Star Trek - New Frontier 03 - Märtyrer
nach sich zog …
Schließlich packte Kebron den Tisch.
Es war keineswegs ein leichter Tisch. Er bestand aus massivem Metall und stammte aus dem Haus eines einflussreichen Geistlichen aus der Eenza-Kaste, der ihn speziell für die Ankunft des Heilands dem Tempel gestiftet hatte. Er war kunstvoll gearbeitet und äußerst schwer. Zwanzig Zondarianer hatten einen halben Tag gebraucht, um das Monstrum mit Gravitationsneutralisatoren, die reihenweise den Geist aufgaben, in diesen Konferenzraum zu schaffen.
Kebron stieß lediglich ein kaum hörbares Schnaufen aus, als er eine Seite des Tisches vom Boden emporhob. Er stand in einer ungünstigen Position, um ihn vollständig anzuheben, aber es war dennoch eine erstaunliche Leistung. Die versammelten Zondarianer keuchtenerschrocken auf und sprangen zurück, als Kebron den Tisch nun wieder fallen ließ.
Der Knall, mit dem das Metall auf den Boden krachte, war das lauteste Geräusch, das sämtliche Anwesenden jemals vernommen hatten. Und es beschränkte sich keineswegs nur auf diesen Raum. Der Nachhall war im gesamten Tempel und noch weit draußen auf den Straßen zu hören, wo die Passanten erschrocken stehen blieben, als der ohrenbetäubende Donnerschlag aus dem Tempel drang.
Im Raum hielten sich alle die Ohren zu, bis auf Calhoun, der scheinbar ungerührt, aber mit äußerst zufriedener Miene dastand. Es fiel ihm nicht etwa leicht, so zu reagieren, da ihm genauso der Kopf dröhnte wie allen anderen. Aber er empfand die Notwendigkeit, unbedingt die Fassung zu wahren.
»Erhabener …«, setzte Killick an, doch Calhoun brachte ihn mit einem Blick zum Schweigen. Dann schaute er sich um und musterte der Reihe nach die versammelten Oberhäupter der Zondarianer.
»Ich habe mich draußen unter Ihrem Volk umgesehen«, sagte Calhoun langsam. Er hatte die Hände hinter dem Rücken verschränkt und spazierte im Kreis durch den Saal. »Während Sie sich hier drinnen gegenseitig Anschuldigungen an den Kopf geworfen haben, um einen Status quo zu verteidigen, der mit Leid und Blutvergießen aufrechterhalten wird, habe ich mich unter den Zondarianern umgesehen, die Sie zu repräsentieren behaupten. Und ich habe nur Gesichter gesehen, die voller Hoffnung und Begeisterung waren. Man hat Gebete an mich gerichtet – wussten Sie das? Die Leute flehten mich an, ihnen nur durch meine bloße Anwesenheit zu helfen. Ich sprach mit Eltern, die Angst davor haben, ihre Kinder zur Schule zu schicken, weil sie befürchten, am Ende des Tages ihre Leichen bestatten zu müssen. Ich sprach mit Leuten, die es zum ersten Mal seit Ewigkeiten wagten, ohne Angst ihr Haus zu verlassen, die zum ersten Mal darauf vertrauen, dass es eine Hoffnung auf den Frieden geben könnte. Dort draußen herrscht immer noch großes Misstrauen, meine Freunde.« Er hielt an, um eine Hand auf Quinzix’ Schulterund die andere auf Tulamans zu legen. »Dort draußen herrscht die Angst. Und der Zorn. Doch diese Emotionen sind kaum zu spüren, wenn ich sie mit der Intensität der Feindseligkeit vergleiche, die ich hier drinnen spüre. Ihr Volk dort draußen glaubt an diese Heilandsgeschichte. Ich kann nicht behaupten, dass ich davon überzeugt bin, aber wenn Ihrem Volk dadurch geholfen werden kann, meine Freunde, bin ich bereit, mich darauf einzulassen. Und von Ihnen erwarte ich, dass auch Sie sich darauf einlassen und mit mir zusammenarbeiten. Wir werden uns gemeinsam bemühen. Und wenn es uns nicht gelingt …«
Plötzlich verstärkten die bislang freundlichen Hände ihren Druck auf Quinzix’ und Tulamans Schultern, dann riss Calhoun beide herum, sodass sie sich ansehen mussten. »Wenn nicht, dann werde ich Ihre Dickschädel zusammenschlagen, notfalls mit Mister Kebrons Unterstützung. Habe ich mich verständlich ausgedrückt?«
»Erhabener, Sie verstehen nicht, welche Schwierigkeiten …«, begann Quinzix.
Gleichzeitig sagte Tulaman: »Wir werden nichts akzeptieren, nur weil …«
Calhoun schlug ihre Köpfe zusammen.
Er tat es verhältnismäßig sanft; er hätte viel mehr Kraft einsetzen können. Aber das Geräusch, mit dem die Schädel zusammenprallten, war recht laut, wie er zufrieden feststellte. Mit dem beeindruckenden Schrei, den beide gleichzeitig ausstießen, war er gleichermaßen zufrieden. Tulaman war als Erster wieder auf den Beinen, obwohl kein Zweifel bestand, dass sich der Raum für ihn schwindelerregend drehen musste. Die anderen sahen entgeistert zu. »Wissen Sie eigentlich, wer ich
bin
?«, tobte
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