S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten
Ohr eines der jungen Anführer: Der Rüde fauchte vor Schmerz und lief auf engstem Raum im Kreis. Daraufhin blieben einige Blinde Hunde verunsichert stehen, drehten sich in die entgegengesetzte Richtung und traten zögernd den Rückzug an.
Trotzdem attackierte uns das Gros des Rudels weiter. Nachdem die ersten Hunde den Tod der Tapferen unter unseren Kugeln gestorben waren, wurde es viel schwieriger, die anderen zu treffen. Sie fingen an, den Kugeln unglaublich gekonnt auszuweichen. Sie schlichen sich mit ihren primitiven Mitteln in die Köpfe der Jäger ein und lasen deren Gedanken, zogen auch Informationen aus dem Kurzzeitgedächtnis.
Einen Sekundenbruchteil, bevor die Kugel die Waffe verließ, wichen sie von der Stelle, die nach dem Willen der Schützen getroffen werden sollte. Ungeachtet ihres ungelenken Äußeren und ihrer Trägheit konnten sich die Blinden Hunde schattenhaft schnell bewegen.
Und nun schlichen die Tiere, die überlebt hatten, wie Füchse um uns herum und verkleinerten dabei unaufhaltsam den Durchmesser des Kreises, in dem sich unser Trupp befand.
Ich beschoss erneut die Anführerin auf der Anhöhe und hoffte, dass selbst, wenn ich sie nicht treffen sollte, sie zumindest für kurze Zeit die Kontrolle über die Situation verlieren würde.
Allerdings gingen die Schüssen auch diesmal daneben. He-He feuerte aus einem Granatwerfer auf sie, und zwischen den schwarz gewordenen Häusern stieg eine Rauchwolke auf — das Sprengprojektil war zu früh aufgeschlagen.
Die Jäger schossen in alle Himmelsrichtungen, verfehlten aber ihre Ziele öfter, als dass sie trafen. Es entstand der Eindruck, dass für jeden niedergestreckten Hund aus dem Gebüsch, dem Waldstreifen oder unter den Zäunen zwei neue hervorkamen.
Mir fiel auf, dass die drei Amerikaner, die kampferfahren waren, mit ihren Kugeln sehr ökonomisch umgingen. Sie verbrauchten lediglich drei Kugeln pro Kurzsalve.
Mischa Pustelga hingegen ballerte einfach nur drauf los und hatte bereits einige Magazine verschossen. Stezenko war hinter mir, und von da hörte ich auch das vernünftige und gewohnte „zweiundzwanzig", „zweiundzwanzig".
Die Hunde waren schon so nah an uns dran, dass man durch den Geruch des Schießpulvers ohne Probleme den Gestank ihrer eitrigen Leiber wahrnehmen konnte. Sie duckten sich, sprangen uns direkt vor die Füße und wichen schnell zurück, wenn der nasse Boden vor ihren Schnauzen von Kugeln aufgerissen wurde.
Vom ständigen Vorbeihuschen der braunen, glänzenden Körper wurde es einem ganz schwindlig. Unmerklich litt der Verstand. Ihre Bewegungen hatten etwas Hypnotisches, Einlullendes.
Camacho trat mit einem verzweifelten Schrei zur Seite, und dort, wo er eben noch gestanden hatte, landete einer der Hundeartigen und drehte scharf seinen Körper zur Seite.
Sam pustete ihn kaltblütig mit einem Kopfschuss weg. Einer der Hunde sprang He-He genau vor die Füße, und als der ihm mit dem schweren Stiefel einen Tritt ins Maul verpasste, biss die Kreatur sich an seinem Fuß fest. Der Hund ließ nicht mehr locker, bis ein Schuss von Donahugh sein Hirn durch die Ohren hinaus beförderte.
Das Tschernobylgeschöpf mit der verwundeten Flanke, dem entstellten Schädel und dem gekappten Schwanz rotierte und vollführte einen wütenden Tanz auf seiner Anhöhe, ohne aber die bösartigen Augen von uns zu lassen.
Plötzlich stellte ich fest, dass Martin seine Zielvorrichtung benutzte, um auf die Hunde zu schießen. Meine eigene hatte ich bereits vor dem Kampf aufgesetzt, aber noch nicht in Position gebracht. Die Vorrichtung verengte sehr stark das Sichtfeld und war ziemlich gewöhnungsbedürftig.
Währenddessen wuchs der Stapel toter Biester vor Donahugh schnell an, und man konnte sogar eine kleine Schneise im Kreis der Hunde erkennen, die sich vor ihm befanden.
Mit einer schnellen Bewegung zog ich das Visier vors Gesicht, hob den Kopf und beobachtete mit dem linken Auge die Tschernobylhündin. Sofort erschien der Gegner im Inneren einer eng begrenzten Räche, die mit Dreiecken markiert war. Die Spitzen der grünen Dreiecke zeigten dabei nach innen. Die Dreiecke erfassten die Silhouette der Hündin und umrahmten sie kreisförmig. Das Ziel war markiert.
Ich betätigte mit dem Daumen den Abzug und schoss voller Inbrunst auf das Alphatier.
Die Tschernobylhündin heulte auf ihrer Anhöhe auf, ihre Silhouette verdoppelte sich vor meinen Augen und fing an zu tanzen. Trotzdem hatte das Zielgerät sie bereits von Neuem markiert, und
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