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Sternenlaeufer

Sternenlaeufer

Titel: Sternenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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Befehl hin aber nicht ausgehändigt werden.«
    Andry erstarrte. »Ich werde derjenige sein, der sie verurteilt. Nicht Cabar, und auch nicht du. Es ist mein Recht.«
    »Wer sagt das?«
    »Dasselbe, was dich dorthin gebracht hat, wo du jetzt bist. Die Macht selbst. Würdest du sie aufgeben? Natürlich nicht. Dann erwarte es auch nicht von mir.«
    Rohan schüttelte traurig den Kopf. »Du hältst ganz besonders stark gerade an dem fest, von dem du am wenigsten verstehst. Hast du einmal darüber nachgedacht, was dein Bruder zu all dem gesagt haben würde?«
    Andrys ganzer Körper erstarrte, als hätte man ihm ein Schwert ins Herz gestoßen. »Sorin ist tot und seine Seele auf dem Wüstenwind verstreut.«
    Auf einmal verstand Rohan, welchen Fehler er an diesem Abend begangen hatte. »Andry – du bist nicht allein. Wir sind hier, deine ganze Familie, alle, die dich kennen und lieben. Wende dich nicht von uns ab.«
    Der junge Mann wirbelte wütend herum. »Das habt ihr doch schon vor langer Zeit getan!«
    »Es war deine Wahl, ein Lichtläufer zu werden.«
    »Welche andere Wahl hätte ich denn treffen können? Warum hätte ich hierbleiben sollen, um irgendeinen kleinen, unbedeutenden Besitz zu regieren, wenn ich werden konnte, was ich jetzt bin? Ehrgeiz liegt in der Familie – warum verurteilst du dann meinen? Andrade wollte, dass ich über die Schule der Göttin und alle Faradh’im herrsche. Wenn die Macht, die mir das verleiht, dir nicht gefällt, dann zum Teufel! Und wenn wir schon über Ehrgeiz sprechen, sieh dir doch deinen Sohn an!«
    Rohan war jetzt ganz ruhig. »Es ist wohl sinnlos, darauf hinzuweisen, dass Pol sich genau wie du exakt in der Stellung befindet, die Andrade ihm zugedacht hat. Aber ich will dir eines sagen: Du hast dein Gesicht von allen außer von Sorin abgewandt. Jetzt, wo er nicht mehr da ist, gibt es nichts mehr, was dich mit uns verbindet, nur noch unsere Liebe für dich. Ich sehe jetzt, dass du für uns keine mehr empfindest.«
    Die blauen Augen weiteten sich in plötzlicher, unerwarteter Qual. Rohan erhob sich und erklärte sehr sanft:
    »Andry, du hast uns nicht verloren. Aber wir fürchten, dass wir dich verlieren könnten.«
    »Fürchtet ihr, mich zu verlieren, oder fürchtet ihr mich?«, kam die bittere Antwort. Und im nächsten Augenblick war er fort.
    Arlis, der in der Halle einfach beiseitegeschoben worden war, blieb einen Moment in der Tür stehen. Er war noch jung genug, um sich durch Andrys rüde Behandlung verletzt zu fühlen, aber gleichzeitig auch alt und Prinz genug, um dies nur dadurch zu zeigen, dass er Rohan mit hochgezogenen Brauen ansah.
    »Ich glaube, er hat dich nicht einmal gesehen«, meinte Rohan müde. »Mach dir nichts daraus. Geh zu Bett, Arlis. Ich komme allein zurecht. Danke.«
    »Wie Ihr wünscht, Herr.«
    Tiefe Müdigkeit erfüllte Rohan, als er zu seinem Schlafgemach ging. Seine Gemahlin saß an ihrem Frisiertisch und bürstete ihr Haar.
    »Sioned, ich bin ein Narr.«
    »Zugegeben«, erwiderte sie heiter. »Was hast du diesmal angestellt?«
    »Ich habe alles so falsch gesagt, wie es nur zu sagen war.« Rohan ließ sich in einen Sessel fallen. »Ich habe sein Urteil infrage gestellt, seine Macht bedroht, ihn verletzt und beleidigt, und ich war verdammt nahe daran, ihn übers Knie zu legen.«
    »Das sind ungefähr alle Fehler, die man ihm gegenüber überhaupt je machen kann«, stimmte sie zu.
    »Werde ich alt und wirr im Kopf? Man erwartet von mir, klug zu sein. Man erwartet, dass ich immer weiß, wie ich mit Menschen umzugehen habe.«
    Sie sah ihn an, und Mitleid glänzte in ihren Augen. »Menschen, mein Lieber. Nicht Familienmitglieder. Das Problem ist, dass er dir zu viel bedeutet.«
    Rohan nickte. »Feylin hat heute Abend fast dasselbe gesagt.«
    »Was machen wir jetzt?«
    »Ich habe nicht die leiseste Ahnung.«
    »Ich denke doch«, murmelte sie.
    Er rutschte unruhig hin und her und gab dann zu: »Pol hat mich gefragt, warum ich niemals handle, ehe ich dazu gezwungen bin. Es sieht so aus, als ob ich jetzt gezwungen bin. Wer war dieser Cousin von Cabar, der sich an Pol herangemacht hat? Barig? Der sollte immer noch in Meadowlord sein. Ich wünsche ihn hier zu sehen. Rufe ihn persönlich herbei, Sioned. Das ist ein direkter Befehl vom Hoheprinzen.«
    »Dann wird bald jedes Bett in Stronghold voll sein. Ich habe gerade mit Riyan auf dem Mondlicht gesprochen und Tallain die Erlaubnis erteilt, Miyon hierherzubringen.«
    »Verdammt!« Nachdem er jedoch einen Moment

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