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Sternenzitadelle

Sternenzitadelle

Titel: Sternenzitadelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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 – und versammelten sich um die Neuankömmlinge. Als diese nackten braunen Männer, Frauen und Kinder den Kardinal berührten, machte er eine abwehrende Geste. Ihn ekelte vor diesen Menschen, und er hielt sich ein parfümiertes Taschentuch vor die Nase, das er glücklicherweise eingesteckt hatte, denn er konnte den säuerlichen Geruch ihrer schweißüberströmten Körper kaum ertragen.
    Viel lieber hätte er den Regierungssitz in den Norden verlegt, wo die Eingeborenen geschickte Holzhandwerker waren, aber der Kirchenrat hatte ihn autorisiert, diese neue Stadt neben dem Aven von Daukar errichten zu lassen. Nun hatte er es eilig, Nea-Daukar – nur mühsam war es seinen Ratgebern gelungen, ihn davon abzuhalten, die Stadt Kill-Ville zu nennen – als Beweis syracusischer Genialität entstehen zu sehen.
    Die Behausungen in Bawalo waren noch primitiver als die Daukars. Die Wände bestanden aus miteinander verflochtenen Ästen und waren von Efeu überwuchert, darüber befand sich ein Strohdach. Es gab weder Türen noch Fenster, lediglich einen runden Eingang, den nur die Eingeborenen aufrecht durchschreiten konnten. Die Straßen glichen eher Dschungelpfaden, die durch eine schier undurchdringliche Vegetation führten.
    In seiner Angst zu ersticken, hob der Kardinal den Kopf und blickte sehnsüchtig nach oben. Der majestätische
Lichtstrahl Soäcras zog ihn in seinen Bann, er war voller Magie. Sein Blick ruhte wieder auf den Tropikalen. Er musterte die Brüste der Frauen, die Genitalien der Männer, diese aufregenden Körper – und ein bitterer Geschmack erfüllte seinen Mund.
    »Pater Hectus, sagen Sie Ihren Schäfchen, sie sollen sich von mir fernhalten!«, sagte er gehässig.
    »Dann würdet Ihr sie verärgern. Das ist ihre Art, Fremde willkommen zu heißen«, entgegnete der Missionar.
    »Müssen wir uns ihren Sitten beugen, Pater Hectus?«
    »Eine derartige Forderung könnte sie aggressiv, wenn nicht blutrünstig machen.«
    »Die Interlisten würden sie innerhalb von Minuten zu Asche reduzieren.«
    »Da wäre ich mir nicht so sicher, Eure Eminenz. Sie verfügen über Kenntnisse im Reich der Pflanzen, die sie unberechenbar machen.«
    »Ihre Worte lassen mich ratlos zurück, Pater Hectus. Diese … diese Primitiven scheinen Sie zu faszinieren.«
    »Ich hatte nur Gelegenheit, sie kennenzulernen, Eure Eminenz.«
    Die Mission des Geistlichen stand etwas außerhalb des Dorfes, am Rand einer kleinen Bucht des Niger Grande, wo sich eine große Hütte befand, die aus demselben Material wie die Hütten der Einheimischen gefertigt worden war. Je näher sie der großen Hütte kamen – sie bestand aus mehreren Räumen: Wohnraum für den Missionar, kreuzianischer Gebetsraum, Büro und Krankenzimmer (das gelegentlich von dem Geistlichen in Anspruch genommen wurde, wenn ihn die Einheimischen mit ihren Tränken vom tropischen Fieber befreiten) –, umso besorgter wurde Pater Hectus.

    Die Interlisten hatten ihre liebe Not, sich einen Weg durch die Kinder, die sich um sie scharten, zu bahnen. Sie waren von den Uniformen und den Wellentötern mit den langen Läufen begeistert. Die Frauen jedoch ergriffen lachend die Hände der Exarchen und legten sie auf ihr Bäuche oder Brüste, so als wollten sie den Männern Appetit machen.
    Hectus Bar betrachtete amüsiert das Treiben. Die Sitten dieser Menschen hatten ihn anfangs ebenso überrascht, als er vor fünfzehn Jahren die Stelle von Pater Xautier eingenommen hatte. Der Geistliche war an einem Herzinfarkt gestorben, obwohl Hectus Bar vermutete, dass sein Vorgänger zu große Dosen Aphrodisiaka eingenommen habe. Denn seit dem ersten Tag seines Amtsantritts fand er jeden Abend jemanden in seinem Bett: Frau, Mädchen, Mann oder Junge. Zuerst hatte er sein Keuschheitsgelübde nicht gebrochen. Die Bawaloaner hatten daraus geschlossen, dass Weiß-Gelb (so nannten sie ihn wegen seiner Hautfarbe und seines safrangelben Gewands) andere sexuelle Vorlieben habe, und ihn mit anderen »Spielgefährten« zu verwöhnen versucht: mit lebenden oder toten Fischen und schließlich mit besonders geformten Blättern oder Früchten. Nichts hatte geholfen. Erst als sie ihm wieder junge Frauen anboten, hatte Weiß-Gelb seinen Widerstand aufgegeben und war ein häufiger Gast in den »kleinen Avens« jener Frauen geworden, die Interesse an ihm gezeigt hatten. Schon bald kursierten schmeichelhafte Gerüchte über seine Potenz, und dann wünschten sich alle Frauen, mit dem Missionar zu schlafen. Und wie sein

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