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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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Ablenkungsmanöver durchziehen.«
    Mein Unterkiefer kam dem Boden gefährlich nahe. Wenn es körperlich möglich gewesen wäre, hätte ich jetzt meine Zähne vom Teppich auflesen können. »Wir sind uns schon einmal begegnet, nicht wahr?«
    »Ja, ich denke schon.«
    »Dann sollte dir eigentlich klar sein, dass ich deinem Wolf, wenn er versucht, mich von einem Kampfschauplatz fortzuzerren, die Arme abhacken würde.«
    »Worüber plaudern wir gerade?« Tante B kam aus der Küche. »Ich habe Jim gesehen, er hatte einen ziemlich seltsamen Gesichtsausdruck.«
    »Jennifer will mir eine Eskorte aufhalsen. Sie sollen mich schnappen und wie der Teufel vor dem Weihwasser flüchten, sobald jemand in meine Richtung niest.«
    Tante B zog die Augenbrauen hoch. »Das ist unnötig. Die Boudas werden die Eskorte stellen.«
    Jennifers Augen wurden matt wie zwei Eisstückchen. »Willst du damit andeuten, dass mit meinen Leuten irgendwas nicht in Ordnung ist?«
    Jetzt war mir klar, warum Curran gelegentlich den Verstand verlor.
    »Natürlich nicht, meine Liebe.« Tante Bs Lächeln war so süß, dass man damit eine Scheibe Toast bestreichen konnte. »Aber Clan Bouda und Kate haben eine spezielle Verbindung zueinander.«
    Jennifers Stimme nahm eine ähnliche Süße an. »Auch Clan Wolf und Kate haben eine spezielle Verbindung.«
    Tante Bs Lächeln wurde zu Stahl, obwohl ihr Tonfall unverändert blieb. »Das mit der Eskorte solltest du mir überlassen.«
    Jennifers Augen leuchteten gelb auf. Sie bedachte Tante B mit einem breiten, glücklichen Lächeln. »Nimm dich in Acht, Beatrice. Du befindest dich in meinem Haus.«
    »Du meine Güte, soll das etwa eine Drohung sein?«
    Jemand, der ihren Dialog nicht gehört hätte, wäre zu der Überzeugung gelangt, es mit zwei Südstaatenladys zu tun zu haben, die bei einem Kirchenpicknick Klatsch und Tratsch austauschten.
    Jennifer schwankte vor und zurück. »Ich habe es langsam satt, dass du hierherkommst und überall deine Nase reinsteckst.«
    Ein rötlicher Schimmer überzog Tante Bs Augen. »Du bist jung, und du willst dich behaupten. Aber du solltest nicht einmal daran denken, es zu tun, indem du dich mit mir anlegst. An deinem besten Tag bist du nur so gut wie ich an meinem schlechtesten mit einem Arm auf den Rücken gebunden.«
    »Tatsächlich? Vielleicht sollten wir diese Theorie einem Praxistest unterziehen.«
    Ich wich drei Schritte zurück und schlich mich in den Korridor. Hinter mir kündigte ein böses Knurren an, dass jemand pelzig wurde. Ich lief zum Ende des Korridors. Zwei Gestaltwandler hielten an der Tür Wache.
    »Tante B und Jennifer werden sich gleich eine Kraftprobe liefern«, sagte ich zu ihnen.
    Sie stürmten los. Ich wartete ein paar Sekunden, bis sie die Treppe erreicht hatten, dann öffnete ich die Tür und trat hinaus in den Schnee. Wenn sie kämpfen wollten, hatte ich damit kein Problem. Ich musste einen Pudel retten. Jims geheimer Unterschlupf lag nur dreißig Minuten von meiner Wohnung entfernt. Selbst im dicksten Schnee würde ich den Weg in fünfundvierzig schaffen. Halt durch, Grendel, ich komme!
    *
    Ich schleppte mich die Treppe zu meinem Apartment hinauf. Meine Füße bewegten sich nur widerstrebend, als hätten sie sich in Blei verwandelt. Mein Rücken tat weh. Ich war unglaublich müde. In den vergangenen vierundzwanzig Stunden hatte ich zweimal um mein Leben gekämpft und war beide Male mit Magie geheilt worden. Heilmagier vollbrachten Wunder, aber sie benutzten dazu die Energiereserven des Patienten. Was auch immer Doolittle mit mir angestellt hatte, es hatte mich völlig ausgelaugt. Ich war fix und fertig.
    Meine Augen wollten sich immer wieder schließen, und ein paarmal hätte ich mich fast in den Schnee fallen lassen, weil er so schön weich und kuschelig aussah. Wenn ich den Wagen von Biohazard nicht angehalten hätte, wäre ich möglicherweise neben der Straße eingeschlafen und hätte mir den Arsch abgefroren. Aber die Heilassistenten ließen mich mitfahren und reduzierten meine Reisezeit auf ein Drittel. Unterwegs hatte ich mir fünfzehn Minuten Halbschlaf im Wagen gönnen können, wo es sicher und warm war. Offenbar hatte ich das Glück wieder auf meiner Seite. Nur noch eine Treppenflucht, und ich war zu Hause.
    Die Splitter meiner Wohnungstür waren über den Treppenabsatz davor verstreut. Meine Erschöpfung löste sich in nichts auf, verbrannt von einem kräftigen Adrenalinschub. Ich trat durch den offenen Türrahmen und hielt den Atem

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