den Altarstein. Was konnte wohl feierlicher sein, als allein in einer Kirche zu stehen. Aber sie war ja nicht allein. Anatole stand nur ein Stück von ihr entfernt, aber die Kluft zwischen ihnen hätte wohl nicht größer sein können. Er betrachtete sie von Kopf bis Fuß. Keine Anerkennung stand in seinem Blick, aber auch nicht die Verachtung, die er gestern gezeigt hatte.
    Seit die junge Frau heute Morgen heruntergekommen war, hatten sie kaum ein Wort miteinander gewechselt; auch während der kurzen Kutschfahrt hierher hatten sie nicht gesprochen. Madeline fragte sich, ob sie dazu verdammt sei, ein Leben an der Seite eines schweigenden Mannes zu führen. Ein hartes Los für eine Frau, der man in den Salons nachsagte, sie würde zu viel reden. Die neue Mrs. St. Leger hob ihre Röcke an - elfenbeinfarbene Seide, mit Rosen bestickt - und überbrückte die Distanz zu ihrem Gatten. Sie verdeckte ihre Nervosität mit gespielter Fröhlichkeit: »Nun, Mylord, die Zeremonie war doch sehr schön, oder? Mr. Fitzleger war so freundlich, uns nicht zu lange warten zu lassen.«
    »Wäre Euch eine ausgedehntere Zeremonie lieber gewesen?«
    »Nein, nein. Ich bin nicht in der Erwartung nach Castle Leger gekommen, eine Hochzeit mit allem nur denkbaren Pomp zu feiern.«
    »Ich weiß aber, Madeline, dass Ihr bestimmte Erwartungen gehegt habt.« Die Bitternis in seiner Stimme überraschte die junge Frau, und sie bekam ein schlechtes Gewissen, weil sie immer noch das Porträt unter dem Kleid trug. Fast glaubte sie schon, Anatole mit der Miniatur betrogen zu haben. Doch das war natürlich eine absurde Vorstellung.
    Als Anatole weitersprach, kehrte die alte Spottlust in seine Stimme zurück: »Jetzt habt Ihr also sowohl die Hochzeit als auch Eure erste Nacht auf meiner Burg heil überstanden.
    Meinen Glückwunsch, Madam.«
    »So kann man es wohl sagen, Mylord.«
    »Habt Ihr letzte Nacht gut geschlafen?«
    »Den Umständen entsprechend.«
    Er trat vor sie und zog mit dem Finger die dunklen Ringe unter ihren Augen nach. Offensichtlich wusste St. Leger genau, was für eine unruhige Nacht sie verbracht

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