Sternenfaust - 086 - Vermisst
Einheiten, die Bewohner einer anderen Siedlung zum Raumhafen transportierten, denn die Shuttles waren, soweit er es erkennen konnte, eindeutig nur für den Verkehr innerhalb der Atmosphäre gedacht und nicht weltraumtauglich. Und sie flogen unmittelbar über das Gebiet, in dem das Versteck der J’ebeem lag.
Brekken fluchte lautlos und betete stumm zu den Verwachsenen Göttern, die Überlebenden unentdeckt zu lassen. Doch er konnte sich des Verdachts nicht erwehren, dass die Verwachsenen Götter in diesem Teil der Galaxis wohl keine Macht besaßen.
Oder sie waren anderweitig schwer beschäftigt, denn ein Shuttle löste sich jetzt aus dem Pulk und ging genau dort herunter, wo sich das Versteck der Überlebenden befand …
*
Als Brekken, nachdem die Dronte-Shuttles alle fort waren, knapp zwei Stunden später unter Ausnutzung jeder nur möglichen Deckung zurück zum Lagerplatz kam, fand er seine Befürchtung bestätigt. Seine Leute waren fort. Nur mehrere bis zur Unkenntlichkeit verschmorte Leichen lagen wie weggeworfener Abfall im hinteren Bereich der Höhle.
Brekken setzte sich auf den Höhlenboden und stützte die Arme auf die Knie. Ein Gefühl von Mutlosigkeit überkam ihn, gepaart mit dem absoluter Verlassenheit; und er gab sich dem eine Weile hin, ehe er sich wieder daran erinnerte, dass er noch lebte und Hoffnung bestand, solange er diesen Zustand aufrechterhalten konnte.
Er machte sich keine Illusionen darüber, dass auch nur die geringste Chance bestand, andere Überlebende zu finden. Die Dronte hatten mit Sicherheit alle Gebiete, in denen Rettungskapseln und Shuttles mehr oder weniger sicher gelandet oder abgestürzt waren, gründlich abgesucht und alle Überlebenden entweder getötet oder mitgenommen, um ihnen einen Dronte einzupflanzen. Es war purer Zufall und kaum fassbares Glück, dass sie Brekken dabei übersehen hatten.
Allerdings saß er jetzt auf dieser Welt fest, die von den Dronte gerade verlassen wurde. Auf den anderen, bereits verlassenen Welten, auf die sie bisher gestoßen waren, hatten die Dronte alles zurückgelassen – nur kein einziges Raumschiff. Nicht einmal ein kleines Shuttle; jedenfalls kein funktionsfähiges. Falls Brekken also nicht den Rest seines Lebens auf diesem Planeten verbringen wollte, musste er versuchen, sich zum Raumhafen durchzuschlagen und dort irgendwie an Bord eines kleinen Schiffes gelangen. Eins das klein genug war, um nur wenig Besatzung benötigen, sodass er es kapern konnte. Und selbst wenn ihm das nicht gelang, so würde er hier ohne Weiteres überleben können.
Er hatte immerhin eine Grundausbildung als Temuran-Agent genossen, die ihn mit einigen Fähigkeiten ausgestattet hatte, über die ein normaler J’ebeem nicht verfügte. Deshalb rechnete er sich gute Chancen aus, seinen im Moment noch vagen Plan durchziehen zu können. Er scannte die Umgebung der Höhle, besonders auch den Luftraum und stellte fest, dass keine Dronte-Schiffe mehr in der Nähe waren. Also konnte er zumindest ein gutes Stück des Weges mit Hilfe der Düsen seines Raumanzugs zurücklegen.
Entschlossen machte er sich auf den Weg zur Hauptsiedlung.
*
An Bord der STERNENFAUST, Gegenwart
Einen Augenblick herrschte absolute Stille in der Zentrale beim Anblick der Schiffskennung. Jedem gingen wahrscheinlich ähnliche Gedanken durch den Kopf. Mit Siron Talas und seiner Besatzung verband gerade die STERNENFAUST eine über zwei Jahre währende gute Beziehung, die eines Tages sogar zu einer Freundschaft hätte werden können. Obwohl Frost am Ende der Expedition mit Siron eine heftige Auseinandersetzung gehabt und ihn quasi von ihrem Schiff geworfen hatte, konnte sie doch nicht vergessen, dass sie ihn immer geschätzt hatte. Nicht zuletzt deshalb, weil er einmal auf Mantis VI ihr Leben geschützt hatte.
Ähnliches galt auch für Dr. Brekken Dabruun, der nach der Expedition Chefarzt an Bord der MOND VON KANASH geworden war. Während ihrer gemeinsamen Gefangenschaft bei den Morax hatte er Frost durch die Medizin, die er speziell für sie gegen die harte Strahlung an Bord gemixt hatte, das Leben gerettet. Ohne dieses Mittel, so hatten ihr die Ärzte in der Rehaklinik später nachdrücklich bestätigt, wäre sie nie lebend zurückgekommen.
Frost erinnerte sich noch gut an das, was sie und Brekken einander bei ihrer letzten Begegnung versprochen hatten, nämlich dass jeder für den anderen alles in seiner Macht Stehende tun würde, sollte einer von ihnen einmal Hilfe
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