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Starker als dein Tod

Starker als dein Tod

Titel: Starker als dein Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Castillo Linda
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nur ansatzweise vorstellen, wie viel schlimmer Emily sich fühlen musste.
    „Netter Ort“, sagte er, als sie sich von hinten der Ansammlung von rustikalen Hütten näherten.
    „Ob sie schon hier waren, um nach uns zu suchen?“, fragte sie.
    „Ich bin sicher, dass sie das getan haben.“ Er sah zu ihr hinüber und verzog besorgt das Gesicht. Sie schien kurz davor zu sein, zusammenzubrechen. Verdammt, er hasste es, dass sie dies alles mitmachen musste. Ursprünglich hatte er vorgehabt, Emily ebenfalls zu verkleiden und gemeinsam mit ihr als Ehepaar einzuchecken. Doch er war nicht sicher, ob sie noch die nötige Energie dafür hatte.
    An einem Picknicktisch zwischen mehreren Goldkiefern blieb er stehen und wandte sich ihr zu. „Ich möchte, dass du hier wartest, während ich einchecke.“
    Sie ließ sich auf die Bank sinken. „Sie werden den Mantel erkennen, den du trägst.“
    Er schaute an sich hinunter. Der verräterische Mantel, er hätte ihn beinahe vergessen. „Ich werde offenbar nachlässig.“ Rasch band er den Beutel von seinem Gürtel los und holte den falschen Trenchcoat heraus. Er war aus einem speziellen Material gefertigt, das sich maximal zusammendrücken ließ, doch niemals knitterte. Nur einmal Ausschütteln und schon hatte er einen langen Trenchcoat.
    „Wie sehe ich aus?“ Er legte ihn sich um die Schultern.
    „Wie ein Vertreter für Staubsauger.“
    Er grinste. „Ich wollte eigentlich auf Kenner antiquarischer Bücher hinaus, aber Vertreter ist ebenso gut.“ Er beugte sich vor und drückte sanft die Lippen auf ihre. Obwohl es nur eine ganz leichte Berührung war, spürte er sie wie einen elektrischen Schlag, der durch seinen ganzen Körper zuckte. Ihr Mund war zart und trotz der Kälte warm, und für einen Augenblick war Zack versucht, sich ganz in diesem Kuss zu verlieren …
    Erstaunen zeigte sich auf ihrem Gesicht, als er sich von ihr löste. „Wofür war das?“, fragte sie.
    „Bringt Glück“, erwiderte er und ging zur Rezeption des Bed and Breakfast.
    Der Genuss der Berührung hallte noch in ihm nach, während er die Tür öffnete und ein kleines, unaufgeräumtes Büro betrat. Der Raum war überheizt und roch nach Staub. Auf einem Fernseher in der Ecke plärrten die lokalen Nachrichten. Der Junge am Empfangstresen lehnte schlafend in seinem Sessel.
    Zack schritt auf den Tresen zu und schlug mit der Handfläche auf die Klingel. Der Rezeptionist zuckte zusammen und war auf den Füßen, kaum dass er seine Augen geöffnet hatte. „Ich habe Sie nicht reinkommen gehört.“
    „Tut mir leid, dass ich Sie wecke“, sagte Zack in seinem besten Ostküstendialekt. „Haben Sie ein Zimmer?“
    Der Junge stand auf, wobei er sich geräuschvoll streckte. „Wir haben noch eine Hütte.“
    „Das reicht.“
    Der junge Mann schob ein Formular über den Tresen. „Füllen Sie das hier aus.“
    „Sicher.“ Zack legte seine Brieftasche mit den gefälschten Papieren auf den Tisch und trug falsche Angaben in das Formular ein.
    „Wo wollen Sie hin?“, erkundigte sich der Junge.
    „Zu einer Tagung in Boise.“ Weil er sich nicht in Small Talk verwickeln lassen wollte, füllte Zack rasch das Dokument aus und zog einige Geldscheine aus der Brieftasche. „Wann ist Zeit fürs Auschecken?“
    „Zwölf Uhr mittags.“
    Zack schaute auf die Kuckucksuhr an der Wand. Das würde ihnen zu ein paar Stunden verhelfen, in denen sie duschen und schlafen konnten. Was sie danach tun sollten, wusste er noch nicht genau. Vielleicht würde er nach ein paar Stunden Ruhe wieder klar denken können. Schließlich hatte er seit sechsunddreißig Stunden nicht geschlafen und kaum etwas gegessen.
    An der Tür hielt er inne und dreht sich zu dem Rezeptionisten um. „Wie stehen die Chancen, etwas zu essen zu bekommen?“
    „Nicht gut“, erwiderte der Junge.
    Zack ging zurück zum Empfangstresen, holte eine Zwanzig-Dollar-Note aus der Geldbörse und legte sie auf den Tisch. „Sind Sie sicher?“
    Die Augen des Jungen wurden groß. „Ich habe eine Kochplatte im Schrank. Und ich könnte vermutlich irgendwo eine Dose Suppe auftreiben.“
    „Ich warte.“
    Zwei Minuten später verließ Zack die Rezeption mit einer Kochplatte und einer Konserve Gemüsesuppe in Familiengröße unter dem Arm. Das war zwar nicht viel, aber es würde sie stärken, bis sie am nächsten Tag eine anständige Mahlzeit zu sich nehmen konnten.
    Draußen schien es ihm, als wäre die Temperatur während seines kurzen Aufenthalts in dem Gebäude um

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