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Sternenfall: Roman (German Edition)

Sternenfall: Roman (German Edition)

Titel: Sternenfall: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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dass wir mit mehreren neuen Kratern von der Größe des Kopernikus rechnen müssen.«
    Im Arbeitszimmer entstand ein plötzliches Schweigen. Der Kopernikus-Krater maß fast hundert Kilometer im Durchmesser. Die Wucht dieses Aufpralls hatte den Auswurf über Hunderte von Kilometern in alle Richtungen verstreut. Allein die Schockwelle würde Millionen von Quadratkilometern verwüsten.
    »Wie bald nach dem Zusammenstoß mit der Erde wird es für uns gefährlich?«, fragte der Premierminister.
    »Der Auswurf wird achtundvierzig Stunden nach der Zerstörung der Erde einzutreffen beginnen. Die Meteore werden jahrhundertelang herabfallen, es sei denn, dass wir etwas dagegen unternehmen.«
    »Was können wir tun?«
    »Wir können ein Warnsystem ähnlich wie Sky Watch einrichten«, erwiderte der Astrophysiker. »Wir werden die Bahn der größeren Brocken verfolgen und sie dann in sichere Umlaufbahnen bringen müssen. Ich bezweifle, dass wir sie alle erwischen können, aber zumindest können wir die Gefahr reduzieren.«
    »Was ist mit denen, die wir nicht aufhalten können?«
    »Ich glaube, wir werden die Bevölkerung verteilen müssen«, antwortete Sturdevant. Alex Sturdevant war seit fast zwanzig Jahren John Hobarts engster Freund und Ratgeber. Seine Stellung in der neuen Regierung war ebenso einflussreich wie nichtamtlich. »Auf diese Weise werden wir nicht alles verlieren, wenn uns ein Stück Erde auf Luna City herunterfällt.«
    »Ist das praktikabel, Professor Jinsai?«, fragte Hobart. »Würde unsere Wirtschaft diese Aufsplitterung überstehen?«
    Der Professor der Wirtschaftswissenschaften zuckte mit den Achseln. »Haben wir denn eine andere Wahl, Premierminister?«
     
    Die geschrumpfte Sonne stand am schwarzen Himmel, als Amber vorsichtig auf das vor ihr liegende klaffende Loch zuging. Die Sonne stand in ihrem Rücken; sie warf einen schwarzen Schatten vor ihre Füße und hatte den Riss in einen Tintenfleck in der Landschaft verwandelt. Trotz der zahlreichen Spikes an ihren Stiefelsohlen rutschte sie wie ein Schlittschuhfahrer kurz vor dem Verlust der Kontrolle, als sie eine schwache Steigung zu überwinden hatte.
    »Am besten bringen Sie einen Anker aus, bevor Sie weitergehen«, riet ihr Kyle Stormgaard über ihren privaten Komm-Kanal.
    »Ich lege gerade einen aus.« Amber löste einen meterlangen Stab von ihrem Werkzeuggürtel und berührte den schmutzig grauen Boden. Eine kleine Explosion brach aus der Stabmündung und trieb einen stählernen Haken in das Eis. Eine Sicherheitsleine verband den Haken mit Ambers Arbeitskluft. »Verankert.«
    Neben ihr brachte der Chefingenieur der Admiral Farragut seinen eigenen Anker aus. Die beiden Forscher bewegten sich anschließend vorsichtig auf den Rand des Spalts zu.
    Die Oberflächenerkundungen waren seit zwei Wochen im Gange, und die Zuversicht der Erkundungsteams war mit jedem Tag gewachsen, den sie auf dem Eis verbracht hatten. Zu Anfang hatten sich ihre Aktivitäten darauf beschränkt, das Frachtmodul von schwerem Gerät zu entladen und das Wasserstoffgewinnungssystem in Gang zu bringen. Diese Aufgabe schloss die Aktivierung des Expeditionsreaktors und die Verlegung von Stromkabeln zu den schweren Laserbohrern draußen auf dem Eis ein. Es sollte eine Probebohrung von sieben Kilometern Tiefe vorgenommen werden. Die Bohrung würde es ihnen nicht nur erlauben, zu bestimmen, wie sich die Eiszusammensetzung mit der Tiefe veränderte, sondern würde auch das Material für die Wasserstoff-Crackanlage liefern.
    Es dauerte fast eine Woche, bis der Schacht eine Tiefe von zwei Kilometern erreicht hatte. Aus der Wand der Testbohrung entnommene Eisproben ergaben, dass der Kern ein typischer Vertreter der Oort-Wolke war. Wie die meisten anderen Kometenkerne auch, bestand der Komet Hastings aus Clathrateis – gefrorenes Wasser, in dessen Kristallstruktur andere Komponenten eingelagert waren. In unterschiedlichen Tiefen entdeckten sie hohe Konzentrationen von Ammoniak, Kohlenmonoxid, Kohlendioxid, Formaldehyd, Cyanwasserstoff, Methan und Stickstoff als Beimengungen des Wassereises. Ebenso lagen unterschiedliche Konzentrationen von meteorischem Staub vor.
    Noch bevor die Bohrungen begannen, wurde deutlich, dass der Kern von geologischer Stabilität weit entfernt war. Während der Begegnung mit Jupiter war der Asteroid mächtigen Gezeitenspannungen ausgesetzt gewesen, die wiederum zur Bildung von Abwärme geführt hatten. Die Wärme war dabei, sich langsam zur Oberfläche vorzuarbeiten.

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