Sternenstürme
Männer wurden identifiziert, die eine Stunde vor dem Angriff dort herumgelungert hatten. Als die kompakte Gruppe aus Wachen und dem Außerirdischen auftauchte, zückten sie plötzlich verdeckt getragene Elektroschocker und feuerten eine Salve. Die Schüsse streckten die vier Wachen nieder. Leutnant Forster fiel in ein Blumenbeet und zog sich dabei die klaffende Stirnwunde zu. Eine andere Wache brach über einer Sitzbank zusammen und fiel dann auf den Boden, wobei ein Arm in einem unnatürlichen Winkel abstand.
Sar-Say selbst zeigte keinerlei Anzeichen von Angst während des Überfalls. Er ging auf alle viere und hoppelte so schnell davon, dass seine vier Retter im kaum zu folgen vermochten. Dann verschwanden die fünf im Eingang einer U-Bahn-Station.
Ein paar Minuten vor dem Angriff hatte eine Frau, deren Gesicht durch einen geblümten Hut verdeckt wurde, einen Plastikbecher über das Objektiv der Überwachungskamera des Eingangs gestülpt, sodass die Gruppe im nicht überwachten Bereich der U-Bahn unterzutauchen vermochte. Es gab auch keine Kamera, die sie beim Verlassen der U-Bahn erfasst hätte.
»Wenigstens haben wir ihre Bilder«, sagte Lisa zu Mark, während sie hastig zu Abend aßen. »Das ist immerhin etwas.«
»Aber nicht viel«, erwiderte er. »Sie haben Sonnenbrillen und Schlapphüte getragen, lange Haare und Vollbärte gehabt, sodass ihre Gesichter weitestgehend unkenntlich waren.«
»Eine Verkleidung?«
»Entweder das, oder eine Gruppe ultraorthodoxer Juden!«
Lisa kicherte. »Besteht eine Möglichkeit, sie anhand der Kamerabilder zu identifizieren?«
»Mein Chef sagt, die Polizei versucht die Computer darauf zu programmieren, einen Abgleich mit Personen ähnlicher Körpergröße und Bewegungsabläufen durchzuführen. Das bedeutet, dass in den nächsten Stunden viele Unschuldige Besuch von der Polizei bekommen, aber wir haben vielleicht Glück und erwischen einen von ihnen.«
»Was noch?«, fragte sie.
»Sie befragen die Forscher, die Zugang zu Sar-Say hatten, und überprüfen ihre E-Mail-Konten. Einer von ihnen ist vielleicht unvorsichtig gewesen.«
»Wie hoch ist die Chance?«
»Verdammt nahe null. Und was hast du die ganze Zeit gemacht?«
Sie seufzte. »Ich sitze nur rum und beantworte Fragen über Sar-Say. Ich weiß, es ist dumm, aber ich mache mir trotzdem Sorgen um ihn.«
Mark runzelte die Stirn. »Wieso denn das, um Himmels willen?«
»Ich mag ihn irgendwie. Er ist kein schlechter Kerl, musst du wissen. Er will halt nur aus der Gefangenschaft entkommen und nach Hause.«
»Und sich die Erde aus purer Gier unter den Nagel reißen.«
Sie seufzte wieder. »Das wohl auch. Ich möchte bestimmt nicht, dass er entkommt, aber ich will auch nicht, dass er getötet wird.«
»Das hätte sich früher vielleicht noch vermeiden lassen, aber wo wir ihm nun auf die Schliche gekommen sind, geht das nicht mehr.«
Sie schüttelte den Kopf. »Die Frage ist nur, wie seine Komplizen reagieren werden, wenn ihnen dämmert, dass ihr Plan undurchführbar ist. Sie werden ihn bestimmt nicht wieder ans Harvard-Institut überstellen. Mit größter Wahrscheinlichkeit werden sie ihn töten, um sich selbst zu schützen.«
»Im Moment wäre es mir auch am liebsten, wenn wir ihn mit dem Gesicht nach unten in der Bucht treibend fänden.«
»Versteh mich nicht falsch«, sagte sie. »Es wäre mir auch lieber, er würde sterben, als zu entkommen. Aber ich hoffe trotzdem, dass wir ihn lebendig zurückbekommen – und wenn auch nur aus dem Grund, dass ich zu viel Zeit investiert habe, ihm Standard beizubringen, als dass meine Arbeit für die Katz’ gewesen sein soll.«
Er nickte. »Seine Rede war schon irgendwie faszinierend, nicht?«
Sie pflichtete ihm bei. »Er hätte mich fast überzeugt, obwohl ich es eigentlich besser weiß!«
Sie verbrachten den Rest der hastigen Mahlzeit schweigend, wobei jeder seinen Gedanken nachhing. Zwanzig Minuten später küssten sie sich vor dem Konferenzzentrum, und Lisa verschwand darin. Weil er nichts anderes zu tun hatte, machte Mark kehrt und ging durch die Fußgängerzone zu der Stelle, wo die Entführung sich ereignet hatte.
Er hätte nicht zu sagen vermocht, weshalb er das tat. Er wollte einfach nur die Stelle sehen.
Der Mann, den Gus Heinz Sar-Say vorstellte, erinnerte ihn an die Rasse der Kaylar. Sie waren kurz, breit, hatten keine
Hälse und kugelrunde Köpfe. Ihre Schultern waren breit und die Hüften schmal, was dem Torso die Form eines Dreiecks verlieh. Alle diese
Weitere Kostenlose Bücher