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Stern auf Nullkurs (1979)

Stern auf Nullkurs (1979)

Titel: Stern auf Nullkurs (1979) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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wir hinuntergehen?" Wieder wendet sich Tonder nach ihnen um.
    „Wir werden landen", legt Kalo fest, aber zugleich spürt er, daß diese Anweisung nicht ausreicht, daß er präzisieren muß. Sobald sie die Landung einleiten, hat er ganz allein das Kommando. „Geh auf einen der unbeleuchteten Flecken nieder", sagt er endlich. „Dort ist die geringste Besiedlungsdichte zu erwarten. Ganz langsam sinken lassen. Wir dürfen keinesfalls Schaden anrichten."
    Auf einen Knopfdruck Tonders läuft das Landeprogramm an. Die aerodynamische Bremsphase wird beendet, die Rakete verzögert durch Rückstoß, wendet und stellt sich in noch großer Höhe auf das Heckfeuer. Antennen fahren aus und beginnen das gleiche Erkennungsradiogramm auszustrahlen, das die Sender der Station seit mehr als fünfzig Tagen dem Unheimlichen entgegenschleudern. 
    Die Maschine kommt dem dämmrigen Boden immer näher. Eine konturenlose Fläche befindet sich unter ihnen, eine weite Ebene, deren Färbung im Bereich zwischen undefinierbarem Grau und tiefstem Schwarz liegt. Noch immer sind sie mehr als zwei Kilometer hoch, Tonder läßt das Schiff vorsichtig sinken, jederzeit bereit, auf Unbekanntes zu reagieren. Sie driften über die Ebene dahin. Pela wechselt ständig die Abhörfrequenzen, aber aus dem betäubenden Rauschen ist nicht die geringste Unregelmäßigkeit herauszuhören. 
    Schließlich schaltet sie den Modulator zusätzlich auf den Radartaststrahl, ab jetzt sind auch die Impulse des Entfernungsmeßsenders moduliert. Es ist beinahe unmöglich, daß die Bewohner des Dunkelsterns nicht endlich aufmerksam werden, vorausgesetzt, sie besitzen einen auch nur annähernd so hoch entwickelten Stand der Technik wie die Menschheit. Irgendwann müssen sie reagieren. 
    Und sie reagieren, aber in einer Art und Weise, wie niemand es erwartet.
     
    Noch ehe er die geringste Veränderung an sich selber spürt, sieht Kalo, daß sich Tonders Körper strafft. Die Haltung des Kopfes, der Arme und des Nackens drückt eine ungeheure Spannung aus, deutet darauf hin, daß das Unvorhersehbare, auf das sie seit Stunden warten, eingetreten ist.
    Ein heftiger Schlag wirft ihn zurück in die Polster, trifft ihn mit solcher Härte, daß ihn fast augenblicklich Bewußtlosigkeit umfängt. Das letzte, was er registrieren kann, ist ein verhaltener Aufschrei Pelas, dann wälzt sich ein riesiges Gewicht auf ihn, preßt ihn zusammen und hüllt ihn in Dunkel und Vergessen.
    Als er langsam wieder zu sich kommt, ist absolute Stille um ihn. Vorn, neben Tonders zur Seite geneigtem Kopf, blinkt ein kompliziertes Muster farbiger Signale. Kalo kommt der Gedanke, daß das Schiff steuerlos geworden ist, daß sie verloren sein könnten, aber er hinterläßt keine Sorge in ihm. Das seltsame ist, daß er zwar sein Denkvermögen zurückgewinnt, sich jedoch nicht sofort koordiniert zu bewegen vermag. Und je länger er in sich hineinlauscht, um so sicherer weiß er, daß es sich nicht um eine Lähmungserscheinung handelt. Er hat den Eindruck, keinen Körper mehr zu besitzen. Es ist ein angenehmes Gefühl, aber er weiß zugleich, daß es trügt. Trotz seiner Körperlosigkeit kann er sehen, und er ist überzeugt, daß er auch hören könnte. 
    Es dauert Minuten, ehe er seinen Körper wieder zu fühlen beginnt, weitere Minuten, ehe er die Fähigkeit, sich zu bewegen, zurückerlangt. Eine erstaunliche, aber ihn nicht beunruhigende Erscheinung spielt sich in ihm ab: Es ist, als erwache er stückweise. Anfänglich das Hirn, die Denkvorgänge, danach der Kopf ; zuerst kann er die Augen und die Lider bewegen, dann den Mund. Langsam kriecht das Erwachen in ihm hinab, als fließe Öl in seinen Körper.
    Er wendet den Kopf. Pela liegt noch immer bewegungslos, aber er sieht, daß sie die Augen geöffnet hat und daß namenloser Schrecken in ihnen ist.
    Tonder bewegt sich. „Verdammt!" murmelt er. Erst nachdem mehr als eine Minute vergangen ist, macht er eine vorläufige Bestandsaufnahme. „Die gesamte Automatik ist ausgefallen." Er klopft mit den Knöcheln gegen die Blendscheiben der Anzeigen. „Wir fliegen in einem Wrack, Freunde!" 
    „Was war das?" fragt Pela stöhnend.
    Es ist erstaunlich, wie sehr sich Tonder zu beherrschen weiß. Zögernd hebt er die Schultern. „Keine Ahnung! Der Fahrtschreiber zeigt, daß wir aus irgendeinem Grund von irgendeiner Kraft hoch hinauf in die Atmosphäre geschleudert worden sind. Dabei ist die Automatik zum Teufel gegangen."
    Einen Moment lang schweigt er, dann

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