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Sterben auf Italienisch - Ein Aurelio-Zen-Roman

Titel: Sterben auf Italienisch - Ein Aurelio-Zen-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Dibdin
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durchgekämpft hatte, hatte er schließlich Luciano Aldobrandini in der Leitung. Zumindest sprach der große Regisseur ein ausgezeichnetes Englisch.
    »Sehr freundlich von Ihnen, dass Sie meinen Anruf entgegennehmen, maestro «, schleimte Martin.
    »Ich hatte Pippo zwar gesagt, dass ich für niemanden zu sprechen sei, aber Geld spricht nicht, es ruft, wie Ihr berühmter cantatore es ausgedrückt hat. Was kann ich für Sie tun, Signor Nguyen?«
    Martin gab ein fröhliches Lachen von sich, wie ein Vertreter, der seine Waren von Haus zu Haus anpreist. »Also, maestro , ich bin gerade in Rom gelandet, und da dachte ich, ich ruf Sie mal an.«
    »Sie sind jetzt in Rom?« Aldobrandinis Stimme klang wenig erfreut.
    »Nein, nein, ich bin auf dem Weg nach Cosenza. Wie Sie sicher wissen, wird unser Repräsentant dort vermisst, und deshalb hat man mich hergeschickt, damit ich ein paar Dinge kläre und alles wieder auf Kurs bringe. Deshalb dachte ich, wir könnten vielleicht irgendwann zusammenkommen, um offene Fragen zu verhackstücken.«
    Die Stimme des Regisseurs veränderte sich und nahm, vielleicht bewusst, einen salbungsvollen, leicht bedrohlichen Unterton an. »Überhaupt kein Problem. Der Liegeplatz wird gerade vorbereitet.«
    »Der Liegeplatz?«
    »In Marina di Fuscaldo, für meine Yacht. Das ist der einzige Ort, wo man während der Saison hinkann, aber es gibt immer ein Platzproblem. Ich musste zwei Bootsbesitzer rausschmeißen lassen, die die Frechheit besessen hatten, schon Monate im Voraus zu buchen. Man lässt ja nicht gerne seine Beziehungen spielen - ein bisschen vulgär, wie ich immer finde -, aber manchmal ist es die einzige Möglichkeit, das zu kriegen, was man will. Der Hafen ist sehr hübsch gelegen, mit einer wunderbaren Aussicht auf die Steilküste und nur etwa zwanzig Minuten von Cosenza entfernt. Kommen Sie doch mal auf einen Cocktail vorbei, wenn Sie nicht zu viel zu tun haben. Abgesehen von seinen vielen anderen Talenten mixt mein Assistent Pippo die besten Martinis diesseits der Säulen des Herkules.«
    Die Verliebtheit des Regisseurs in seine eigene Stimme war sein Untergang. Zunächst war Martin etwas ratlos gewesen, doch als Aldobrandini endlich verstummte, hatte er die Sache wieder voll im Griff.
    »Wann wollen Sie denn mit den Dreharbeiten beginnen, maestro ?«
    »Wir legen morgen Nachmittag los, und ich beabsichtige, so bald wie möglich mit der Arbeit zu beginnen. Ich habe Monate mit der Planung dieses Projekts verbracht und theoretisch alles, soweit ich konnte, festgelegt. Doch meine kreativen Säfte fangen erst richtig an zu fließen, wenn die Kameras laufen, deshalb möchte ich natürlich so bald wie möglich zu dieser Phase übergehen.«
    »Ich verstehe«, erwiderte Martin.
    »Das bezweifle ich, doch das spielt keine Rolle. Von Ihnen brauche ich nur das Geld, das sie laut Vertrag am ersten Tag der eigentlichen Dreharbeiten an meinen Agenten zahlen müssen. Ich gehe davon aus, dass es da kein Problem gibt.«
    »Nein, nein. Nein, natürlich nicht.«
    »Dann haben wir wohl im Moment nichts weiter zu bereden. Mein Handy hat Ihre Nummer gespeichert; ich werde mich bei Ihnen melden, sobald mein Schiff einläuft, wie es so schön heißt.«
    Martin Nguyen legte auf und starrte geradeaus durch die Windschutzscheibe. Sie fegten schon seit längerem in einer schier endlosen Kurve um einen Gebirgszug herum bergauf, doch das gebieterische Vorwärtspreschen des Mercedes wurde nun von zwei Sattelschleppern gestoppt, deren Fahrer sich auf dem steilen Anstieg ein Duell lieferten. Offensichtlich frustriert und gedemütigt, weil er nicht schneller als siebzig fahren konnte, ließ Martins Fahrer den Wagen von einer Seite auf die andere schnellen, um eine Lücke zu finden, trat dann urplötzlich das Gaspedal bis zum Anschlag durch und schoss durch einen momentanen Spalt zwischen den beiden riesigen Fahrzeugen.
    »Yeah, gib’s ihm!«, brüllte Martin. »Hau’s ihm rein! Ramm es ihm in den Arsch, bis er blutet! Fick ihn, fick ihn, fick ihn!«

17
    Zwei Minuten vor Ablauf seiner Deadline tauchte Natale Arnone wieder in Zens Büro auf. Er hatte schon vorher angerufen, um zu berichten, dass die Fingerabdrücke der in Altomonte gefundenen Leiche mit denen von Peter Newman übereinstimmten und dass der Sohn des Amerikaners sein Hotel gegen zwei Uhr nachmittags verlassen hatte und bisher noch nicht zurückgekehrt war. Den übrigen Tag und frühen Abend hatte Arnone damit verbracht, eventuell überlebende Angehörige

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