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S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten

S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten

Titel: S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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dreitägigen Marsch aus der Zone kam und keinen Krümel Tabak mehr in den Taschen hatte. Ganz schön beschissen war das.
    „Die Jungs haben erzählt, dass letztens ein Typ zu uns kam, den ihr vor einigen Tagen aus eurer Bar rausgeschmissen habt", sagte Gandalf, während er sich die Zigaretten hinter die Ohren klemmte. „Er suchte nach dem Anführer einer fünfköpfigen Frischfleisch-Gruppe."
    „Und, hat er ihn gefunden?", fragte ich betont desinteressiert.
    „Natürlich nicht. Erstens, wer sucht schon ohne Vermittler direkt einen Führer? Wahrscheinlich nur vollkommene Idioten. Und zweitens: Wer gibt vor einem Fremden zu, dass er ständig in die Zone geht? Vor allem jetzt, wo es derart unter Strafe steht? Außerdem hatte er eine ganz spezielle Anfrage.”
    „Eine ganz spezielle Anfrage?" Ich zeigte höfliche Neugierde. Gandalf erzählte mir das bestimmt nicht nur, um das Gespräch am Laufen zu halten.
    „Er wollte einen guten Fährtenleser haben."
    „Aha", sagte ich. „Und wessen Fährte sucht er hier in der Zone?"
    „Das kannst du dir selbst ausmalen", antwortete Gandalf. „Wen kann man denn bei uns hier schon aufspüren? Den toten Dima Schuchow?"
    „Verstehe. Danke für die Information."
    Ich sagte ihm nicht, dass der Typ, den wir aus der Bar hinaus geschmissen hatten und der — aus welchen Gründen auch immer — meine Touristen ausspionieren wollte, wahrscheinlich erfolgreich von einer Rakete in der Nähe der Grenzhügel in Stücke gerissen worden war.Vielleicht saß er inzwischen ja auch mit ein paar Rippenbrüchen im Büro der Vereinten Nationen und legte ein offenherziges Geständnis ab. Wozu hätte Gandalf schon diese Information von mir gebraucht?
    Wir rauchten schweigend zu Ende, reichten uns zum Abschied die Hand und gaben unseren Gruppen das Zeichen, wieder auf den Pfad hinauszutreten. Eigentlich war es üblich, für gute Informationen an Ort und Stelle zu bezahlen, und zwar angemessen.
    Aber welche Rechnungen zum Teufel hätten zwischen Gandalf und mir noch offen stehen können? Mich hätte interessiert, ob Gandalf und ich aufeinander geschossen hätten, wenn „Sauberer Himmel" und mein Clan tatsächlich Krieg gegeneinander angefangen hätten. Klar hätten wir. Also brauchten wir gar nicht erst so zu tun, als wäre alles Friede, Freude, Eierkuchen.
    Die Typen, die Gandalf anführte, waren allesamt blutjunges Frischfleisch, von oben bis unten mit Erde und Lehm beschmiert. Offenbar hatten sie sich mehrmals auf dem Bauch robbend voranbewegen müssen. Bei einem wies die Jacke in Schulterhöhe einen riesigen Brandfleck auf — der Junge war offenbar irgendwo in Rosthaar geraten.
    Wo hat sich Gandalf eigentlich mit ihnen rumgetrieben?
    Ihre Rucksäcke sahen zwar halb leer aus, dafür schienen aber die hermetisch verschließbaren Boxen gut gefüllt zu sein, so wie sie an den Gürteln herunterhingen.
    Vielleicht in der Militärzone?
    Dort gab es bergeweise verbeulte Metallkonstruktionen und herumliegende Röhren mit großem Durchmesser — ein weiterer Technofriedhof, auf dem man sich nach Herzenslust austoben konnte.
    Interessant. Nicht meine Sache, aber trotzdem interessant.
    Der Süden der Militärzone war bereits komplett ausgeplündert. Obwohl es sein konnte, dass nach dem letzten Blowout irgendetwas Neues entstanden war. Aber die dunklen Herumtreiber aus der Stalker-Bar hatten sich mit Sicherheit schon in den ersten Stunden danach alles Nennenswerte unter den Nagel gerissen. Außerdem brauchte man kein Frischfleisch, um in die Militärzone zu gehen —die bereiteten einem nur Kopfschmerzen.
    Je weiter man sich nach Nordwesten bewegte, desto mehr traf man auf Gebiete mit erhöhter Anomalienaktivität, wo es noch sicher etwas zu holen gab, da nur wenige es wagten, dorthin zu gehen.
    Irgendetwas beschafft sich Gandalf dort, etwas Gutes und Nützliches, sonst würde er nicht mehrmals im Monat mit seinen Jungs dorthin gehen. Aber gut, nicht meine Sache. Trotzdem sollte ich es im Hinterkopf behalten, man weiß nie.
    Unsere Trupps hatten sich bereits voneinander verabschiedet, und nun ging wieder jeder seines Weges. Ich überlegte immer noch, wo genau Gandalf seine Pfründe haben könnte.
    Eine große Herausforderung an Kombinationsgabe und Logik —die Indizien so zusammenzutragen, dass man daraus schließen konnte, wo sich dessen Artefakte wahrscheinlich befanden ... und ihm so bei passender Gelegenheit zuvorkommen.
    Das beflügelte meine Fantasie, allerdings wurde ich aus meinen Gedanken gerissen,

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