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Starker als dein Tod

Starker als dein Tod

Titel: Starker als dein Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Castillo Linda
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erwiderte er und dreht sich wieder zu ihr um.
    Doch an seinen zusammengepressten Lippen und dem düsteren Blitzen in seinen Augen erkannte sie, dass sie das sehr wohl getan hatte. Zack Devlin war so wütend, wie es überhaupt nur möglich war.
    „Ich kann einfach nicht glauben, dass ich diese verdammte Sache versaut habe“, stieß er aus.
    „Na ja, die Bedingungen waren nicht gerade optimal.“
    Er knirschte mit den Zähnen. „Ich hätte es fast zugelassen, dass sie dich umbringen.“
    „Nein.“ Sie deutete in die Richtung, aus der sie gekommen waren. „Die Leute bei
Signal
und die Mistkerle bei
Lockdown
sind diejenigen, die an allem die Schuld tragen. Nicht du.“
    „Ich habe dich in diesen Scheiß mit hineingezogen.“
    „Ich widerspreche deinem Bild von mir ja nur ungern, Devlin, aber ich habe meinen eigenen Kopf. Ich bin diejenige, die entschieden hat, dort mit dir einzusteigen.“
    Nachdenklich musterte er sie. „Na ja, gut, danke, dass du mich vom Haken lässt.“
    „Ich glaube, keiner von uns beiden ist bislang vom Haken.“
    Als er begriff, dass sie recht hatte und sie wertvolle Zeit vergeudeten, sah er sich prüfend um. „Wir müssen weiter.“
    „Wo gehen wir hin?“
    „Irgendwohin, wo wir uns ausruhen können, wo wir etwas zu essen und ein bisschen Schlaf bekommen“, erwiderte er. „Wie gut kennst du diese Gegend?“
    „Gut genug, um zu wissen, dass hier weit und breit keine Menschenseele ist, die ein Zimmer vermieten wird an zwei Flüchtige, deren Fotos jeder Fernsehsender im Land rund um die Uhr zeigt.“
    „Gibt es kein Motel in der Nähe?“
    „Neben dem State Park ist ein Bed and Breakfast.“ Seufzend schaute sie sich um. „Ich bin nicht sicher, wo genau wir uns befinden, doch es ist von
Signal Research and Development
nur wenige Meilen die Straße hinunter.“
    „Das kann nicht weit sein“, meinte er.
    „Wir können da nicht einfach hineinspazieren und einchecken. An der Rezeption wird man uns sofort erkennen. Und bevor wir auch nur die Schuhe ausziehen können, steht jeder Cop der Vereinigten Staaten vor unserer Tür.“
    Eine Spur des alten Humors kehrte in seine Augen zurück. „Da sei dir mal nicht so sicher.“
    Verwirrt beobachtete sie, wie er den Beutel von seinem Gürtel losband. Er kniete sich in den Schnee, öffnete den Beutel und holte diverse Gegenstände heraus. „Was tust du?“, fragte sie.
    „Ich verwandele mich in jemand anderen.“
    Sie folgte Zacks Tun mit den Blicken. Zwischen den Handflächen verrieb er etwas und schmierte es sich in die Haare. Mit der gleichen gelähnlichen Substanz befestigte er einen dünnen schwarzen Oberlippenbart über seinem Mund. Als Nächstes kam eine dicke, dunkel gerahmte Brille. Und eine Ansteckkrawatte.
    „Mein Gott“, rief sie. „Eine Verkleidung.“
    „Jeder Agent, der etwas auf sich hält, hat eine rasche Verkleidung parat.“ Er schenkte ihr ein kurzes Lächeln, bevor er eine Tube aus dem Beutel holte und eine kleine Menge daraus auf seine Handfläche drückte. „Ich brauche hiermit vielleicht deine Hilfe.“
    Emily trat vor und kniete sich neben ihn. „Was ist das?“
    „Narbenpaste.“ Als sie ihn weiterhin fragend anstarrte, fügte er hinzu. „Sie ist ähnlich wie Wachs. Trocknet schnell. Perfekt, um sich falsche Narben zu schminken.“
    Routiniert trug er die Paste neben seinem rechten Auge auf. Innerhalb einer Minute hatte er eine perfekte Narbe geformt.
    „Wie sehe ich aus?“, wollte er wissen und stand auf.
    Emily konnte den Blick nicht von ihm abwenden. In weniger als zwei Minuten hatte er sich vom kantigen Gefängnisinsassen in einen schüchternen Sonderling verwandelt. „Du bist wirklich ein Geheimagent“, flüsterte sie.
    Er grinste. „Warte nur, bis du meine Johnny-Depp-Verkleidung siehst.“
    Das
Lost Canyon Bed and Breakfast
lag in einer Kleinstadt nicht weit vom Salmon River. Emily und Zack liefen die meiste Zeit durch ein schmales gefrorenes Flussbett. Ihre Fußabdrücke wurden von hohem Gras, hervorstehenden Felsen und dem an manchen Stellen rasch hinströmenden Wasser verborgen. Zweimal mussten sie in Deckung gehen, als Männer auf Schneemobilen gefährlich nah am Flussbett entlangfuhren. Beide Male konnten sie es nur knapp vermeiden, entdeckt zu werden.
    Zack konnte sich nicht erinnern, wann er sich zum letzten Mal so grundlegend erschöpft gefühlt hatte. Seine Füße waren feucht und taub. Seine Hände schmerzten vor Kälte und er war bis auf die Knochen durchgefroren. Er konnte sich

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